Ein neuer Fehlzeiten-Report des WIdO (Wissenschaftliches Institut der AOK) hat aufgezeigt, dass ein Zusammenhang zwischen einem als fair empfundenen Führungsstil und dem Gesundheitszustand von Arbeitnehmern besteht.
Wütend, verärgert, ungesund
Befragt wurden 2500 Versicherungsnehmer*innen der AOK (Allgemeine Ortskrankenkasse) im Alter von 18 bis 65 Jahren. 12,4 Prozent derjenigen, die angaben, mit dem Führungsstil ihrer Vorgesetzten unzufrieden zu sein, berichteten über emotionale, psychosomatische und auch körperliche Beeinträchtigungen. Von solchen Beschwerden sprachen aber nur 3,3 Prozent der Befragten, die mit dem Verhalten der Führungskräfte zufrieden sind.
Fairness ist gesünder
23,3 Prozent, also fast jeder vierte Befragte, der seine/ihre Chef*in als unfair empfindet, sagte zudem, dass sie in den letzten vier Wochen vor der Befragung nahezu ständig verärgert oder wütend waren. Nur 1,9 Prozent der Beschäftigten einer „fairen“ Führungskraft behaupten ähnliches.
Die Liste geht so weiter: „Unfair“ behandelte Arbeitnehmer leiden unter Erschöpfungszuständen (19,7 Prozent) und Schlaflosigkeit (18,1 Prozent). Im Gegensatz dazu leiden unter Rücken- und Gelenkschmerzen sowie Atemwegs- oder Infektionserkrankungen rund doppelt so viele, unter Kopfschmerzen, Magen-Darm- und Herzleiden knapp dreimal so viele als bei den „zufriedenen“ Kollegen.
Wenn der Führungsstil in einem Unternehmen versagt, verschlechtert sich nicht nur die Gesundheit, sondern auch die Motivation. Laut Report waren zufriedene Mitarbeiter*innen im Jahr durchschnittlich 12,7 Tage krankgeschrieben. Angestellte von als unfair empfundenen Arbeitgeber*innen hingegen im Schnitt 15 Tage. Und wer zufrieden ist, kommt auch häufiger trotz Krankschreibung zur Arbeit: Rund fünf Tage im Jahr mehr.
Von Lustlosigkeit berichten nur 4,6 Prozent derer, die unter fairer Führung arbeiten. Jede*r 5. aber, dessen/deren Arbeitsbedingungen nicht als fair empfunden werden.
Wie kann man für mehr Fairness sorgen?
Eine Studie des Bundesamts für Statistik von 2018 zeigte, dass 89 Prozent der Erwerbstätigen in Deutschland mit ihrer Arbeit zufrieden oder sehr zufrieden waren. 33 Prozent waren sogar sehr zufrieden. Unterschiede bestanden allerdings innerhalb einzelner Berufsgruppen: 91 Prozent der Akademikerinnen und Akademiker sowie 90 Prozent der Führungskräfte gaben an, zufrieden beziehungsweise sehr zufrieden mit der aktuellen Tätigkeit zu sein. Bei den Hilfsarbeitskräften war der Anteil mit 83 Prozent zwar niedriger, aber immer noch hoch.
Fairness ist für viele zwar ein sehr persönliches Thema. Es gibt aber drei wesentliche Punkte, auf die Führungskräfte achten können, um mehr Zufriedenheit bei ihren Angestellten zu bewirken:
Chancengleichheit
Mitarbeiter*innen sollten wissen, dass sie eine faire Chance haben. Wenn sie dafür hart genug arbeiten, sollten sie eine entsprechende Belohnung dafür erhalten. Diese kann in Form einer Beförderung oder eines Bonus ausfallen. Zusätzlich kann man darauf achten, dass Aufgaben, Aufmerksamkeit und Feedback fair aufgeteilt werden. In Meetings sollte generell die Möglichkeit bestehen, sich frei zu äußern und Ideen mit einbringen zu können. Wer aktiv teilnehmen kann, hat automatisch bessere Chancen sich positiv bemerkbar zu machen.
Transparenz und Kommunikation
Man kann Belohnungen natürlich nicht gleichermaßen verteilen. Sie sollen für außergewöhnliche Arbeitsleistung eingesetzt werden. Trotzdem muss der Prozess, durch den die Belohnungen vergeben werden, erkennbar und fair sein. Wenn die Mitarbeiter*innen sehen, dass der Prozess der Belohnungen transparent ist, die Kommunikation funktioniert und es ein klares Belohnungssystem gibt, steigt auch automatisch die Motivation. Das liegt daran, dass Belohnungen erreichbar sind und sie das Gefühl haben, dass harte Arbeit geschätzt wird.
Regelmäßiges Feedback
Mitarbeiter*innen zu loben, ist eine tolle Sache! Wenn aber am Ende des Jahres kein Bonus dabei rausspringt, bringt auch das nur wenig. Arbeitgeber*innen und Arbeitnehmer*innen müssen sich kontinuierlich austauschen: Über das, was erwartet wird, was erreichbar ist und wann und wie besonderer Einsatz entlohnt wird. Dazu gehört Ehrlichkeit und Offenheit, denn nur so ist eine konstruktive Kommunikation möglich.
Wenn jemand nicht genug leistet, ist es wichtig, dies fair aber zeitig mitzuteilen. Nur so kann die Person sich bessern. Das gilt aber auch umgekehrt: Wer sich durch die Führungskraft schlecht behandelt und überfordert fühlt, muss dies ansprechen. Es darf nicht bis zum Ende des Jahres gewartet werden. Menschen fühlen sich besonders dann unfair behandelt und ausgeschlossen, wenn man nicht genügend mit ihnen kommuniziert.