Langsam muss man als Schwuler denken, den Konzertveranstaltern dieser Republik sind Menschenrechte egal. Wieder haben sie Hasssänger Elephant Man auf eine Europatournee eingeladen.
Erst im letzten Jahr hatte der Druck der Schwulenverbände, der Politik und nicht zuletzt der Presse erfolgreich eine Tour des gleichen Hasssängers verhindern können. Seit dem hat sich in der Meinung Elephant Mans wenig geändert. Zwar beteuern die Veranstalter der Tour, dass es nicht zur Aufführung schwulenfeindlicher und volksverhetzender Lieder kommen soll, dennoch hat sich der Künstler nach wie vor nicht von seinen früheren Aufrufen zum Homomord distanziert.
Volker Beck von den Grünen hat zwischenzeitlich beim Bundesinnenministerium beantragt, kein Schengenvisum für Elephant Man auszustellen und auch der LSVD protestiert gegenüber den Konzertveranstaltern aufs Schärfste gegen das Vorhaben, trotz Kritik und Absagebitten, nicht auf das Konzert verzichten zu wollen:
Der Interpret hat sich nie von seinen Mordaufrufen distanziert. In Jamaika bringt er die Songs "A Nuh Fi Wi Fault", "We Nuh like Gay" und "Log on" regelmäßg zur Aufführung.
Auch Elephant Man hetzt von jamaikanischen Dancehall-Bühnen herab seine Fans auf und sorgt immer wieder für schwulenfeindliche Gewalt auf der Karibikinsel. Er trägt so zu der besonders problematischen Situation in Jamaika bei, wo neben den homophoben viktorianischen Strafgesetzen aus der Kolonialzeit auch die minderheitenfeindlichen Hasstexte mehrerer Dancehall-Interpreten eine von religiösem Fanatismus und hysterischer Schwulenhatz geprägte Atmosphäre der Gewaltbereitschaft verschärfen. Immer wieder kommt es zu brutalen Übergriffen gegen (vermeintlich) schwule Männer und zu Morden an LSBT-Menschenrechtsverteidigern.
2007 definierte ein Vertreter des »Jamaican Forum for Lesbians, All-sexualls and Gays« (J-Flag) gegenüber dem Lesben- und Schwulenverband die homophobe Situation wie folgt: »Homophobie existiert auch in anderen karibischen Ländern, aber leider ist Jamaika das homophobste von allen. Nirgendwo sonst gab es so viele Übergriffe durch aufgehetzte Leute, so viele Morde und so häufig öffentliche Proklamationen unserer homophoben Einstellung, und das aus allen Kreisen unserer Gesellschaft, einschließlich Politiker und Regierungsvertreter. (.) Die Homophobie hier ist eigentlich nicht zu erklären, so ausgeprägt wie sie ist, und wir haben ähnliches aus der unmittelbaren Nachbarschaft in der Karibik nicht zu hören bekommen«. J-Flag bittet uns, gegen Auftritte von Elephant Man und von anderen jamaikanischen Interpreten hierzulande vorzugehen. Vor Ort sind ihnen die Hände gebunden. Wir solidarisieren uns mit unseren Freundinnen und Freunde in Jamaika.
Wir meinen, dass Interpreten, die zuhause zu Mord und Totschlag aufrufen, hierzulande kein Forum geboten werden darf. Dafür haben wir nicht all die Jahre gekämpft. Wir lassen uns das Stückchen Toleranz, das wir hier erstritten haben, von niemandem kaputt machen. Da appellieren wir an Ihre Solidarität. Bitte teilen Sie das auch Ihrer Geschäftsführung mit und sorgen Sie dafür, dass der Auftritt nicht stattfindet. ck
UPDATE 16.9. 13:20 UHR:
Soeben meldet der LSVD auf seiner Internetseite, dass das Konzert in Mainz-Kastel abgesagt wurde:
Unser Protest zeigte Wirkung: Soeben haben wir vom Geschäftsführer der Europalace GmbH in Mainz-Kastel, Lutz Kretschmann, erfahren, dass man sich entschieden hat, das für den 16.09.09 geplante Konzert mit Elephant Man abzusagen. Von der minderheitenfeindlichen Einstellung und den homophoben Songs des Interpreten habe man nichts gewusst. Solches Gedankengut passe überhaupt nicht ins geschäftliche Konzept der Europalace GmbH, wo auch immer wieder Lesben- und Schwulen-Discos stattfinden.Wir begrüßen diese Entscheidung. Die Veranstalter zeigen beispielhafte Courage und Verantwortungsbewusstsein. Wir fordern nunmehr die Geschäftsleitung des Düsseldorfer Rheingold Club auf, dem Beispiel der Mainzer Kolleginnen und Kollegen zu folgen, Elephant Man auszuladen. Dort weigert man sich mit der fadenscheinigen Begründung, Elephant Man habe zugesichert, auf der Veranstaltung nichts schwulenfeindliches zu singen. Was er darüber hinaus tue, gehe den Veranstalter nichts an. Das ist eine absolut beschämende, verantwortungslose und feige Vogel-Strauss-Haltung. Hassparolen und Mordaufrufe gegen Lesben und Schwule müssen bekämpft werden. Würde der Rheingold Club Antisemiten auf die Bühne lassen, wenn sie nur versprechen, an diesem einen Abend brav zu sein? Interpreten, die menschenverachtendes Gedankengut im Repertoire führen, darf weder in Düsseldorf noch sonstwo eine Bühne geboten werden. Quelle: Klaus Jetz / LSVD