Eben noch hat der kleine Parteitag der Berliner FDP einen Forderungskatalog für die rechtliche Gleichstellung von Schwulen und Lesben beschlossen und veröffentlicht - und jetzt fällt den Liberalen Homos ausgerechnet die Bildungsexpertin der eigenen Partei in den Rücken. Die heißt Miefke Senftleben, sitzt für die Liberalen im Bundestag, ist Mathematiklehrerin und Mutter von fünf Kindern. Und sie hat sich jetzt offen über die Art und Weise beklagt, wie in Berliner Schulen mit dem Thema Homosexualität umgegangen wird: nicht zu wenig und zu altbacken, sondern zu offensiv und zu frisch.
Die Bildungsexpertin findet es nämlich anrüchig, wenn sich Schüler in der neunten oder zehnten Klasse in Rollenspielen mit Homosexualität auseinandersetzen. Konkret bezieht sie ihre Kritik auf ein Rollenspiel, das vom Berliner Landesinstitut für Schule und Medien (LISUM) entwickelt wurde. Darin heißt es unter anderem: "Du sitzt an der Theke einer Schwulenbar und könntest heute eigentlich einen hübschen Mann in deinem Bett gebrauchen. Ein Neuer betritt den Raum, den du eigentlich ganz schnuckelig findest. (Wie) ergreifst du deine Chance?" Reaktion der FDP-Frau aus dem Bundestag: Ich halte solche Themen in den Rollenspielen für Jugendliche für völlig daneben! Schließlich handelt es sich hier um 14- bis 15-jährige Schüler."
Während der Berliner Bildungssenator jetzt prüfen will, ob die gleichen Ziele nicht auch durch eine weniger saloppe Wortwahl erreicht werden könnten, hat der Lesben- und Schwulenverband Deutschland (LSVD) die züchtig-zopfige FDP-Dame jetzt erstmal gefragt, ob sie denn die gleiche Empörung an den Tag legen würde, wenn sich das Rollenspiel in einer Hetero-Bar mit heterosexuellen Jugendlichen abgespielt hätte.
Aber vielleicht hat man die liberale Bildungsfrau auch einfach nur überall falsch verstanden. Wenn sie jemals in einer Schule als Lehrerin gearbeitet hat, dann wird sie wissen, dass das kritisierte Rollenspiel rein sprachlich haarscharf am heutigen Jugendslang vorbeigeht...