Das durch die Unterschrift des südafrikanischen Vize-Präsidenten gültig gewordene Gesetz zur Gleichstellung homosexueller Partnerschaften verändert den ganzen Kontinent. Die Entscheidung des als intellektuellen Vorreiter wahrgenommenen Landes führt bereits jetzt dazu, dass sich die Medien vieler Nachbarstaaten erstmals mit dem Phänomen auseinandersetzen. Gerade in den englischsprachigen Ländern im Osten und Süden des Kontinents galt Schwulsein bislang als unafrikanisch" und pervers".
Viele der aktuell erschienenen Berichte versuchen einen historischen Abriss der Homosexualität zu geben und die medizinischen und moralischen Aspekte zu diskutieren. Gleichzeitig wird nach regionalen Persönlichkeiten gesucht, die als schwul gelten, ohne eine Verurteilung vorzunehmen. Ein positives Beispiel ist Mozambique, wo die staatliche Nachrichtenagentur AIM im letzten Monat einen Vertreter des Menschenrechtskomitees zum Thema Diskriminierung von Lesben und Schwulen interviewte. Selbst Regierungsvertreter haben zugesagt, sich um die rechtliche Situation zu kümmern, nachdem dieses Thema noch vor wenigen Wochen ein gesellschaftliches Tabu war. Im Gegensatz dazu stehen Berichte in den portugisisch sprechenden Ländern wie Angola, wo mit einem kritischeren Ton über die neue Lage in Südafrika berichtet und kaum ein Bezug zu den sexuellen Minderheiten des eigenen Landes hergestellt wird.
In Bukina Fasos größter Wochenzeitung fand sich ein Beitrag unter dem Tenor Fortschritt oder Rückschritt", der über die Gewohnheiten im alten Griechenland bis hin zu den KZ-Morden von mindestens 800.000 Schwulen in Deutschland reichte. In typisch afrikanischer Sichtweise wurde die Befürchtung ausgesprochen, dass homosexuelle Lebensweisen nicht zur Vermehrung der Bevölkerung beitragen. In Kamerun wurde in diesem Jahr bereits eine breite Outing-Kampagne in den Medien geführt, die zu Höchstauflagen der beteiligten Zeitschriften führte. Le Messager" brachte Dienstag ein Foto von sich zwei küssenden Männern und äußerte die Erwartung, dass sich bald andere afrikanische Länder dem Beispiel Südafrikas anschließen werden, nicht ohne einen Hinweis auf die Entweihung der Institution der Ehe.
Negativ sind die Reaktionen in den Ländern Kenia, Uganda, Zimbabwe, Tanzania und Nigeria, die dort vor allem von den anglikanischen Kirchen getragen werden. Besonders in Uganda wurden in der Vergangenheit Medien für eine positive Berichterstattung bestraft. Die Regierung des Kongo ließ verlautbaren, dass es in ihrem Land keine Homosexualität gäbe.