Nichts bezieht sich nicht auf den Sinn des gestrigen Runden Tisches gegen Homophobie. Dieser ist, verfolgt man die neuesten Meldungen über gewaltsame Übergriffe auf Schwule und Lesben, mehr als sichtbar. Nichts bezieht sich auf die Ergebnisse der Veranstaltung. Es kam nicht einmal zu Lippenbekenntnissen und es drängt sich der Verdacht auf, dass hier ein Integrationsbeauftragter Imagepflege betreiben wollte.
Schon im Vorfeld war Kritik an der Einladungspolitik Günter Pienings laut geworden (blu berichtete), diese bestätigten sich im Verlauf des Gesprächs. So wurden weder die Vorschläge des LSVD Berlin-Brandenburg für konkrete Maßnahmen gegen Homophobie aufgenommen, noch wurde eine Folgeveranstaltung verabredet. Konkret hatte der LSVD gefordert, eine Resolution zu verabschieden, die den schwulenfeindlichen Hetz-Artikel, der in dem deutsch-arabischen Magazin al-Salam erschienen war, scharf verurteilt (blu berichtete). Auch die Akzeptanzkampagne Liebe verdient Respekt fand keine Unterstützung und so endete die Veranstaltung ohne ein einziges konkretes Ergebnis. Dies kritisiert der LSVD Berlin Brandenburg in einer Mitteilung aufs Schärfste:
Es ist ein Trauerspiel, dass der Integrationsbeauftragte den Dialog zwischen muslimischen und homosexuellen Organisationen nicht nachhaltig fördert und mit einer einmaligen Veranstaltung abtun will. Das in der schwul-lesbischen Community verbreitete Unbehagen darüber, dass Politik und Verwaltung Homophobie, Diskriminierung und Gewalt nicht ernst genug nehmen, wird man so nicht entkräften können. Das Unsicherheitsgefühl und die Zahl der Pöbeleien hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Wie virulent das Problem homophober Gewalt ist, hatte erst gestern wieder ein Überfall auf zwei Lesben in Berlin-Hellersdorf gezeigt. Es ist an der Zeit, dass Politik und Verwaltung dieser Herausforderung mit ernst zu nehmenden und nachhaltigen Maßnahmen begegnen.
Um den bundesdeutschen blu-Lesern einen Eindruck über den Integrationsbauftragten Herrn Piening zu vermitteln, hier ein Leserkommentar aus dem Berliner Tagesspiegel:
Ach, den gibt es auch noch?
"sein Ziel sei dann erreicht, wenn sein Posten überflüssig werde", mit dieser Aussage hat er ja seine Arbeits-Motivation klar dargelegt. Kein normaler Mensch würde doch darauf hin arbeiten, selbst nicht mehr notwendig zu sein. Ganz im Gwegenteil hat er es ja sogar geschafft, seine Stelle zu einer unbefristeten zu machen. Das wird wohl die Belohnung des Senats dafür sein, daß Piening nie in Erscheinung tritt, sich somit auch nirgendwo unbeliebt macht oder jemand auf die Füße tritt. Was Bequemeres als Piening kann sich der Senat doch gar nicht wünschen. Ich bin jedesmal wieder überrascht, wenn P. in den Medien erwähnt wird. "was denn, den gibt es noch?"
(Quelle: Der Tagesspiegel 1.6.2008 / Mehr Verwalter als Gestalter)
ck