Der Dachverband der Psychologen in Albanien hat am Samstag Konversionsverfahren verboten. Kein staatlich anerkannter Psychologe im Land darf diese „Therapie“ in Zukunft durchführen. Obwohl es keine staatliche Entscheidung war, ist sie rechtskräftig – und Albanien damit nach Deutschland und Malta das dritte europäische Land, in dem die sehr umstrittenen Verfahren untersagt sind.
Es war ein Paukenschlag, mit dem viele Queeraktivisten in Europa nicht gerechnet haben: Der Dachverband der Psychologen in Albanien hat am Wochenende Konversionsverfahren verboten. Da alle Psychologen in Albanien Mitglied im Verband sein müssen, darf keiner von ihnen in Zukunft Konversionsverfahren anbieten, weder für Jugendliche, noch für Erwachsene. Andernfalls droht der Verlust der Lizenz.
Die größte Queerorganisation des Landes, Pink Embassy, begrüßte gegenüber AP News die Entscheidung. In einer Erklärung stellte die Organisation fest, dass sich der Verband nun in vorderster Reihe der Institutionen befände, die die Rechte von Queers akzeptieren und voranbringen. Der Leiter von Pink Embassy, Altin Hazizaj, fügte hinzu:
„Obwohl es nur wenige Berichte über den Einsatz solcher Therapien in Albanien gab, war es ein ernsthaftes Problem, sie zuzulassen“
Albanien gesellt sich zu Deutschland und Malta
Erst vor zwei Wochen hatte Deutschland die Verfahren an Kindern und Jugendlichen verboten (wir berichteten), Malta legte vor mit einem Komplettverbot. In Spanien und Großbritannien wird derlei noch heiß diskutiert. In der Schweiz gab der Schweizerische Berufsverband für Angewandte Psychologie (SBAP) Ende Februar bekannt, dass er die Verfahren ablehne und ein landesweites Verbot anstrebe. In Österreich stimmte der Nationalrat letzten Juli für ein künftiges Verbot der Verfahren an Minderjährigen.
Zwar ist die Entscheidung in Albanien keine der Regierung, dennoch ist es ein sehr positives und wichtiges Signal für die albanische Queercommunity. Sie untersagt die oft durch menschenfeindliche Methoden wie Elektroschocks verstärkte Therapie vollends. Zudem seien die Entscheidungen des Verbands rechtsgültig und es würden keine Hürden drohen, erklärte Pink Embassy. Hazizaj verdeutlichte:
„Dies ist die endgültige Entscheidung, die weder durch die Legislative noch durch die Exekutive gehen muss, um in Kraft zu treten“
Albanien Spartacus
Im Spartacus Gay Travel Index 2020 kam das Land auf Platz 78
Albanien ist seit 2014 offizieller Beitrittskandidat der Europäischen Union. Das Land, das zwischen Griechenland und Montenegro und gegenüber der Stiefelspitze Italiens liegt, ist in Fragen des Queerrechts oft gespalten. Einer eher konservativen Einstellung der Bevölkerung stehen fortschrittliche Antidiskriminierungsgesetze gegenüber – die anders als in vielen Ländern auch für die sexuelle Identität gelten.