Argentinien hat eine landesweite Einstellungsquote für Trans*-Menschen beschlossen. Sie soll helfen, die strukturelle Ausgrenzung von Transvestiten, Transsexuellen und Transgender zu beenden.
Argentiniens Präsident Alberto Fernández unterzeichnete am 4. September ein Dekret, das eine landesweite Einstellungsquote für Trans*-Menschen festlegt – 1 % der Arbeitsplätze im öffentlichen Sektor werden mit Transvestiten, Transsexuellen und Transgender besetzt.
Zur Erfüllung der Quote soll laut Página 12 ein Register eingerichtet werden. Transvestiten, Transsexuelle und Transgender, die im öffentlichen Bereich arbeiten möchten, können sich freiwillig registrieren lassen. Um sich für eine der Stellen zu qualifizieren, muss keine Änderung des Geschlechtseintrags stattgefunden haben. Außerdem soll es möglich sein, Stellen für Transvestiten, Transsexuelle und Transgender zu reservieren, die ihre Ausbildung noch nicht abgeschlossen haben.
FÜR EIN NATIONALES GESETZ DER QUOTE UND INKLUSION VON TRANS
Argentinien steht nun vor der Herausforderung, die Umsetzung der Richtlinien des Dekrets sicherzustellen. Denn die größte Provinz Argentiniens, die Provinz Buenos Aires, führte eine solche Quote, wonach 1 % der Beamten Transgender, Transsexuelle oder Transvestiten sein müssen, schon 2015 ein. Vollständig umgesetzt wurde sie jedoch nie, lediglich ein paar Gemeinden bemühten sich darum, die Stellen entsprechend zu besetzen.
Dennoch feierten LGBTIQ*-Organisationen in Argentinien die Entscheidung. Die Organisation Mujeres Trans Argentina, die sich für die Rechte von Transgender-Menschen in Argentinien einsetzt, bedankte sich persönlich bei Alberto Fernández und Elizabeth Gómez Alcort, der Ministerin für Frauen, Geschlecht und Vielfalt. Die Entscheidung sei ein historischer Schritt für Argentinien.
WIR FEIERN DIESE POLITISCHE ENTSCHEIDUNG, DIE DEN ANSPRUCH AUF DIE ANERKENNUNG HISTORISCH VERWEIGERTER RECHTE BEGLEITET.
Lieber Alberto Fernández, diese Entscheidung ist SOZIALE GERECHTIGKEIT.
Dank an Eli Gomez Alcorta und dem Ministerium für Frauen, Geschlecht und Vielfalt
Damit im Volk LIEBE und GLEICHHEIT herrschen
Transgendermilitanz + nationale Volksregierung = Politik für alle 🏳️⚧
Diskriminierung nicht nur in Argentinien
Die neuen Maßnahmen sollen dazu beitragen, die strukturelle Ungleichheit zu beenden und Trans*-Frauen besser vor Arbeitslosigkeit oder Sexarbeit zu schützen. „Jeder Transvestit, Transsexuelle und Transgender hat das Recht auf menschenwürdige und produktive Arbeit unter gerechten und zufriedenstellenden Arbeitsbedingungen“, heißt es hierzu im Dekret.
Eine im Jahr 2017 durchgeführte Umfrage des Ministerio Público de la Defensa (Amt des öffentlichen Verteidigers der Stadtregierung von Buenos Aires) ergab, dass Transgender und andere sexuelle Minderheiten in Argentinien häufig Diskriminierungserfahrungen am Arbeitsplatz machen oder aufgrund von Vorurteilen oft gar nicht erst eingestellt werden. Damals gaben nur 9 % der 169 befragten Transgender-Frauen und Transvestiten an, auf dem formellen Arbeitsmarkt beschäftigt zu sein. 70 % verdienten ihr Einkommen durch Sexarbeit.
Trans*-Personen in Deutschland stehen vor ähnlichen Herausforderungen. Eine am 2. September vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) und der Universität Bielefeld veröffentlichte Studie belegt, dass 43 Prozent der Trans*-Personen in Deutschland am Arbeitsplatz diskriminiert werden, sieben Prozent sogar häufig (wir berichteten).