David Stuart vom Londoner STI-Präventions- und Behandlungszentrum „56 Dean Street“ ist tot. Am 12. Januar starb der gebürtige Australier im Alter von nur 54 Jahren plötzlich und unerwartet in London.
Am 12. Januar gab das Londoner STI-Präventions- und Behandlungszentrum „56 Dean Street“ den plötzlichen und unerwarteten Tod von David Stuart bekannt.
„Mit großer Traurigkeit geben wir den plötzlichen Tod unseres Kollegen und Freundes David Stuart bekannt.“
„David hat in den letzten 8 Jahren in der Dean Street 56 als Leiter der Abteilung für Drogenmissbrauch mit Schwerpunkt Chem Sex gearbeitet. Er leistete mit seiner Arbeit Pionierarbeit und widmete seine Zeit als Fürsprecher, Aktivist, Unterstützer, Aktivist, Dozent und Forscher. David ist für seine unermüdliche Arbeit mit Schwulen-, Bi- und Queer-Communities international bekannt und respektiert, die er mit Leidenschaft, Einfühlungsvermögen und Freundlichkeit ausgeübt hat.“
„Seine Arbeit mit unseren Patienten hat zweifellos viele Leben gerettet und sein Verlust ist unermesslich.“
„Super Hero der LGBTIQ*-Community“
Stuart beobachtete das Szene-Phänomen Chemsex seit mehr als 15 Jahren und galt als Pionier auf dem Gebiet. Auf seiner Webseite beschrieb er den Beginn seiner Arbeit: „Meistens werde ich mit dem kulturellen Phänomen ‚Chemsex‘ in Verbindung gebracht. Das ist wahrscheinlich fair und angemessen; mir wird nachgesagt, dass ich derjenige bin, der den Begriff ‚Chemsex‘ zum ersten Mal geprägt hat (was durchaus stimmen könnte; ich kann mich daran erinnern, dass ich das Wort erfunden habe - aber ich war zu der Zeit sehr high).“
„Kurz nach diesem speziellen Drogenrausch (der etwa ein Jahrzehnt dauerte) fand ich mich nüchtern wieder, mit einer Vorstrafe wegen Drogenhandels, einer beträchtlichen Ansammlung von Traumata und mit einem Feuer in meinem Bauch, das mich dazu brachte, das Bewusstsein für Chemsex zu schärfen; aber das Feuer in meinem Bauch war größer, breiter als Chemsex, und es führte mich auf verschiedene Wege.“
David Stuart trug aber auch wesentlich zur Aufklärung bei. Er brachte das Thema Chemsex an die Öffentlichkeit und schärfte das Bewusstsein für die Probleme und Schäden, die dadurch entstehen können. Dabei ging es ihm stets darum, zum Nachdenken anzuregen. Denn Chemsex bedeutet nicht einfach nur, Drogen im Zusammenhang mit Sex zu nehmen. Vielmehr handelt es sich um ein weit verbreitetes Phänomen der zeitgenössischen schwulen Kultur, „das mit Sucht, Kontaktkultur, Selbstverständnis, sozialen Vorurteilen, verinnerlichter Homophobie und der tiefgreifenden Isolation des modernen Lebens zu tun hat“, wie Stuart 2018 in einem auf YouTube ausgestrahlten Interview mit „Voices in the Dark“ erklärte.
In den letzten acht Jahren hatte Stuart in der 56 Dean Street als Leiter der Abteilung für Drogenmissbrauch mit Schwerpunkt ChemSex gearbeitet. Er beriet Regierungen vieler Länder und unterstützte bei der Entwicklung einer öffentlichen Gesundheitspolitik mit Beratungsangeboten und Anlaufstellen in Bezug auf Chemsex.
Am 28. Januar wäre David Stuart 55 Jahre alt geworden.
Ein kurzer Dokumentarfilm von Chidi Nobi über David Stuart aus dem Jahr 2016.