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Luigi Mangione
Es gibt Kriminalfälle, die nach kurzer Zeit aus den Schlagzeilen verschwinden – und dann gibt es Luigi Mangione. Der 26-jährige Dateningenieur aus New York steht unter Verdacht, am 4. Dezember 2024 Brian Thompson, den CEO von UnitedHealthcare, in Manhattan erschossen zu haben. Während das Gerichtsverfahren gegen ihn läuft, bleibt der Fall weiterhin ein großes Medienthema – vorwiegend aber nicht wegen der Schwere der Anschuldigungen, sondern wegen der Resonanz in der Öffentlichkeit.
Trotz der laufenden Ermittlungen und der drohenden juristischen Konsequenzen hat sich um Mangione eine regelrechte Fangemeinde gebildet. Social-Media-Trends, Spendenaktionen und zuletzt Berichte über angebliche Sextapes haben den Diskurs weiter angeheizt.
Sextapes und Spendenkampagnen – neue Wendungen im Fall Mangione
In den vergangenen Tagen sorgten Berichte über vermeintliche private Videos des Angeklagten für Schlagzeilen. Laut The Sun soll Mangione vor seiner Verhaftung rund 20 professionell produzierte Aufnahmen erstellt haben. Unabhängig von der Authentizität dieser Behauptungen haben sie die öffentliche Debatte weiter befeuert. Während die einen schockiert sind, bejubeln andere ihn nun als Sexsymbol.
Allerdings haben diese neuen Enthüllungen seiner Popularität keinen Abbruch getan. Eine über GiveSendGo organisierte Spendenkampagne zur Unterstützung seiner Verteidigung hat bereits über 647.000 US-Dollar gesammelt. In den Kommentarspalten äußern Unterstützer Solidarität, während Kritiker die wachsende Verklärung eines mutmaßlichen Täters hinterfragen.
Vom Verdächtigen zur Symbolfigur
Unter dem Hashtag #FreeLuigi formiert sich in sozialen Netzwerken eine breite Unterstützerbewegung. Während einige ihn als Justizopfer sehen, deuten andere die Tat als Akt des Protests gegen das US-amerikanische Gesundheitssystem – immerhin war Thompson Chef eines der größten Versicherungsunternehmen des Landes.
Aber der Support beschränkt sich nicht nur auf Social Media. Seit seiner Verhaftung hat Mangione unzählige Briefe von Unterstützern erhalten. In einer kürzlich veröffentlichten Erklärung bedankte er sich öffentlich für die Briefflut und betonte, dass die Solidarität ihn durch diese Zeit trage. Die Initiative Letters for Luigi dokumentiert die massive Briefwelle und ruft Menschen dazu auf, ihm weiterhin Nachrichten zu senden.
Seine letzte Gerichtsanhörung am 21. Februar 2025 zeigte, wie groß die Unterstützung ist: Über 100 Unterstützer:innen versammelten sich vor dem Manhattan Supreme Court, darunter auch bekannte Persönlichkeiten wie Chelsea Manning.
Aber warum löst gerade dieser Fall eine derart emotionale Reaktion aus? Ein Faktor ist sicherlich sein Aussehen – für viele scheint er der „perfekte Antiheld“ zu sein. Aber es geht um mehr als Äußerlichkeiten. Die Tatsache, dass Thompson als CEO eines großen Versicherungskonzerns tätig war, macht Mangione für einige zum unfreiwilligen Symbol des Widerstands gegen ein als ungerecht empfundenes System.
Wenn Verbrechen romantisiert wird: Ein wiederkehrendes Phänomen
Die romantisierte Darstellung mutmaßlicher Straftäter ist nicht neu. Fälle wie Jeremy Meeks, der als „Hot Felon“ bekannt wurde, oder gar historische Persönlichkeiten wie Charles Manson zeigen, dass das öffentliche Interesse an charismatischen Kriminalfällen oft über den juristischen Rahmen hinausgeht.
Kriminalpsychologen warnen dennoch davor, dass eine unreflektierte Verklärung von Angeklagten die Wahrnehmung von Recht und Unrecht verzerren kann.
Wie geht es weiter?
Mangione bleibt bis auf Weiteres in Untersuchungshaft, während sein Prozess fortgesetzt wird. Die nächste Verhandlung ist für den 26. Juni 2025 angesetzt. Der Ausgang des Falls bleibt offen – genauso wie die Frage, welche Rolle die öffentliche Meinung auf den Verlauf der Verfahren und die Wahrnehmung von Justiz im digitalen Zeitalter spielen wird. *Quellen: The Sun, New York Post, AP News, LuigiMangioneInfo.com