Zwar gebe es Menschen mit geschlechtsspezifischen „Anomalien“, aber eine „Tyrannei der Minderheiten“ dürfe es in Russland nicht geben, schrieb die Vorsitzende des Föderationsrats Valentina Matviyenko am 8. März in einer Botschaft zum Internationalen Frauentag in einem Blog auf der Website des Rates.
„Wir verwechseln keine Geschlechter. Männer und Frauen sind das biologische, soziale und kulturelle Rückgrat von Gemeinschaften“, so Matviyenko, eine enge Verbündete von Präsident Wladimir Putin und als Vorsitzende des Föderationsrates die mächtigste Frau Russlands.
„Deshalb gibt es in unserem Land keine gefährlichen Geschlechterspiele und wird es auch nie geben. Nicht in Kindergärten, nicht in Schulen, nicht in der Bildung, nicht in der Politik, nicht in der Gesetzgebung. Überlassen wir es dem Westen, dieses gefährliche Experiment an sich selbst durchzuführen.“
Auf dem Weg des Fortschritts sei auf traditionelle Werte Verlass, meint Matviyenko. „Das sind verlässliche Meilensteine, Orientierungspunkte, um voranzukommen, in eine aufsteigende Richtung. Zunächst einmal sollen sie als Kriterien für Wahrheit und Irrtum, Normen und Abweichungen davon, Gut und Böse dienen.“
Putin gratuliert Soldatinnen
Wie Reuters weiter berichtet, überschlug sich auch Präsident Vladimir Putin mit Wünschen zum Frauentag. „Wir wissen, wie viel im Leben von Ihnen, liebe Frauen, abhängt, von Ihren Bemühungen und Ihrer geistigen Großzügigkeit, wie viel Energie Sie aufwenden, um sich um die Kinder zu kümmern und dafür zu sorgen, dass in der Familie Liebe, Trost und Harmonie herrschen“, sagte Putin in einem Glückwunschvideo, das auf dem Telegramkanal und der Website des Kremls veröffentlicht wurde.
Einen besonderen Dank richtete der Präsident an weibliche Militärangehörige. Deren Mut, Entschlossenheit und Tapferkeit versetze selbst die „härtesten Kämpfer“ in Erstaunen, so Putin.

Foto: Kremlin Press Office / Handout / ANADOLU AGENCY / Anadolu Agency via AFP
International Women's Day in Russia
Putin posiert mit Frauen im Kremlpalast anlässlich einer Medaillenverleihung zum Internationalen Frauentag in Moskau.
Internationaler Frauentag in Russland
Der Internationale Frauentag gehört in Russland zu den wichtigsten Feiertagen des Landes und wurde erstmals vor 110 Jahren begangen. Obwohl von Clara Zetkin als politischer Feiertag ins Leben gerufen, ist er zu einem eher allgemeinen Frauen- und Muttertag verkommen und hat mit dem Grundgedanken, auf immer noch bestehende Diskriminierungen von Frauen aufmerksam zu machen, nichts mehr zu tun. Die russische Verfassung garantiert die Gleichberechtigung von Männern und Frauen, aber Frauen in Russland sind nach wie vor mit Ungleichheiten konfrontiert, und es wird von ihnen erwartet, dass sie der Mutterschaft Vorrang vor der beruflichen Entwicklung einräumen.
Mit der Entkriminalisierung von häuslicher Gewalt hat sich die Situation seit 2017 sogar noch verschlechtert. Gewalt wird seitdem nicht mehr als Straftat behandelt, sondern – sofern sie ein gewisses ‚Ausmaß‘ nicht überschreitet – lediglich als Ordnungswidrigkeit gewertet.