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Fast jeder zehnte Erwachsene in den USA identifiziert sich nicht als heterosexuell, Tendenz steigend, zeigt eine jüngste Gallup-Studie. Besonders auffällig dabei ist der wachsende Anteil bisexueller Menschen. Die Zeiten, in denen Bisexualität unsichtbar oder infrage gestellt wurde, sind vorbei. Vor allem die Frauen der Generation Z (ca. 1996 – 2010) und Millennials (ca. 1980 – 1995) setzen hier ein starkes Zeichen für sexuelle Vielfalt.
Jüngere Generationen gehen offener mit Identität um
Die Art, wie Menschen ihre sexuelle Orientierung und Geschlechtsidentität wahrnehmen, verändert sich mit jeder neuen Generation. Besonders junge Erwachsene aus der Generation Z lösen sich von starren Kategorisierungen und stehen Vielfalt offener gegenüber. Mehr als jede*r Fünfte aus dieser Altersgruppe bezeichnet sich als queer. Auch Millennials zeigen eine zunehmende Akzeptanz, wenn auch in etwas geringerem Ausmaß.
Ein entscheidender Faktor dabei ist die wachsende Sichtbarkeit bisexueller Menschen. Mehr als die Hälfte aller LGBTIQ*-Personen der Studie gibt an, sich nicht nur einem Geschlecht romantisch oder sexuell zugewandt zu fühlen. Besonders in jüngeren Generationen wird Bisexualität zunehmend als selbstverständlich angesehen – ein Zeichen dafür, dass die Vorstellungen von Sexualität immer offener und vielfältiger werden.
Statistiken aus den USA zeigen zudem, dass bisexuelle Menschen häufiger Diskriminierung erleben als homosexuelle oder heterosexuelle Personen. Dies liegt unter anderem an Vorurteilen innerhalb und außerhalb der queeren Community. Der sogenannte „Bisexual Erasure“ – also die Unsichtbarmachung und Infragestellung bisexueller Identitäten – bleibt ein Problem. Doch die jüngeren Generationen leisten einen wichtigen Beitrag, um dem entgegenzuwirken: Indem sie sich zunehmend offen zu ihrer Bisexualität bekennen und für ihre Sichtbarkeit eintreten, tragen sie aktiv dazu bei, dieses Stigma zu brechen.
Geschlecht, Gesellschaft und politische Einstellungen
Neben dem Alter beeinflussen auch andere Faktoren die Identifikation mit der LGBTIQ*-Community. Frauen bezeichnen sich häufiger als queer als Männer – vor allem in jüngeren Generationen. In der Generation Z identifiziert sich etwa ein Drittel der Frauen als LGBTIQ*, während der Anteil bei gleichaltrigen Männern deutlich niedriger ist. Traditionelle Männerbilder und gesellschaftliche Erwartungen könnten eine Rolle dabei spielen, dass sich Männer weniger häufig als queer bezeichnen.
Auch das Umfeld macht einen Unterschied: In großen Städten ist die LGBTIQ*-Identifikation verbreiteter als in ländlichen Regionen. Ein ähnliches Muster zeigt sich in der Politik: Menschen mit liberalen Ansichten bezeichnen sich deutlich häufiger als queer als konservativ eingestellte Personen. Gesellschaftliche Akzeptanz, gesetzliche Fortschritte und soziale Netzwerke tragen dazu bei, dass Menschen in progressiveren Umfeldern offener mit ihrer Identität umgehen. *Quellen: Gallup, Pew Research Centers (2021), Williams Institute (2021)