Foto: AFP/ Alberto Pizzoli
Papst Franziskus
Die italienische katholische Kirche gestattet homosexuellen Männern die Ausbildung zum Priester, sofern sie nicht „die so genannte Schwulenkultur unterstützen“, gemäß den neuen, vom Vatikan genehmigten Richtlinien.
Neue Richtlinien der Bischofskonferenz
Am Donnerstag veröffentlichte die Italienische Bischofskonferenz ein 68-seitiges Dokument, das homosexuellen Männern den Zugang zu Priesterseminaren und Priesterschulen ermöglicht. Voraussetzung ist, dass die Betroffenen „ihre Homosexualität nicht öffentlich zur Schau stellen.“ Personen mit „tief verwurzelten homosexuellen Tendenzen“ oder jene, die die „Schwulenkultur unterstützen“, werden von der Priesterweihe ausgeschlossen.
Die Richtlinien betonen die Bedeutung des Zölibats und fordern eine ganzheitliche Bewertung der Persönlichkeit der Priesteranwärter, um eine harmonische Entscheidung zu gewährleisten. Ziel der Ausbildung ist es, den Zölibat als freiwilliges und lebenslanges Geschenk zu leben.
Papst Franziskus’ Position
Bereits 2013 erklärte Franziskus kurz nach seinem Amtsantritt: „Wenn jemand schwul ist und den Herrn sucht und einen guten Willen hat, wer bin ich dann, ihn zu verurteilen?“ Allerdings sorgte er im Juni für Kontroversen, als er in einem Treffen mit italienischen Bischöfen ein vulgäres Schwulenwort verwendete und sich gegen die Aufnahme schwuler Männer in Priesterseminare aussprach, da es bereits zu viel „frociaggine“ (ein beleidigender römischer Ausdruck für Schwulheit) in den Schulen gebe.
Reaktionen auf die Richtlinien
Die neuen Richtlinien wurden von einigen Beobachtern begrüßt. Francis DeBernardo, Leiter von New Ways Ministry, einer in den USA ansässigen katholischen Hilfsorganisation für LGBTIQ*-Personen, bezeichnete sie als „großen Schritt nach vorn“. „Sie klären frühere zweideutige Aussagen über schwule Priesteramtskandidaten, die ihnen mit Misstrauen begegneten. Diese Zweideutigkeit hat in der Kirche zu viel Angst und Diskriminierung geführt“, erklärte DeBernardo. Jesuitenpater James Martin, ein weiterer Verfechter von LGBTIQ*-Katholiken, begrüßte die Richtlinien ebenfalls und betonte, dass die sexuelle Orientierung allein kein Ausschlusskriterium für die Priesterweihe sein sollte, solange die Betroffenen ein zölibatäres Leben führen können. *Quelle: AFP