Foto: Ferenc Isza / AFP
Beeindruckende Bilder vom CSD in Budapest
Trotz massiven Drucks der rechtskonservativen Regierung auf die LGBTIQ*-Gemeinschaft haben tausende Ungarn in Budapest am CSD teilgenommen.
Es sei die höchste Teilnehmerzahl seit dem ersten Marsch vor 26 Jahren gewesen, sagte eine Sprecherin der Organisatoren, Johanna Majercsik, der Nachrichtenagentur AFP. Ein AFP-Reporter schätzte die Zahl der Demonstranten, die am Samstag mit Regenbogenfahnen und bunten Plakaten durch die Hauptstadt zogen, auf mehr als 10.000.
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Angesichts des umstrittenen LGBTQ-Gesetzes und „der Anti-Homosexuellen-Propaganda“ von Ministerpräsident Viktor Orban hätten viele Menschen „ihre Unterstützung für die LGBTIQ*-Gemeinde“ zeigen wollen, sagte Majercsik. An der bunten Parade durch die Straßen Budapests nahmen auch dutzende Diplomaten aus Auslandsvertretungen in der ungarischen Hauptstadt teil.
CSD 2021 in Budapest, Ungarn
In den vergangenen Jahren war die Veranstaltung immer wieder massiv von Rechtsextremisten gestört worden. In diesem Jahr blieb es bis auf homophobe Beschimpfungen durch Gegendemonstranten ruhig. Die Polizei trennte rund 200 Anhänger ultrarechter ultrarechter Gruppen, unter anderem der Partei Unser Vaterland und der Gruppierung Europäische Patrioten, von den Pride-Teilnehmer*innen.
„Ich war noch nie auf einer Pride-Parade, obwohl ich LGBTIQ*-Menschen immer unterstützt und ihre Probleme verstanden habe“, sagte die 46 Jahre alte, zweifache Mutter Zsofi Varadi im Regenbogen-Shirt. „Aber dieses Jahr bin ich wirklich wütend geworden, da es so viel Propaganda gegen sie gibt.“
Foto: Ferenc Isza / AFP
So richtige Fans ihres Ministerpräsidenten scheinen die Teilnehmer*innen des CSDs in Budapest nicht zu sein ...
Das umstrittene LGBTIQ*-Gesetz zum Verbot von „Werbung“ für Homo- und Transsexualität war vor rund zwei Wochen in Kraft getreten. Bücher zu diesem Thema müssen in Ungarn nun mit dem Hinweis „Verboten für unter 18-Jährige“ versehen werden, Filme zur LGBTQ-Thematik dürfen nicht mehr zu Hauptsendezeiten ausgestrahlt werden. Offizielles Ziel des Gesetzes ist der Schutz von Minderjährigen. Aktivisten sprechen hingegen von einem Schlag gegen die Queer-Community.
Gesellschaftliches Klima verschlechtert sich
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Stolz
Seit das Gesetz Mitte Juni vom ungarischen Parlament verabschiedet wurde, gab es örtlichen Medienberichten zufolge mehrere homophob motivierte Angriffe. Laut Aktivisten wächst die Angst vor Übergriffen innerhalb der Gemeinschaft.
„Um ehrlich zu sein, ist es für mich als genderfluide Person irgendwie beängstigend. Man kann zusammengeschlagen werden oder ähnliches“,
sagte der 16-jährige Artur auf auf dem CSD gegenüber AFP.
Die EU leitete als Reaktion auf das Gesetz ein Vertragsverletzungsverfahren gegen Budapest ein. Europa werde es niemals zulassen, dass „Teile unserer Gesellschaft diskriminiert werden“, erklärte EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen. *AFP/ck