Ivo Šegota und Mladen Kožić kämpften drei Jahre gegen das System, verklagten sogar den Staat – nun haben sie den Kampf gewonnen. Sie wurden die ersten gleichgeschlechtlichen Pflegeeltern Kroatiens. Der Aktivist der queeren Organisation „Rainbow Families“ gab am Montag im Auftrag der beiden bekannt, dass sie endlich zwei Kinder zuhause aufnehmen durften.
Seit 2017 ein entsprechender Antrag von ihnen abgelehnt worden war, klagten die beiden eingetragenen Lebenspartner aus Zagreb gegen die Diskriminierung. Sie kämpften um ihr Recht, Kinder großzuziehen und eine Familie zu gründen. Drei Jahre bestand das Leben des Molekularbiologen Šegota und des Soziologen Kožić nur aus Urteilen, Ablehnungen, Berufungen, Gerichtsterminen. Vor einigen Wochen wurden sie endlich für ihre Ausdauer belohnt.
Dem Erfolg ging ein Urteil des kroatischen Verfassungsgerichts im Februar voraus, demzufolge es verfassungsrechtlich inakzeptabel und diskriminierend sei, wenn gleichgeschlechtliche Paare nicht dieselben Chancen hätten, Kinder zur Pflege aufzunehmen, wie heterosexuelle Paare. Konkret bezogen auf Šegota und Kožić sagte das Gericht, sie dürften Kinder pflegen, wenn sie die Bedingungen erfüllten.
Auch viele kroatische Medien berichten über den Fall. Die Nachricht wird leider nicht von allen positiv aufgenommen.
Für die queere Community geht der Kampf weiter
Daniel Martinovic, Chef von Rainbow Families, einer kroatischen Organisation für queere Familien und alle die es werden wollen, gab am Montag offiziell bekannt: Aus zwei wurde vier, Šegota und Kožić durften vor einigen Wochen zwei Kinder in ihrem Haus aufnehmen. Die Ankündigung wurde am Montag im Namen der frischgebackenen Familie gemacht. Das Ehepaar hatte zuvor erklärt, sich nach Erfolg ihrer Klage aus der Öffentlichkeit zurückziehen zu wollen.
Martinovic gab bekannt:
„Unsere Mitglieder Ivo und Mladen sind sehr glücklich über neuen Zuwachs in ihrem Haushalt“
Er sprach davon, dass das Happy End allen queeren Paaren im Land Hoffnung darauf gäbe, dass sich die Dinge noch ändern könnten – und gab das Versprechen, für eine volle Gleichberechtigung in Ehe und Familie zu kämpfen, einschließlich des Rechtes auf Adoption.
„Es gibt kein Kind, für das es besser wäre, seine Kindheit in einem Waisenhaus zu verbringen, als mit der Unterstützung von Erwachsenen, einschließlich zweier Männer.“
Martinovic im Interview mit der Organisation ILGA Europe im März 2020
Kroatien ist seit 2013 Mitglied der Europäischen Union. In den letzten Jahren konnte die Queercommunity eine schrittweise Verbesserung ihrer Situation verbuchen. Seit 2014 können sich Homosexuelle als Lebenspartner registrieren lassen – dieser Status räumt ihnen fast alle Rechte ein, die auch heterosexuelle Paare haben. Auch die Gesellschaft macht Fortschritte, aber nur langsam. Noch gilt Homosexualität in dem osteuropäischen Land, in dem die katholische Kirche großen Einfluss hat, weitgehend als Tabuthema.