Seit Monaten wird in den USA über eine neue Strategie der rechtsextremen „Alt-Right“-Bewegung geschimpft, gestritten und vorallem gelacht. Am Samstag zog der erste „Straight Pride“ durch Boston. Milo Yiannopoulos machte sich einmal mehr zum Gespött.
Auf Twitter ergießt sich ein Meer von Gespött über die Rechtsradikalen der USA, die versuchen, die queere Befreiungsgeschichte in eine Unterdrückungsgeschichte von Heterosexualität umzudeuten.
Während die Prides (so heißen die CSDs in den USA) immer größer und beliebter werden, konnten sich für die Hetero-Parade am Samstag nur wenige hundert Menschen begeistern lassen. Dabei machte die durch die Trump-Administration besser als je zuvor geölte Medienmaschine der Rechtspopulisten monatelang Werbung über all ihre Kanäle.
Über gezielte Provokationen, wie zum Beispiel der Nutzung von Logos großer Unternehmen wie Netflix als „voraussichtliche Sponsoren“ wurde versucht, Aufmerksamkeit außerhalb der eigenen, zunehmend isolierten Filterblase zu generieren. Netflix schickte seine Anwälte los:
„Sie benutzen das Netflix-Logo, um Ihre Veranstaltung zu promoten, obwohl es trotz des Namens um Hass geht – und nicht um Stolz. Das ist ekelhaft und zutiefst verletzend, aber es ist auch eine irreführende Fehlinformation und bedeutet einen Rechtsmissbrauch. ... Unsere Rechtsabteilung ist hier, sie ist queer und sie sagt: Verzieht euch.“
Die als „Super Happy Fun America“ (das ist keine Satire!) angemeldeten Veranstalter des Hetero-CSD reagierten. Sie strichen das Logo von Netflix durch und warfen dem Unternehmen vor, Heterohass zu fördern.
Wie bei den sogenannten Frauenmärschen der AfD: Mutmaßlich heterosexuelle Männer ohne Frauen.
Typisch Populismus: Viel Lärm um fast Nichts
Ähnlich wie Netflix reagierte auch Boston am Samstag, als der große Tag endlich gekommen war und die durch die LGBTIQ*-Bewegung „unterdrückte Mehrheit“ weißer Heterosexueller sich sammelte und ihren Marsch der Befreiung antrat. Mehrere tausend Gegendemonstranten begleiteten eine an ein Trump-Wahlkampfveranstaltung erinnernde Mini-Demonstration durch die Innenstadt der Millionenmetropole im US-Bundesstaat Massachusetts. Die Geschäfte an der Strecke hatten teilweise geschlossen und Plakate mit ihrer Ablehnung dieser Hassveranstaltung in die Schaufenster geklebt, oder gleich die Regenbogenfahne gehisst.
Tragisch: Internalisierte Homophobie live
Den Höhepunt der von außen betrachtet wirklich surreal wirkenden Veranstaltung bildete die Rede des inzwischen endgülitg schambefreiten ehemaligen schwulen Posterboys der „Alt-Right“-Bewegung Milo Yiannopoulos. Er war der sogenannte Marshall des „Straight Pride“. Bei amerikanischen Prides wird diese Ehre sonst verdienten Kämpfern der LGBTIQ*-Bewegung und Stars wie Ian McKellen oder Cyndi Lauper zuteil,
Ja, das meinen die ernst. Ein Schwuler, der gerne über Vergewaltigungsphantasien durch andersfarbige Gangs fabuliert und in einer Beziehung mit einem schwarzen Afroamerikaner war, hält vor Homohassern eine Rede über angeblich christliche Familienwerte.
Jetzt stand da also ein in einen Schuluniform-Frack gehüllter schwuler weißer Mann mit „Make America Straight Again“-Mütze vor einer handvoll „unterdrückter“ Heteros und erzählt in einer 15-minütigen Rede im Stil evangelikaler Prediger, warum er sich schämt, schwul zu sein und warum er sogenannte „christliche Familienwerte“ vertrete, sie aber nicht immer lebe.
Die schwulenhassenden Rechtsradikalen applaudieren. Kafkaesk!