Fünf lesbische und acht schwule Paare in Japan haben zum Valentinstag Klagen eingereicht, mit denen sie das Recht heiraten zu dürfen einfordern. Gleichgeschlechtliche Ehen sind in Japan bislang nicht erlaubt. Die Gerichtsoffensive soll das ändern
Foto: twitter.com/marriage4all_
Marriage For All Japan
Das Bündnis „Marriage for All Japan“, das die Kollektivklage zur Einforderung gleichgeschlechtlicher Ehen in Japan initiiert hatte, lud anlässlich der Valentinsklage zur Pressekonferenz
Die Klage, mit der die 13 Paare die Ehe für alle in Japan erzwingen wollen, bedient sich eines juristischen Schachzugs. Da im japanischen Gerichtssystem nicht möglich ist, die Verfassung (die für das Verbot gleichgeschlechtlicher Ehen im Land verantwortlich ist) direkt anzugreifen, fordern die Kläger Schadensersatz. Die jeweilige Forderung in Höhe von einer Million Yen (etwa 8.000 Euro) wird mit der Vorenthaltung verfassungsmäßiger Menschenrechte gerechtfertigt, die die Nichtanerkennung ihrer Beziehungen für die Paare bedeutet. Das Geld ist den Klägern dabei eigentlich unwichtig, aber sollte den Klagen stattgegeben werden, würde damit automatisch entschieden, dass der Ausschluss gleichgeschlechtlicher Ehen durch die japanische Verfassung deren eigenen Grundsätzen widerspricht.
Die Kollektivklage war vom Interessenverband „Marriage For All Japan“ vorbereitet und teilweise via Crowdfunding finanziert worden. Die symbolträchtige Einreichung am Valentinstag soll dem Projekt zu mehr Aufmerksamkeit verhelfen. Unter den Klägern waren auch die Deutsche Kristina Baumann und ihre Frau Ai Nakajima. Die beiden hatten 2018 in Deutschland geheiratet, waren bei der Einforderung der Anerkennung ihrer Ehe bei den Behörden in Ai Nakajimas Heimatstadt Yokohama aber gescheitert (blu berichtete).
„Die japanische Gesellschaft ist sehr konservativ“, äußerte Ai Nakajimas anlässlich der Einreichung der Valentinsklage gegenüber BBC. „Trotzdem gibt es unter jüngeren Menschen eine überwältigende Zustimmung für gleichgeschlechtliche Ehen. Politiker sind aber meist älter und sehr zögerlich, wenn es darum geht, Dinge zu ändern (...) Wir sind bereit, mit der Klage bis vor den Obersten Gerichtshof zu ziehen, auch wenn es fünf Jahre dauern könnte, die Sache zuende zu bringen.“
Ein Sprecher von „Marriage For All Japan“ sagte bei einer Pressekonferenz: „Wir kämpfen hier nicht nur im Namen der Kläger, sondern im Auftrag sexueller Minderheiten im Allgemeinen. Es geht bei diesem Fall um die Menschenwürde.“
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Klägerin Ai Nakajima feierte auf Facebook den „denkwürdigen Valentinstag“. Im Foto des Posts steht Ai Nakajima ganz links neben ihrer Frau Kristina Baumann (2. von links)
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Die Klage sorgt weltweit für Aufsehen, aber besonders in Japan. In der Hauptstadt Tokyo zogen sechs Parteien vor Gericht, die restlichen sieben klagten in anderen Provinzen
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Nach der gut besuchten Pressekonferenz dankten die Aktivisten von „Marriage For All Japan“ allen Besuchern und Berichterstattern für die Unterstützung
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Unter anderem berichtete BBC über Ai Nakajima und Kristina Baumann sowie die Kollektivklage