Für das Dokument „Als Mann und Frau schuf er sie“, das die Kongregation für katholisches Bildungswesen am Montag veröffentlichte, erntet der Vatikan heftige Kritik nicht nur von Gender-Theoretikern, sondern auch von katholischen LGBTIQ*-Verbänden. Das Papier sei ein „schädliches Werkzeug“, das Diskriminierung und Gewalt gegen LGBTIQ* Vorschub leiste
Foto: newwaysministry.org
Vatikan Pride
Auch wenn bei Kundgebungen vor dem Vatikan immer wieder mal Regenbogenfahnen wehen, will die katholische Kongregation für Bildung von Diversität nichts wissen
31 Seiten hat das von Kardinal Giuseppe Versaldi und Erzbischof Angelo Vincenzo Zani unterzeichnete Dokument der Kongregation für katholisches Bildungswesen. Unter dem Titel „Maschio e femmina li creò“ („Als Mann und Frau schuf er sie“) verurteilt das Schreiben „Gender-Ideologie“ dafür, dass sie natürliche geschlechtliche Unterschiede zwischen Mann und Frau leugne und damit „die anthropologische Grundlage für die Familie eliminiert". Diese Denkweise sei ein „konfuses Freiheitskonzept“ der heutigen Zeit.
Dass die Kongregation damit einem diversen Verständnis von Geschlecht eine überdeutliche Absage erteilt und dabei teils explizit, teils nebenher LGBTIQ* diskriminiert, sorgt bis in die eigenen Kreise für Kontroversen. So äußerte Francis DeBernardo, Geschäftsführer der katholischen Organisation für LGBTIQ*-Aufklärung New Ways Ministry in einer Stellungnahme: „Das neue Dokument des Vatikans über geschlechtliche Identität ‚Als Mann und Frau schuf er sie‘ ist ein schädliches Instrument, das dazu verwendet werden wird, nicht nur Transgender, sondern auch Lesben, Schwule und bisexuelle Menschen zu unterdrücken und zu schädigen. Das Dokument verbindet sexuelle und geschlechtliche Minderheiten mit libertärer Sexualität, was eine eine grobe Fehlrepräsentation der Leben von LGBT-Menschen darstellt, die zu Hass, Bigotterie und Gewalt gegen sie beiträgt und ermutigt.“
Indem die Bildungskongregation LGBTIQ* unterstelle, dass sie im Dienste einer Ideologie handeln, werde ein sachlicher Dialog zwischen dem Vatikan und sexuellen/geschlechtlichen Minderheiten von vornherein unterbunden. Damit sei das Schreiben eine Ohrfeige für das christliche Gebot des gegenseitigen Respekts, so DeBernardo.
Vatikan Gender
Auf den offziellen Vatican News wird das Dokument der Bildungskongregation als „Werkzeug, sich der Debatte über menschliche Sexualität und die Herausforderungen, die aus Gender-Ideologie erwächst, zu stellen“ verkauft.
New Ways
Harsche Kritik: In diesem Tweet verlinkt das New Ways Ministry, eine katholische Organisation für LGBTIQ*-Aufklärung in Kirchenkreisen, zur Stellungnahme ihres Geschäftsführers Francis DeBernardo.