In der turkmenischen Hauptstadt Aschgabat wurde nach Razzien im März unter anderem ein berühmter Künstler und Entertainer wegen „Sodomie“ zu zwei Jahren Haft verurteilt.
Im April berichtete das unabhängige Magazin Turkmen.news von der Verhaftung eines beliebten Entertainers sowie zahlreicher anderer Männer, die sich in Turkmenistans Showbusiness- oder Mode-Elite bewegen. Laut Berichterstattung geschah die Verhaftung in der zweiten Märzhälfte in Aschgabat, der Hauptstadt Turkmenistans. Zusammen mit dem Künstler wurden sein Freund und etwa ein Dutzend weitere Personen festgenommen. Die Namen von mindestens drei Inhaftierten, einschließlich des Entertainers, liegen Turkmen.news vor, aus ethischen Gründen entschied man sich jedoch gegen eine Veröffentlichung.
Die Inhaftierten hatten Anwälte, aber es war schwierig, sie davon zu überzeugen, den Fall überhaupt anzunehmen. Sehr oft weigern sich Anwälte, Angeklagte nach Artikel 135 zu verteidigen: Entweder halten sie die Verteidigung für zwecklos oder sie finden es beschämend, mit solchen Fällen in Verbindung gebracht zu werden.
Während einige der Inhaftierten nach Zahlung von Bestechungsgeldern freigelassen wurden, wurden der Entertainer und mehrere andere wegen Sodomie angeklagt. Laut Human Rights Watch verurteilte ein turkmenisches Gericht den Mann am 7. Mai zu zwei Jahren Haft.
Homophobe Gesellschaft und fundamentalistische Islamauslegung
Turkmenistan ist neben Usbekistan das einzige Land in Zentralasien, in dem einvernehmlicher Geschlechtsverkehr zwischen Männern verboten ist. Artikel 135 des turkmenischen Strafgesetzbuchs sieht Strafen von bis zu zwei Jahren Haft oder die Unterbringung in einer psychiatrischen Einrichtung für zwei bis fünf Jahre vor. Die queere Community in dem überwiegend muslimisch geprägten Land lebt im Untergrund, denn Homosexualität ist nicht nur eine Straftat, sondern auch ein großes soziales Tabuthema. Immer wieder berichten Betroffene von Zwangsverheiratungen aus Angst vor Sippenhaftung oder gesellschaftlicher Ausgrenzung (wir berichteten).
Auch staatlich gebilligter Mord an Schwulen?
Letztes Jahr im November war der Fall des jungen turkmenischen Arztes Kasymberdy Garayev bekannt geworden (wir berichteten). Garayev, der sich öffentlich zu seiner Homosexualität bekannte, um das Thema Homosexualität in Turkmenistan auf internationaler Ebene zur Diskussion zu stellen, wurde nach seinem Outing auf eine Polizeiwache zitiert und gilt seither als verschwunden – mit ihm auch seine Eltern und Geschwister.