Foto: Annet Audehm
Nicht nur für Queers auf Achse – Annet Audehm
Corona hindert die LGBTIQ*-Szene zwar an Großdemonstrationen, aber diese Einschränkung setzt auch kreative Energien frei. Annet Audehm radelte im Sommer durch die Bundeshauptstadt und besuchte Botschaften von Verfolger- und Nachbarländern.
Annet ist eine der aktivsten Aktivistinnen in Berlin. Es gibt eigentlich keine noch so kleine Demonstration für queere Rechte und für viele andere sozial relevante Themen, auf der man* sie nicht zu sehen bekäme. Immer auf dem passend geschmückten und beflaggten Fahrrad und immer mit einem freundlichen Lächeln – eine echte AktivistIn mit Herz, wie Radio queerlife sie erst kürzlich treffend nannte.
Foto: Annet Audehm
Die Türkei belegt im aktuellen Ranking der ILGA den 48. von 49 Plätzen
Ihre Aktion „Rainbow Europe“ entstand in diesem Sommer, als klar war, dass die großen Demonstrationen nicht stattfinden werden und als immer deutlicher wurde, dass zum Beispiel in Polen und Ungarn trotz internationaler Aufmerksamkeit auf die dortige Verschlechterung der Bedingungen für Lesben, Schwule, Bi- und Transsexuelle, Transgender und Queers im Allgemeinen, der politische Druck der Nachbarländer ausblieb. Außerdem besuchte sie auch Botschaften der Länder, in denen auf Homosexualität noch die Freiheitsstrafe (von ein paar Jahren bis lebenslänglich), Geldstrafen oder sogar die Todesstrafe steht.
Foto: Annet Audehm
Russland belegt im aktuellen Ranking der ILGA den 46. von 49 Plätzen
Im Gespräch mit männer* war ihr aber besonders wichtig mitzuteilen, dass es nicht nur um die Länder geht, in denen es gravierende rechtliche Benachteiligung gibt. Genauso wichtig ist ihr der Dialog mit den Aktivisti*innen vor Ort und der Klarstellung, dass sie nicht mit dem Finger auf andere zeigen will.
„Bei der jährlichen Aufstellung der ILGA Europe ist selbst in Deutschland mit Rang 16 von 49 noch viel „Luft“ nach oben! Die Botschaft hinter den Botschfaftsbildern ist, Sichtbarkeit und Awareness für die Probleme, aber auch die Fortschritte zu schaffen. Vielen ist die Situation der Queers vor Ort doch gar nicht bewusst, wenn sie in den Urlaub fahren. Das sollte es aber.“
Foto: Annet Audehm
Deutschland belegt im aktuellen Ranking der ILGA den 16. von 49 Plätzen
Nicht, um selbst Hass auf diese Länder zu schüren oder zum Boykott aufzurufen, im Gegenteil: Für Annet ist Freundlichkeit, Zuhören und Dialog der Schlüssel zu gegenseitigem Verständnis und damit zu Veränderung.
Für ihr jahrzehntelanges Engagement wurde die heute 56-jährige lesbische Aktivistin 2019 mit dem Soul of Stonewall Award des Berliner CSD e.V. ausgezeichnet.
„Die Berlinerin ist im Protest zu Hause. Die 55-jährige Menschenrechts- und LSBTIQ*-Aktivistin trat schon während ihrer Schulzeit für die Rechte anderer in den Schülerstreik. Auch nach Jahrzehnten im Kampf ruft die Fotografin täglich zur Unterstützung sozialer Projekte auf, sammelt Spenden und schenkt anderen Menschen Trost und Halt, ob nun im Frauenkampf, gegen trans*- und homophobe Gewalt oder im Einsatz für Kinder von geflüchteten Menschen. Noch heute plant Annet stets neue Aktionen, mit viel Glitzer und ganz nach ihrem Motto „Nicht nur labern – auch was machen“.“
Berliner CSD e.V.
Weitere Infos zur Situation von LGBTIQ* in Europa findest du im Ranking der ILGA HIER und auch im Spartacus Gay Travel Index HIER.