Foto: Rodger Bosch / AFP
Die Finalisten des Mr Gay World-Wettbewerbs in Kapstadt am 4. Mai 2019
Nach einer transphoben Kontroverse im letzten Jahr kündigte der internationale Schönheitswettbewerb für schwule Männer diesen Sommer an, künftig trans* Männern die Teilnahme zu erlauben – das gilt auch für alle weltweiten Ableger des Wettbewerbs. Es gibt zwei neue Bedingungen für die Teilnahme.
2020 schrieb der trans* Mann Chiyo Gomes in Großbritannien Geschichte, als er das Finale des nationalen Wettbewerbs erreichte. Seine Teilnahme an „Mr Gay UK“ sorgte in der schwulen Community für eine transphobe Kontroverse – und brachte ihm, obwohl er nicht zum Sieger gekürt wurde, nun doch einen Sieg ein: Die hitzige Diskussion motivierte die Veranstalter offenbar dazu, sich klar zu positionieren – und nun auch offiziell trans* Männer willkommen zu heißen.
Mehr Inklusion ist das Motto beim jährlich stattfindenden, internationalen Wettbewerb Mr Gay World. Die Politik der Veranstaltung wurde dieses Jahr so geändert, dass sich nun offiziell nicht mehr nur cis Männer, sondern alle, die sich als männlich identifizieren, zur Wahl aufstellen dürfen. Die Organisatoren veröffentlichten eine Erklärung auf der Webseite, in der es heißt:
„In einem allumfassenden Schritt hat Mr. Gay World seine Richtlinien geändert, um das männliche Spektrum innerhalb der LGBTQ+-Gemeinschaft einzubeziehen. Diese Richtlinie wird weltweit an alle Lizenzinhaber weitergegeben, und es werden strenge Maßnahmen ergriffen, um ihre Einhaltung zu gewährleisten.“
Zwei Bedingungen gibt es dann aber doch noch ...
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Über Lookism und Rollenbilder wird beim Konzept Schönheitswettbewerb seit Jahrzehnten leidenschaftlich gestritten
Der Wettbewerb, so betonten die Veranstalter weiter, sei ein Schönheitswettbewerb, der der Förderung des Bewusstseins für schwule Männer als Minderheit und zur Stärkung dieser Gruppe diene. Teilnehmen darf daher nur, wer sich im männlichen Spektrum einordnet.
„Der Wettbewerb ist offen für alle, [...] die die Pronomen „er“ und „seine“ verwenden und die sich insgesamt als männlich identifizieren.“
Eine weitere Bedingung ist: Man(n) muss schwul sein. Sowohl Gewinner, als auch Teilnehmer und Veranstalter des Wettbewerbes würden sich leidenschaftlich für die Stärkung und Förderung aller Mitglieder der LGBTQ+-Gemeinschaft einsetzen, betonten die Verantwortlichen. Doch das Hauptaugenmerk liege auf der schwulen und männlich identifizierenden Bevölkerungsgruppe der Gesellschaft als einer Gemeinschaft, die weltweit als „gefährdete Minderheit mit spezifischen Bedürfnissen und Anforderungen zur Förderung von Selbstvertrauen, Solidarität und Gemeinschaftssinn“ anerkannt wurde.
Benjamin Näßler aus Frankfurt wurde Mr Gay Germany 2020 (wir berichteten). Künftig müssen nun bei allen weltweiten Vorentscheiden, so auch dem deutschen, trans* Männer einbezogen werden.
Nach Zwangspause: Endlich geht es weiter
Nach einer zweijährigen, coronabedingten Zwangspause wird der internationale Wettbewerb dieses Jahr wieder stattfinden – allerdings online. Die Wettbewerbe finden nacheinander im Oktober statt: Mr Gay World 2020 wird am 9. und 16. Oktober auf YouTube gezeigt, Mr Gay World 2021 am 23. und 30. Oktober. Die Kandidaten für 2020 und 2021 zeichneten ihre Beiträge vorab auf. Die öffentliche Abstimmung beginnt jeweils eine Woche vor der ersten Folge jedes der Wettbewerbe. Die Organisatoren erklärten, die Entscheidung für ein Onlineformat sei nicht leichtfertig getroffen worden.
„...denn das Herzstück der jährlichen Veranstaltung ist das Zusammentreffen aller Delegierten, die ihre Länder in der Woche vor dem Finale vertreten, was ihnen die Möglichkeit gibt, ihre weltweiten Erfahrungen aus ihrer LGBTI*-Perspektive einzubringen und mit anderen zu teilen.“
Allerdings sei die (vorübergehende) Änderung auch positiv zu betrachten: Noch mehr Länder würden einbezogen und Zuschauer aus der ganzen Welt hätten die Möglichkeit, sich zu beteiligen.
