Um ungefähr neun Uhr war es soweit. Nach einer letzten Debatte stimmten die Parlamentarier mit einer deutlichen Mehrheit von 393 Ja-Stimmen gegen 226 Nein-Stimmen und 4 Enthaltungen für die Änderung des Ehebegriffs im Bürgerlichen Gesetzbuch.
Foto: Christian Knuth
Ehe für alle
Die Grünen feierten die historische Entscheidung zur Eheöffnung im Bundestag mit einer großen Hochzeitstorte.
Die vorausgehende Debatte wurde teilweise leidenschaftlich, teilweise höchst sachlich geführt und wird wohl vielen Anwesenden im Gedächtnis bleiben.
Besonders der SPD-Abgeordnete und beauftrage der Fraktion für die Belange für Lesben und Schwule Johannes Kahrs überraschte mit einer Wutrede gegen die Kanzlerin, die zusammen mit ihrer Partei in den letzten beiden Tagen versuchte, die Geschichte umzuschreiben:
Volker Beck dagegen war die Erleichterung und die Freude anzumerken, sein parlamentarisches Lebenswerk noch selbst mit abschließen zu können. Er war es auch, der umgehend nach der Entscheidung zu den im Regen wartenden Demonstranten vor dem Kanzleramt eilte und sich unter tosendem Applaus feiern ließ.
Die Bekanntgabe des Abstimmungsergebnisses nutzen die Grünen für ein Tischfeuerwerk. Und wurden dafür gerügt:
Für die AfD und ihre Berliner Vorsitzende Beatrix von Storch, die auf der Besucherbühne dabei war, war der Tag wohl suboptimal:
Der Völklinger Kreis freut sich in einer Pressmitteilung über das Ende des Zwangsoutings im Job:
Michael Kauch (1. links) und Alf Spröde (2.v.r.) - Der Vorstand des Völklinger Kreises präsentiert die Kampagne in der Deutschen Parlamentarischen Gesellschaft
„Das Votum ist ein starkes Signal für Gleichbehandlung auch im Berufsleben. Als Berufsverband schwuler Führungskräfte und Selbständiger begrüßen wir das Ende des Zwangsoutings im Job, das mit der eingetragenen Lebenspartnerschaft verbunden war“, erklärt der Politik-Vorstand des VK, Alf Spröde. „Auch für international tätige Fach- und Führungskräfte ist die heutige Entscheidung eine große Erleichterung. Denn eine Aufenthaltserlaubnis für den Partner ist mit der Ehe-Öffnung kein Problem mehr, wenn man etwa in den USA eine Berufstätigkeit aufnehmen möchte.“
Der Völklinger Kreis (VK) als Berufsverband schwuler Führungskräfte und Selbständiger weist mit seiner diesjährigen Kampagne „100% gleich - auch im Job!“öffentlich auf die berufliche Ungleichbehandlung hin und setzt sich für ein diskriminierungsfreies Arbeitsumfeld ein.
VK-Vorstand Alf Spröde: „Als allererstes ist die Politik ist gefordert, wenn der Staat auch Arbeitgeber ist. Diversity Management bei öffentlichen Arbeitgebern zu stärken ist genauso wichtig, wie Diskriminierungen bei privaten Arbeitgebern abzubauen.“ Spröde fordert auch weitere rechtliche Änderungen: „Die Ausnahmen für konfessionell geprägte Arbeitgeber in Arbeitsrecht und Betriebsverfassungsgesetz sollten abgeschafft werden. Zudem möchten wir schwule Führungskräfte die Gleichbehandlung im Recht langfristig absichern, indem die sexuelle Ausrichtung in den Gleichbehandlungskatalog des Artikels 3 des Grundgesetzes aufgenommen wird.“
Reaktionen aus dem Netz
Ehe für alle: Hape Kerkeling äußert sich auf Facebook kritisch über Angela Merkel
Live vom Kollwitzplatz aus Berlin meldet sich die Prenzlschwäbin:
Ein Augenzwinkern kommt von Bundesjustizminister Heiko Maas:
Sogar die Sendung mit der Maus freut sich:
Der Comic-Zeichner und straight ally Ruthe:
Unser Kollege Ulli war auch bei dem historischen Ereignis dabei. Er hatte am Montagabend den Stein ins Rollen gebracht:
Am Brandenburger Tor wird gefeiert.
