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Was vor wenigen Jahren noch als Fortschritt gefeiert wurde, wird jetzt schrittweise zurückgedreht. Immer mehr Unternehmen verabschieden sich von ihren einst vollmundig verkündeten Versprechen zu Diversität, Gleichberechtigung und Inklusion (DEI). US-Präsident Donald Trump hat bereits angekündigt, solche Programme systematisch zu streichen, und erklärt, dass seine Regierung „allen diskriminierenden Unsinn“ im Bereich DEI abschaffen werde. Amerika solle wieder ein leistungsorientiertes Land werden. (Männer* berichtete)
Angesichts dieser Entwicklung versuchen viele Konzerne, sich politisch abzusichern. Konservative Investoren und Lobbygruppen verschärfen den Druck, sodass Unternehmen DEI zunehmend als Risiko sehen. Wir werfen einen Blick auf sechs der Konzerne, die ihre Programme zurückfahren oder still und leise verschwinden lassen.
Im Februar kündigte Google an, seine DEI-Programme massiv zu reduzieren. Laut Wall Street Journal betrifft dies insbesondere Bemühungen, mehr Mitarbeitende aus unterrepräsentierten Gruppen einzustellen. Zudem wurde der Titel des „Chief Diversity Officer“ in „VP, People Operations“ umbenannt – Maßnahmen, die Zweifel an der Ernsthaftigkeit des bisherigen Engagements des Tech-Giganten aufkommen lassen.
Aldi
Ohne offizielle Ankündigung entfernte Aldi im Januar sämtliche Hinweise auf seine DEI-Programme von seinen Websites. Damit verschwand auch der Bereich „Aldinclusive“, der bisher Initiativen zur Förderung von Vielfalt sowie langjährige Partnerschaften, etwa mit dem United Negro College Fund, hervorhob. Die stillschweigende Löschung lässt darauf schließen, dass Aldi sich bewusst aus der Debatte um Diversität zurückzieht.
Amazon
Auch Amazon hat sich entschieden, seine Politik in Bezug auf Diversität und Inklusion zu überarbeiten. Dokumente, die bisher Schutzmaßnahmen für LGBTIQ*-Mitarbeitende und die Solidarität mit schwarzen Angestellten betonten, wurden entfernt. Zudem fielen Begriffe wie „Diversity, Equity, and Inclusion“ zugunsten neutralerer Formulierungen wie „Inclusive Experiences and Technology“ weg. Und besonders brisant: Die Unternehmenswebseite enthält keine Hinweise mehr auf spezifische Gesundheitsleistungen für transgeschlechtliche Mitarbeitende.
Meta
Meta hat als einer der ersten Tech-Giganten seine gesamte DEI-Abteilung aufgelöst. Laut internen Memos sollen künftig „faire und konsistente Praktiken“ für alle gelten, anstatt gezielt unterrepräsentierte Gruppen zu fördern. Statt Kooperationen mit diversen Unternehmen sollen nun mittelständische Betriebe bevorzugt werden. Die Rebranding-Maßnahmen stehen in einem auffälligen Zusammenhang mit der Einführung neuer Inhaltsrichtlinien, die vermehrte Anfeindungen gegenüber queeren Menschen auf den Plattformen ermöglichen.
McDonald’s
McDonald’s hat bekannt gegeben, keine „aspirational representation goals“ mehr zu setzen und DEI-Kriterien für Zulieferer aufzuheben. Auch externe Evaluierungen, wie der Corporate Equality Index der Human Rights Campaign (HRC), werden nicht länger berücksichtigt. Als Begründung für diese Schritte nennt das Unternehmen die veränderte rechtliche Lage nach dem Urteil des Obersten Gerichtshofs zur Affirmative Action. Hier wurde entschieden, dass rassenbasierte Zulassungsverfahren an Universitäten verfassungswidrig sind. Unternehmen wie McDonald’s befürchten Klagen wegen möglicher „bevorzugter“ Behandlung bestimmter Gruppen, ähnlich wie es bei Hochschulzulassungen der Fall war. Das Urteil wird als rechtliche Rechtfertigung genutzt, um sich aus Diversitätsverpflichtungen zurückzuziehen – obwohl es ursprünglich gar nicht für Unternehmen gedacht war.
Ford
Ein internes Memo zeigt, dass Ford in Zukunft keine Stellungnahmen zu „polarisierenden Themen“ mehr abgeben will. Das Unternehmen will sich aus externen Rankings wie dem HRC Corporate Equality Index zurückziehen, betont aber weiterhin sein Bekenntnis zu einem „sicheren und inklusiven Arbeitsumfeld“. Ford wird kritisiert, unter Druck von Aktivisten wie dem rechten Robby Starbuck eingeknickt zu sein. Die Human Rights Campaign (HRC) zeigte sich hier äußerst besorgt: „Ford hat sein Bekenntnis zu Inklusion und Chancengleichheit aufgekündigt. Konsument*innen sollten sich gut überlegen, welche Werte sie mit ihrem Geld unterstützen.“ *Quellen: Tagesschau, The Advocate, The Guardian