Stimmt, die Überschrift ist genauso hetzerisch wie der Titel des BILD-Artikels in der Regionalausgabe Dresden. Eine irre Idee aus Sachsen Linke wollen SCHWULUnterricht einführen steht da nämlich. Klingt deftig was damit wohl gemeint ist? Sollen Kinder von schwulen Lehrern unterrichtet werden, lernen schwul zu sein?
Nein! Die Partei die Linke und ihre bildungspolitische Sprecherin Cornelia Falken sagt in BILD: Die bisherige Vermittlung des Rollenbildes von Mann und Frau ist rückschrittlich. Daher soll Kindern bereits in der Grundschule Sexuelles Leben von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Trans- und Intersexuellen vermittelt werden. So weit so gut? Nein, wenn es nach BILD geht.
Andreas Harlass, Autor des kurzen, uninformativen und voreingenommenen Artikels, fürchtet Zustände wie in Berlin, wo Schüler im Unterricht Begriffe wie Porno und Selbstbefriedigung pantomimisch darstellen. Wo, wie und ab welchem Alter das in Berlin passiert, wird allerdings nicht erwähnt. Dafür wird ein Star der christlich-konservativen Szene zitiert:
Kritiker wie die Autorin und Soziologin Gabriele Kuby (68) warnen, dass so Jugendliche in die Homosexualität getrieben werden könnten"."
Interessant das ausgerechnet Kuby zu Wort kommt. Sie vertritt gleich mehrere spannende Thesen: Aufklärungsbroschüren sexualisieren Kinder, Harry Potter fördert okkultes Heidentum und Nicht alle sexuellen Orientierungen sind gleichwertig. So ein Thema ist natürlich eine Steilvorlage für Kuby. Wichtig ist aber Folgendes: Ihre These, Kinder würden durch Aufklärung in die Homosexualität getrieben, ist in keinster Weise wissenschaftlich fundiert wie auch? Im BILD-Artikel kommt dies aber nicht zum Ausdruck.
Glücklicherweise beruhigt Autor Harlass zum Ende die aufgebrachten Leser: Aber sie brauchen keine Angst haben! Der Linken-Vorschlag wird mit hoher Wahrscheinlichkeit an der Mehrheit der konservativen CDU scheitern solange der Koalitionspartner FDP nicht aus der Reihe tanzt.
Puh, das war knapp. Fast wäre es gelungen den wichtigen und nötigen Aufklärungsunterricht so zu gestalten, dass eine offenere, integrativere und tolerantere Gesellschaft entstehen kann. Zum Glück helfen BILD, die CDU, Autor Andreas Harlass und Autorin Kuby dabei, dies zu verhindern. Nico Januszweski
ÜBRIGENS
Der LSVD in Sachsen beurteilt den Artikel als homophobe CDU-Werbung und stellt klar: Es gibt mehrere Vorschläge von SPD, Grüne, Linke, CDU und FDP, den Aufklärungsunterricht an sächsischen Schulen zu reformieren. Die Vorschläge liegen nicht weit auseinander. Demgemäß waren sich in den Ausschüssen alle Fraktionen einig, dass mehr geschehen muss. Aber das verschweigt Bild und greift stattdessen einseitig die Linke an.
Es sollen natürlich keine Sexualpraktiken in der Grundschule vermittelt werden, wie der Artikel suggeriert. Davon abgesehen kann Homosexualität weder erlernt, noch kann man dazu verführt werden. Mit solchen Behauptung arbeiten die christlich-fundamentalistischen Sekten in den Entwicklungsländern und heizen so die Pogromstimmung gegen Homosexuelle an. Diese bewusst geschürte homophobe Stimmung führt immer wieder zu Hassverbrechen mit tödlichen Folgen.
Solchen menschenfeindlichen Ideologien und diffamierenden Artikeln muss die Stirn geboten werden. Die CDU ist aufgerufen, sich von diesem fragwürden Werbeartikel zu distanzieren. Alle demokratischen Parteien sind aufgerufen, bei der Neugestaltung des Aufklärungsunterrichts ohne Vorurteile sachlich zusammen zu arbeiten. Der BILD-Artikel zeigt, wie notwendig sachlich fundierte Aufklärung ist. LSVD
Internet: DER BILD-ARTIKEL ZUM NACHLESEN