Am Wochenende kam es in einer Hamburger Filiale des Fitness-Konzerns zu einem gewalttätigen Übergriff gegen ein homosexuelles Paar. So weit so schlecht. Das Fass zum Überlaufen brachte dann aber die Reaktion der Studioleitung, die den Schwulen empfahl, doch zu kündigen.
Hier die Darstellung der Opfer:
Mein Partner und ich sind seit 7 Jahren Mitglieder im ehemaligen Premium Fitness Club Holmes Place in Hamburg (Mundsburg). Hier fand in den letzten Jahren allerdings ein starker Wandel der Mitgliederstruktur statt. Am Samstag um ca. 16 Uhr, als mein Partner und ich die Umkleidekabine Richtung Studio verließen, hörte ich ein Aufbrüllen. Ein muskelbepackter Mann stürzte auf meinen Partner zu und fragte, was er ihn so doof anglotzen würde. Mein Freund fragte, was er denn wolle - im gleichen Moment griff der Mann an, packte meinen Partner an der Kehle und knallte ihn gegen die Wand. Er sei eine dumme schwule Sau, ein Hurensohn, Schwuchtel, wir sollen uns in den Arsch ficken etc."
Ich ging dazwischen und zog meinen Freund schnell in Richtung Ausgang hinter mir her. Während der Mann uns weiterhin ordinärste Beleidigungen hinterher schrie.
Wie gingen zur Rezeption und informierten die Empfangsdame bitte die Polizei zu rufen. Sie war fassungslos und erklärte der Mann würde sofort Hausverbot zu bekommen. Wir setzen uns in den Aufenthaltsbereich an der Rezeption. Neben uns saß der Sales Manager des Holmes Place Mundsburg im Gespräch mit potentiellen neuen Mitgliedern. Während wir auf die Polizei warteten und ein paar Minuten vergangen waren, kam der Angreifer wieder angestürmt. Er baute sich vor meinem Partner auf und brüllte, trotz zahlreicher Zuhörer inklusive dem Sales Manager, Sachen wie: Die Bullen könnten uns nicht beschützen, er würde uns hier wieder erwischen, wir wüssten nicht wer er wäre, usw..." Dann rauschte er wieder davon Richtung Trainingsfläche.
Der Sales Manager kam daraufhin zu uns und setzte sich. Er sagte, obwohl er uns nicht besonders leiden könnte, täte ihm das jetzt doch irgendwie leid und das wäre nicht im Sinne des Holmes Place. Wir müssten aber verstehen, dass, da der Mann bisher nicht aufgefallen wäre, man ihm kein Hausverbot geben wolle. Als ich fragte, wie wir hier noch sicher trainieren könnten, nachdem der Mann, der zusätzlich immer in einer Gruppe von Leuten ins Holmes Place kommt und uns mit Gewalt bedrohte auch seine Bekannten auf uns hetzen könnte, erklärte er, wir können ja kündigen. Es würde sich bestimmt eine Möglichkeit finden lassen, unseren Vertrag vorzeitig zu beenden. Es war offensichtlich, dass der Verlust langjähriger Kunden für das Holmes Place wohl leichter zu verschmerzen ist, als der des Aggressors und seiner Truppe. Die Polizei kam später und nahm den Vorfall mit großem Verständnis auf.
Wie wir damit umgehen? Wir haben heute eine schriftliche Kündigung eingereicht und suchen uns schnell ein anderes Studio. Zivilcourage ist bereits die polizeiliche Anzeige gewesen, sowie der Schritt mich an die Presse zu wenden denke ich. Sich aber weiter im Holmes Place zu zeigen, ist meines Erachtens nach ein Schritt zu weit. Schade, dass man sich in Hamburg als Homosexueller seines Lebens nur noch eingeschränkt sicher sein kann! Ich hoffe wir werden dem Mann und seinen Bekannten nicht mehr über den Weg laufen. Die Bedenken aber bleiben ...
Die hinnerk Redaktion hat sich bereits schriftlich an Holmes Place gewendet und eine Erklärung angefragt. ck
UPDATE 14:35 UHR:
Die Frage, wer hat wem wann angeboten, doch zu kündigen stellt sich nach einer Email und einem Telefonat mit Salesmanager und den beiden Opfern so dar, dass Holmes Place sagt, dem Wunsch beider entsprochen zu haben, Ihren Mitgliedschaftsvertrag vorzeitig aufzulösen, weil sie ihre Angst äußerten, dort weiter zu trainieren. Zum Zeitpunkt des Gesprächs, vor Eintreffen der Polizei, sei ein Hausverbot noch nicht auszusprechen gewesen, inzwischen sei es dem Täter, der bisher nicht negativ aufgefallen sei, aber verboten, den Club zu betreten. Herr S. bedauert es sehr, wenn in der aufgeregten Stimmung ein falscher Eindruck entstanden sei. Grundsätzlich seien gewalttätige Übergriffe in keiner Weise akzeptabel. Die beiden Opfer erklärten, das Angebot der Vertragsbeendigung sei von Seiten Holmes Place erfolgt, nachdem sie ihre Angst äußerten, weiter dort zu trainieren.
Die Pressestelle von Holmes Place bittet uns, folgende Stellungnahme zu veröffentlichen und hat sich sowohl telefonisch, als auch bei Facebook klar von jeglichem gewalttätigen und diskriminierenden Verhalten distanziert:
Wir möchten uns an dieser Stelle ausdrücklich für den Vorfall entschuldigen! Das oberste Anliegen von Holmes Place ist es, dass sich jedes Mitglied oder jeder Gast in unseren Clubs wohl fühlt und ungestört seinem Training nachgehen kann. Für Holmes Place steht jeder einzelne Mensch, mit seinen Bedürfnissen und Wünschen, an erster Stelle. Ein solch intolerantes Verhalten entspricht daher in keiner Weise der Philosophie von Holmes Place und wir distanzieren uns hiermit ausdrücklich von jeglichem respektlosen Verhalten gegenüber unseren Mitgliedern oder Gästen. Momentan arbeiten wir bereits vollumfänglichen an der genauen Aufklärung der beschriebenen Aussagen."
Anmerkung der Redaktion: Wir haben ein unterstelltes Merkmal des Täters und die entsprechende spätere Wertung aus der Darstellung der Opfer entfernt, da sie nicht zur Sache beitragen.