Am 31. März wird weltweit auf immer noch schwierigen Lebensbedingungen für transidente Menschen hingewiesen. Während in den USA seit zwei Jahren ein „Toilettenkampf" Zeichen einer fortgeschrittenen Diskussion ist, herrscht in Deutschland Schweigen.

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Shawn Stinson
Shawn Stinson ist der erste Transgender-Mann, der eine Karriere als Bodybuilding-Champion macht und ist nicht erfreut über transfeindliche Gesetzgebungen. Er postete zwei Porträts von sich mit folgendem Satz: „Ich kann es nicht abwarten zu sehen was passiert, wenn jemand, der so aussieht, in eine Damentoilette voll mit weißen Frauen marschiert … #republicansarestupid“
USA/North Carolina: Erfolg im „Toilettenkampf"
Im US-Bundesstaat North Carolina konnte ein Erfolg verbucht werden. Das umstrittene „Toilettengesetz", das Transgender zwang, in öffentlichen Gebäuden nur die Toiletten zu benutzen, die mit dem Geschlechtsvermerk in ihrer Geburtsurkunde übereinstimmen, wurde zurückgenommen. Der nun getroffene Kompromiss verschiebt die Verantwortung für die Regelungen vom Bundesstaat an Städte und Gemeinden. Stars wie Bruce Springsteen und viele Unternehmen wie Pay Pal bis hin zum mächtigen College-Sportverband boykottierten den Bundesstaat oder drohten mit Boykotten, US-Präsident Barack Obama ließ Klage gegen North Carolina erheben.
Der jetzige Kompromiss ist nur ein Teilerfolg. Der Kampf wird auf regionaler Ebene weitergeführt werden müssen. Auf Ebene der USA hatte US-Präsident Donald Trump bereits Ende Februar das von Obama erlassene Diskriminierungsschutz-Dekret für Transsexuelle zurückgenommen.

Dunedin Regent Theater
Neuseeland: So einfach geht das
Im kleine Dunedin in Neuseeland hat ein Theater eine witzige und schöne Lösung für die auch in Deutschland so heiß diskutierte Frage der Toilettennutzung über Twitter veröffentlicht. In der Stadt, die unter anderem auch genderneutrale Schuluniformen hat, hat das Regent Theater ein Schild an den Türen seiner Sanitärräumlichkeiten montiert, das keine Fragen offen lässt. Einfache Begründung für den Schritt: „Wir wollen, dass die Menschen bei uns entspannt sind," so der Marketingdirektor im Interview mit der Otago Daily Times:
Deutschland: Kein Fortschritt in Sicht
In Deutschland wird nun bereits seit über zehn Jahren an einer Reform des Transsexuellengesetzes (TSG) gearbeitet – seit 2011 eigentlich auch dringlich, da das bestehende Gesetz von 1981 für verfassungswidrig erklärt wurde. Damit wurde zumindest der menschenunwürdige Zwang zur geschlechtsangleichenden Operation als Voraussetzung für die Eintragung des Geschlechts in den Personalausweis abgeschafft. Einen Gesetzentwurf scheint es auch in dieser Legislaturperiode nicht mehr zu geben, auch wenn dies mehrfach angekündigt wurde und auch einige Aktivitäten im Deutschen Bundestag zu beobachten waren.
Auf Länderebene hatte sich zuletzt Berlin im neuen rot-rot.grünen Koalitionsvertrag darauf geeinigt, einen Anlauf über den Bundesrat zu starten:
Außerdem ergreift die Koalition die Initiative zur Erweiterung des Artikel 3 des Grundgesetzes und für die Ersetzung des Transsexuellengesetzes durch eine moderne Gesetzgebung, die sich konkret an den Bedürfnissen von Trans*menschen orientiert, sowie für ein Verbot von geschlechtszuweisenden Operationen an intersexuellen Säuglingen und Kindern. (Quelle)
Petition an den Bundestag – Zeichnen!
Diese e-Petition zur TSG-Reform wendet sich direkt an den Deutschen Bundestag und zwingt diesen bei Erreichen der Mindestzahl, sich mit dem Anliegen zu beschäftigen:

Grafik: transrespect.org
TDOR Trans*morde seit 2008
Weltweit: Erschreckende Zahlen
Jedes Jahr zum 20. November wird mit dem „Transgender Day of Remembrance“ (TDoR), dem „Gedenktag für die Opfer von Transphobie“, der Opfer transphober Gewalt gedacht. 295 Opfer waren alleine in zwölf Monaten zu beklagen. Unser Bericht zu den 13 europäischen Mordopfern.

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Jaimie Wilson
Sichtbarkeit und Vorbild
Ein großartiges Vorbild für die Sichtbarkeit transidenter Menschen in der schwulen und heteronormativen Gesellschaft ist er Transmann Jaimie Wilson. Der Musiker stürmte das Netz in der vergangenen Woche mit einem beeindruckenden Vorher-Nachher-Bild und sprengt so „straighte" Sehgewohnheiten.
Trans*-Sichtbarkeit: IWWIT startet Infoseite
Zum „Internationalen Tag der Sichtbarkeit von Transgender" hat das Aufklärungsprojekt der Deutschen Aidshilfe IWWIT eine Themenseite Trans* mit Erfahrungsberichten, Hintergrundinformationen und Beratungsservice online gestellt.
