Foto: B. Niendel
Queers for Future in Berlin
Es war die größte Demonstration seit den Friedensdemos der 1980er-Jahre. Rund 1,5 Millionen Menschen gingen heute für die Rettung des Ökosystems Erde auf die Straße. Die Bundesregierung stellte parallel ihr Klimapaket vor.
Mangelhafte Regierungsarbeit
Bis in die Morgenstunden des Freitags tagte das Klimakabinett der Bundesregierung. Heraus kam ein Papier mit vielen Versprechungen und wenig Konkretem. Experten vom Potsdamer Institut für Klimafolgenforschung bewerten das Ergebnis, gerade im Hinblick auf das Kernziel der CO2-Reduktion, als schlecht. Die Ansicht teilen sie mit den rund 1,5 Millionen Menschen, die sich am Freitag bei „Fridays For Future“ in Deutschland beteiligten. Allein in Berlin waren es mehr als 250.000. Darunter auch die „Queers For Future“ am Brandenburger Tor.
Eine neue Massenbewegung
Seit fast einem Jahr demonstrieren die Schülerinnen und Schüler in aller Welt Freitags für eine andere Klima- und Umweltpolitik. Sie ließen sich von Strafandrohungen nicht schrecken. Man mag zum Medienhype um die 16-jährige schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg stehen, wie man will. Doch sie brachte maßgeblich einen Stein ins rollen. Die westlichen Gesellschaften reden nun sehr intensiv, über eine andere Umweltpolitik. Regierungen sehen sich zum Handeln gezwungen.
Die Katastrophe kommt. Mit Ansage.
Hitzerekorde, Orkane und plötzlicher Starkregen sind nur die Vorboten dessen, was an dramatischen Veränderungen in den kommenden Jahren zu erwarten ist. Bislang eher durchschnittlich temperierte Großstädte werden sich massiv aufheizen. Der Meeresspiegel steigt stetig und wird Orte verschlucken und Naturkatastrophen gerade im Süden werden Menschen ihre Existenzgrundlagen nehmen. Die weltweiten Fluchtbewegungen werden die bisherigen Wanderungsbewegungen weit in den Schatten stellen.
Bereits1972 warnte der Club of Rome in seinem Bericht „Grenzen des Wachstums“ vor einer ungezügelten Wirtschaft. In den westlichen Ländern entwickelte sich in den 1980ern eine Ökologiebewegung. Auch Konservative, wie der CDU-Vordenker Kurt Biedenkopf, sprachen sich für eine Reform der Markwirtschaft aus. Doch die Veränderungen waren ungenügend. Die Frage, ob die Gesellschaft in Markprozesse eingreifen soll, stellt sich nicht mehr. Es geht lediglich um das Wie. Von der Notwendigkeit sind alle demokratischen Kräfte überzeugt, auch viele Marktliberale. Denn die Vergangenheit hat gezeigt, dass sich der Markt eben nicht zum Wohle der Menschen von selbst reguliert. Die Wissenschaften haben diese eben auch gesellschaftliche Frage ungewohnt klar belegt.
Lediglich Verschwörungstheoretiker, freidrehende Autokraten und die extreme Rechte, wie die AfD, leugnen die Erkenntnisse und Notwendigkeiten zur Veränderung.
Trendsetter laufen mit
Die „Queers vor Future“ sind hoffentlich nur ein Anfang. Der Klimawandel wird das Thema der kommenden Jahrzehnte. Er betrifft alle Menschen. Schwule Männer wurden einst zu Trendsettern stilisiert. Ihr Konsumstil sickerte in den Mainstream ein. Die Frage, wie wir leben, essen uns fortbewegen, wird sich verändern, auch für queere Menschen.
Foto: B. Niendel
Queers for Future in Berlin
Die derzeitigen Proteste sind eine der größten Bewegungen in der Geschichte der Bundesrepublik. Die Jugend ist eben nicht unpolitisch. Gerade im Angesicht des Erstarkens einer extremen Rechten, wird um Vision und Menschlichkeit gerungen. Ein mutmachendes Zeichen.