Was hält uns in einer Beziehung wirklich zusammen? Ist es die ungebändigte Lust oder doch die tief empfundene Verbundenheit? Eine neue Studie der Australian National University (ANU) zeigt, dass wir Liebe auf sehr unterschiedliche Weise erleben – und teilt uns in vier Kategorien ein.
Die in Personality and Individual Differences veröffentlichte Studie basiert auf der Analyse von 809 jungen Erwachsenen aus 33 Ländern, die sich selbst als verliebt bezeichneten. Es konnten vier Subtypen romantischer Liebender identifiziert werden, die sich in Intensität, obsessivem Denken, Bindung und sexueller Aktivität unterscheiden.
Die vier Typen romantischer Liebe
1. Der Zurückhaltende – wenig Intensität, viel Unabhängigkeit
Diese Gruppe macht etwa 20 % der Studienteilnehmer aus und zeichnet sich durch eine eher nüchterne, milde Art zu lieben aus. Wenig emotionale Intensität, kaum obsessive Gedanken, geringere sexuelle Aktivität – diese Menschen verlieben sich oft, aber nur für kurze Zeit. Interessanterweise sind sie am häufigsten heterosexuell. Sie haben die niedrigsten Werte in den Persönlichkeitsmerkmalen Extraversion und Verträglichkeit. Ihre Beziehungen starten oft mit einer langen Phase der Unverbindlichkeit, und sie sind am seltensten sicher, ob ihr Partner sie ebenfalls liebt. Dabei gibt es auch Unterschiede zwischen Männern und Frauen: Männer sind in dieser Gruppe leicht überrepräsentiert (58,64 %).
2. Der Gewöhnliche – solide, aber unaufgeregt
Die größte Gruppe, mit über 40 % der Befragten, besteht aus „moderaten“ Liebenden. Sie lieben stabil, ohne extremes Drama oder überschwängliche Leidenschaft. Obsessive Gedanken kommen nur gelegentlich vor, und sie haben ein durchschnittliches Maß an Bindung und sexueller Aktivität. Sie zeichnen sich durch Selbstvertrauen aus.
Diese Gruppe ist ebenfalls überwiegend männlich (57,70 %). Dass Männer sowohl bei den „milden“ als auch den „moderaten“ Liebenden häufiger vertreten sind, könnte darauf hindeuten, dass sie romantische Emotionen tendenziell weniger intensiv erleben oder sie seltener zeigen als Frauen. Dabei können gesellschaftliche Prägungen eine Rolle spielen, die emotionale Zurückhaltung in Beziehungen begünstigen.
3. Der Intensive – „Hals über Kopf“ und nicht zu bremsen
29 % der Studienteilnehmenden erleben Liebe besonders intensiv. Sie denken obsessiv an ihren Partner, investieren emotional und körperlich und haben eine vergleichsweise hohe sexuelle Aktivität. Auffällig: Diese Gruppe besteht zu 60 % aus Frauen und weist die höchsten Werte in den Persönlichkeitsmerkmalen Verträglichkeit und Gewissenhaftigkeit auf. Sie haben die höchste Beziehungszufriedenheit und verlieben sich am häufigsten bereits vor dem eigentlichen Beziehungsbeginn. Gleichzeitig neigten sie weniger zu riskantem Verhalten wie schnellem Autofahren oder übermäßigem Konsum von Kaffee, Alkohol oder Drogen. Sie haben eine hohe Lebenszufriedenheit und genießen ihre Arbeit mehr als alle anderen Gruppen.
Hier fällt auf: Der Anteil der Studienteilnehmenden, die sich als homosexuell identifizieren war in der Gruppe der intensiven Liebenden am höchsten. Damit deutet diese Forschung darauf hin, dass Homosexuelle im Durchschnitt eher zur intensiven Liebe tendieren könnten, mit höheren Werten bei emotionalem Engagement, obsessiven Gedanken und langfristiger Bindung. Auch der Anteil der Personen, die sich mit einer nicht-traditionellen Geschlechtsidentität (3,78 %) identifizieren ist in dieser Gruppe am höchsten.
4. Der Lustvolle – Sex als Zentrum der Liebe
Sex ist für viele Menschen ein Ausdruck der Liebe, aber für die „libidinösen“ Liebenden ist er das Herzstück der Beziehung. Diese mit nur 9,64 % kleinste Gruppe hat die höchste sexuelle Aktivität – mit durchschnittlich zehnmal Sex pro Woche und in manchen Fällen bis zu 20-mal. Neben ihrem ausgeprägten sexuellen Verlangen zeichnet sich diese Gruppe auch durch ein starkes Bedürfnis nach Reisen, hohe Ausgaben und eine erhöhte Wahrscheinlichkeit des Zigarettenkonsums aus. Sie scheinen auch impulsiver in ihrem Verhalten zu sein und geben in Liebesphasen mehr Geld aus als gewöhnlich. Sie haben die höchste Offenheit für neue Erfahrungen und sind überdurchschnittlich energiegeladen. *Quelle: ScienceDirect