Édouard Louis hat mit „Das Ende“ von Eddy den französischen Skandalroman der Saison geschrieben. In dem Buch des 22-jährigen Soziologen wird an einem zehnjährigen Jungen namens Eddy exemplarisch erzählt, wie homophobe Gewalt in proletarischen Landschaften funktioniert.
„Das Ende von Eddy“ ist ein Rachebuch. Nicht eines über Rache, sondern eins das Rache nimmt an einer Kindheit voller Demütigen, Schmerzen und Niederlagen. Und an denen, die aus Sicht des Opfers dafür verantwortlich sind. Erzählt wird die Geschichte von Eddy, der in einem kleinen Dorf in der französischen Provinz aufwächst, den sein Vater dafür hasst, dass er wie eine kleine Tunte mit den Armen wedelt, wenn er spricht, den seine Mitschüler regelmäßig vor aller Augen bis aufs Blut quälen, ohne dass Pädagogen eingreifen, der sich in der Gemeinschaft die ihn eigentlich doch bestärken und beschützen soll, immer fühlt wie ein Fremder und von ihr auch als solcher behandelt wird. Das Ende von Eddy ist ein wichtiges, ein schreckliches Buch, das meistdiskutierte der letzten französischen Literatursaison, weil es so schonungslos ist. Und weil es so einfach ist, den Text für autobiografisch zu halten und den Autor für seine Leidensfähigkeit zu feiern. Édouard Louis betont in Interviews immer wieder, dass das Buch Fiktion ist, auch wenn ich an meine eigene Kindheit keine glücklichen Erinnerungen habe. Weswegen er mit seinem einschüchternd guten literarischen Debüt jetzt Rache an eben dieser Kindheit nimmt. Denn das wirklich Grausame an der Geschichte ist: sie mag nicht genau so passiert sein, aber das könnte sie jeden Tag. Und das weiß auch jeder der sie liest. Das Buch findet einen so breiten Widerhall, weil viele Leser, auch in Deutschland, sich und ihre eigenen Erfahrungen an vielen Stellen wiedererkennen. Was vielleicht das Schrecklichste an „Das Ende von Eddy“ ist.