
Foto: Salzgeber
James Bidgood
Apache (Tommy Coombs) · mid-1960s, Courtesy of The Estate of James Bidgood represented by CLAMP New York
Ende März soll dieser wunderbar-kitschige Bildband eines legendären queeren Künstlers erscheinen: „Dreamlands“ (ISBN 978-3-95985-718-5).
Traumwelten. Eine notwendige Möglichkeit, den Stress und die Mühsal zu vergessen, Kummer hinter sich zu lassen und Kraft zu tanken. Was deiner Seele gut tut, entspannt dein Hirn und hilft deinem Körper zu regenerieren. Ob #mensch sie in der Musik, etwa bei Mike Oldfields „Wonderful Land“, in deftigen Disco-Hymen oder auch Lady Gagas „Abracadabra“-Stampfer findet oder in Bildern ist dabei egal.
Nicht egal waren vielen die homoerotischen Bilder von James Bidgood (1933 – 2022). Sie provozierten. Sie verärgerten. Und sie sorgten für selbstbewusste Sichtbarkeit der queeren Community in Zeiten, in denen die heterosexuelle Mehrheitsgesellschaft es sich anmaßte, vorschreiben zu können, was erlaubt und was abartig sei. James Bidgood erschuf in seiner Kunst märchenhafte, romantische Welten, die Betrachtenden die Möglichkeit gaben, der schnöden Welt voller Verbote zu entkommen und sich in queeren Fantasien zu verlieren. Das mag in virtuellen KI-Zeiten einer (noch) freien Welt bizarr erscheinen, war aber damals unglaublich wichtig und vor allem neu, verboten schön und stilprägend.
Die kitschigen Kompositionen bedienen sich verschiedenster Stereotypen, ohne sie zu hinterfragen, sie verbinden all die Dschungel-, Peter-Pan- und Orient-Klischees zu einem lockenden Motiv, das so sexuell wie unschuldig daherkommt. Gleich den Nymphen im Wasser ziehen die Jungs in den Bildern an, ohne jedoch zu töten, sie wollen nur spielen. Und tun doch nichts Schlechtes. salzgeber.shop/68-foto-kunst

Foto: Salzgeber
James Bidgood
Painting Session, White Stool (Richie & Eddie) · 1960s, Courtesy of The Estate of James Bidgood represented by CLAMP New York
James Bidgood (1933 – 2022) war einer der ersten, die es wagten, Queerness in der Kunst des 20. Jahrhunderts zu zeigen. Seine kitschigen Fotografien drehte sich einzig und allein um die jugendliche Schönheit der Modelle, die in einer unglaublich plüschigen und kitschigen Wohnung in verschiedenen Fantasiewelten posieren. Ein bisschen Antike, Wildwest, Orient ... Und immer zeigen sie fast alles aber nicht so hardcore, wie man es heute inszenieren würde. Gewagt unschuldig ist das alles dann doch. Ganz zu Recht gilt James Bidgood als Wegbereiter für Kunst wie die von Pierre et Gilles und David LaChapelle.

Foto: Salzgeber
James Bidgood
Jack Frost on Snowflake with Black Background, mid-1960s, Courtesy of The Estate of James Bidgood represented by CLAMP New York

Foto: Salzgeber
James Bidgood
Bullfighter from ‘Pink Narcissus’ (Bobby Kendall), 1960s, Courtesy of The Estate of James Bidgood represented by CLAMP New York