Auch in der westlichen Welt war es bis vor wenigen Jahrzehnten nicht gestattet, den (männlichen!) Körper nackt zu inszenieren und abzubilden.
Via TASCHEN veröffentlichte Dian Hanson gerade ein Buch, das uns mitnimmt in die Zeit, als Schwulsein ein Makel war, als spießige Cis-Männer dafür sorgten, dass, wenn überhaupt, nur die Frau zum sexuellen Objekt der Begierde in der Kunst werden darf. Einen Tabubruch beging da Bob Mizer.
Der Fotograf erlangte mit den Fotos und Filmen, die er 48 Jahre lang für seine „Athletic Model Guild“ schuf, und mit „Physique Pictorial“, Amerikas erstem sich zu schwuler Sexualität bekennenden Magazin für Körperkultur, den Status einer Legende. Bob zeigt nackte Hintern, Achselhaare, Schnauzer, blonde Locken, die nackte Muskel-Jungs schmückten, und kernige Machos mit viel Haar.
1957 brachte Bob einen Katalog mit seinen Männern mit dem Titel „1000 Model Directory“ heraus, 1968 folgte ein zweiter Band. Doch die Bilder in den Büchern waren winzig, in den 98-Seiten starken Büchlein waren je ein Dutzend pro Seite abgebildet. Das ist 2016 anders: Die Neuauflage der zwei Bildbände erfreut jetzt mit jenen Bildern in groß – verarbeitet wurden die Originalnegative im Format 4 Zoll × 5 Zoll (ca. 10 cm × 12,5 cm) – und einer DVD, alles in einem schicken Schuber. Eine liebevolle Würdigung Bob Mizers Kunst.
Bob Mizer: AMG: 1000 Model Directory, Hardcover, 2 Bände im Schuber mit DVD, 22 x 27,5 cm, 1048 Seiten, TASCHEN, www.taschen.com