
Fotos: www.timlienhard.de, M. Rädel
Logan Dudek, Tim Lienhard
Links neben Geburtstagskind Tim Lienhard ist Logan Dudek zu sehen
Tim Lienhard, 1960 im Schwarzwald geboren, in Villingen-Schwenningen, um ganz genau zu sein, aufgewachsen in der Universitätsstadt Konstanz am Bodensee, seit seinem Studium der Germanistik und Theaterwissenschaften umtriebig und erfolgreich an fast allen Fronten. Als Filmemacher, Dragqueen, Buchautor, Producer, queerer Aktivist, Regisseur und Theaterkreativer. Am 15. April feiert er sein Wiegenfest, wir gratulieren herzlichst! Und stellten ihm zuvor ein paar Fragen.
Wann genau hast du gemerkt: Ich bin schwul, ich werde anders leben? Befürchtet hatte ich das schon mit 13, festgestellt, wie toll das ist, hab ich es mit 18, dank meiner ersten große Liebe Claus, die rein platonisch bis heute hält.
Und wie war das dann damals? Das war in den 1970er-Jahren in der süddeutschen Provinz. In meinem neuen Film „WENN NICHTS MEHR GEHT, DANN GRAN CANARIA“ erzähle ich von meiner Entwicklung aus verklemmter, katholischer Erziehung hin zu der exaltierten, geradezu provokanten Drag, die ich heute bin. Es war nicht leicht. Aber die Liebe hilft.
In unseren Fokus bist du ab 2013 gerückt, als du Cybersissy und BayBJane filmtechnisch auch in Deutschland prominent gemacht hast. Hat sich seitdem etwas für dich verändert? Durch meinen ersten Independent-Film „ONE ZERO ONE – THE STORY OF CYBERSISSY & BAYBJANE“, den ich abseits meiner Arbeit für das öffentlich-rechtliche Fernsehen produziert habe, habe ich ein Selbstbewusstsein als Künstler entwickeln können. Bei allen drei Filmen, die ich seit 2013 produziert habe, erlaubte ich mir große künstlerische Freiheiten. Geradezu kontrapunktisch zu den üblichen Fernsehformaten.
Im (Berliner) Nachtleben liebst du es, schrill aufzutreten, um dieses alte Wort zu verwenden. Wann ging diese Form des Ausdrucks los? Ich hatte bereits Anfang der 1990er-Jahre eine starke Phase, mich androgyn, also männlich-weiblich zu stylen. Drag in dieser grotesken Form mit meinem ganz eigenen Look, wie ich das heute mache, entwickelte ich erst mit Ende 50, also vor acht Jahren. Dabei ist mir immer noch wichtig, mich als Mann zu zeigen, mit Schwanz trotz Plastikbusen und Perücke.
Aktuell arbeitest du auch an einem neuen Film. Der Film ist fertig und wird dieses Jahr Aufsehen erregen. Er ist nämlich äußerst delikat. Ich erzähle darin von Exhibitionismus und Altern, Körper und Freiheit, OnlyFans und sexueller Selbstermächtigung und Partymachen auf Gran Canaria. Er ist mein persönlichster Film und trägt den wunderbaren Titel „WENN NICHTS MEHR GEHT, DANN GRAN CANARIA“.
Wie planst du deinen Geburtstag zu feiern? Laut und groß oder intim? Bereits meinen 60. wollte ich laut und groß feiern, aber da kam Corona, da wars dann ganz klein und sehr leise. Weil ich dieses Jahr meinen Film auf den Weg bringen will, halte ich mich komplett frei für Reisen mit dem Film zu Festivals. Ich folge dem originellen Vorschlag eines Freundes, statt meinen 65. den 66. ganz groß zu feiern. Nämlich am 6.6.2026 (obwohl ich am 15. April Geburtstag hab)! Das wird eine rauschende Party, wie dies bereits mein „Ball der Flaneure“ war, den ich zu meinem 50. im Spiegelsaal von Clärchens Ballhaus in Berlin inszeniert hatte. Ich liebe es zu feiern. Gerade jetzt und jetzt erst recht.
*Interview: Michael Rädel
Die Filmpremiere ist am 10. April um 20 Uhr im Babylon Kino am Rosa-Luxemburg-Platz in Berlin, weitere Vorstellungen dann am 15. April um 20 Uhr und am 17. um 18:15 Uhr und 20 Uhr – immer im Berliner Babylon Kino. timlienhard.de, Karten bekommst du hier
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