Schon lange vor der aktuellen Diskussion über Integration sorgte Regisseur und Drehbuchautor Tor Iben in der Szene mit dem Crowdfunding für sein Filmprojekt Wo willst du hin, Habibi? für Aufmerksamkeit. Jetzt startete der kleine und feine Film in den Kinos.
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Foto: Pro-Fun Media
Wo willst du hin, Habibi?
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Wo willst du hin Habibi?
Habibi ist arabisch und kann in der Welt des Orients, die weniger durch westliche Vorstellungen eines Konzepts Homosexualität geprägt ist, von mein Geliebter bis einfach nur Kumpel alles heißen. Ibens Film zäumt das Pferd allerdings von der anderen Seite her auf und spielt dadurch geschickt auf mehreren Ebenen mit Vorurteilen sowohl innerhalb der Homoszene als auch ganz allgemein im Miteinander mit den Gastarbeiterkindern.
Der Plot: Ein schwuler Deutschtürke verliebt sich Hals über Kopf in einen heterosexuellen deutschstämmigen Kleinganoven. Ein Einblick in den Handlungsstrang der Beziehung würde an dieser Stelle zu viel vorwegnehmen. Er dient dem Drehbuchautor auch nur als bittersüßer und manchmal komischer Kitt für das Verweben anderer, sozialkritischer Themenfelder. Unter anderem Homophobie in Migrantenfamilien, die Probleme sozial abgehängter junger Männer (Jugendarbeitslosigkeit) und der alltägliche Kampf nicht Deutschstämmiger, trotz Integration ihren Platz in der Gesellschaft nur schwer zu finden. An manchen Stellen im Film schmerzt die offene und verkürzte Darstellung durch ihre Realitätsnähe fast ein wenig, insgesamt bleibt aber ein wohliger, teilweise hocherotischer wie liebevoller Eindruck. Ein Film für solche, die es mal auf unterhaltsame Weise mit einem Blick durch die angeblich so rosa Brille der Sozialromantiker versuchen wollen.
Es tut gut, den Horizont zu erweitern. Echt jetzt, Habibi!