Er ist nicht nur ein Designer, er ist auch Kunst. Teil eines Kunstwerks zumindest, das den jungen Karlsruher nach Dortmund brachte. Mathias Lempart ist Autor und Bewohner von „2–3 Straßen“ von Jochen Gerz. In dieser interaktiven Installation leben circa achtzig Menschen mietfrei in sanierten Wohnungen in „typische Ruhrgebietsstraßen“. Die Gegenleistung, die sie erbringen müssen, ist eine gar lyrische Sache: Sie müssen an einem Buch mitarbeiten. Tägliches Mitschreiben statt Miete, das ist doch was!
WIE WURDEST DU AUF DAS WERK „2–3 STRASSEN“ AUFMERKSAM? Es gab eine weltweite Pressemeldung, dass Autoren gesucht werden, und Jochen Gerz ist ein bekannter Name. Zudem wurde mit „mietfreiem Wohnen“ geworben ... Wir haben uns quasi selbst gecastet, indem wir ein Jahr lang unsere Motivation in Form von Durchhaltevermögen bewiesen haben. Immer wieder kam eine E-Mail. Dadurch, dass wir zu den achtzig gehörten, die am längsten mitgemacht haben, sind wir dabei.
WIE LEBT ES SICH DA? Ich bin Künstler, aber das sind nicht alle, die hier wohnen. Die Grundvoraussetzung, um hier wohnen zu dürfen, war, dass wir motiviert sind, aktiv etwas umzusetzen. So schreiben wir alle zusammen an einem Buch.
KANNST DU DAS PROJEKT AUCH FÜR DEINE DESIGNLINIE NUTZEN? Ich nutze hier die dörflichen Strukturen: Gegenüber von mir wohnt eine Näherin, ein IT-Fachmann, ein Verleger. „2–3 Straßen“ ist ein perfektes Künstler-Talente-Netzwerk!
WAS FÜR KOLLEKTIONSTEILE SIND SCHON ZU HABEN, WELCHE SIND NOCH GEPLANT? Unterwäsche, Oberteile – immer unisex. Als Motiv habe ich Schnurrbärte gewählt, und die sind übrigens nicht gedruckt, sondern genäht! Drei Schnurrbärte als Ersatz oder zur Betonung der Bauchmuskeln, ganz wie man will.
•Interview: Michael Rädel