
Foto: Cinemien
"Seitenspiel"
Das Cinema Quadrat lädt im Februar zur 27. Ausgabe seiner schwulen Filmschau. Acht Filme bieten einen breiten Überblick zum aktuellen schwulen Filmschaffen aus aller Welt.
Den Starter gibt das Homophobie-Drama „Poppy Field“ aus Rumänien: Der Polizist Cristi ist schwul, natürlich lebt er ungeoutet in seiner macho-hierarchischen Umgebung. Bei einer Demonstration gegen die Aufführung eines queeren Films seitens einer Gruppe ultrakonservativer Nationalisten trifft er einen ehemaligen Liebhaber – der droht nun, Cristi zu outen.
Theaterregisseur Eugen Jebeleanu greift in seinem Filmdebüt die real existieren Proteste gegen das Queer Cinema in Rumänien als Beispiel für die alltägliche Homophobie auf; Jebeleanu selbst ist der einzige offen schwule Regisseur Rumäniens. (2. und 6.2.)
Poppy Field
„Concerned Citizen“ führt nach Tel Aviv; dort lebt das schwule Paar Ben und Raz gemeinsam in einem schicken Apartment in einem hippen Stadtviertel. Ihre heile Welt bekommt Risse, als eine eigentlich gut gemeinte Baumpflanzaktion eine Reihe von Ereignissen auslöst, an deren Ende ein Geflüchteter brutal zusammengeschlagen wird; Ben und Raz müssen erkennen, dass die Realität weitaus untoleranter ist, als sie es sich in ihrer Bubble vorgestellt haben; das zieht den beiden förmlich den Boden unter den Füßen weg. Regisseur Idan Haguel erzählt seine Geschichte mit bitterbösem Humor. (2. und 5.2.)

Foto: Guy Sahaf
„Seitenspiel“ taucht ein in die raue Welt schwuler Rugbyspieler in London: Matt und Warren verbringen nach einem durchzechten Abend eine gemeinsame Nacht. Als ihnen klar wird, dass das mehr als ein bloßer One-Night-Stand war, beginnen die Probleme: Nicht nur, dass beide in jeweils festen Beziehungen leben, die nun zu zerbrechen drohen, auch das Rugby-Team steht plötzlich auf der Kippe. Ein intensiver Sportlerfilm mit viel Roughplay, Regisseur Matt Carter war selbst aktiver Rugby-Spieler. (3. und 8.2.)

Foto: Cinemien
In „Lonesome“ hat der junge Casey hat seine Provinzheimat hinter sich gelassen und hofft in Sydney auf einen neuen Lebensabschnitt. Das scheint auch gut zu klappen, denn als er den Stadtburschen Tip trifft, stimmt die Chemie sofort. Nicht nur sexuell, auch sonst springt der Funke zwischen den beiden jungen Männern über.
Doch beide haben mit den Schatten ihrer Vergangenheit zu kämpfen – das verhindert zunächst, dass Casey und Tip sich vertrauen und aufeinander einlassen können. Kann ihre Liebe die Unnahbarkeit überwinden? (3. und 8.2.)

Foto: Cinemien
Klug und klar zeigt Regisseur Sharif Nasr die chaotische Gefühlswelt seines Protagonisten Karim in „El Houb – The Love“: Das Outing des marokkanisch-niederländischen jungen Mannes gegenüber seinen Eltern verläuft anders als erwartet – am Ende begibt sich der ansonsten selbstsichere Karim in eine Art Selbstisolation, in der Hoffnung, von seinen Eltern Aufmerksamkeit und Verständnis zu bekommen. (4. und 7.2.).

Foto: Cinemien / BIND
In „Wildhood“ begeben sich die Brüder Link und Travis aus die Suche nach ihrer indigenen Mutter. Unterwegs lernen sie den Two-Spirit Pasmay kennen, der den beiden hilft, ihre kulturellen Wurzeln und Identitäten sowie ihre Sexualität zu entdecken.
Bretten Hannam inszeniert sein Roadmovie vor der betörenden Landschaft des kanadischen Nova Scotia, dem ehemaligen Stammesgebiet der Mi’kmaq. (4. und 7.2.)
Wildhood
Ausgerechnet in einem abgelegenen Fischerdorf, wo Lucas seine Schwester besucht, verliebt er sich in den attraktiven Hafenarbeiter Antonio. Doch die beiden verschlossenen Männer müssen über sich selbst hinauswachsen, um zueinander stehen zu können; „Die Starken“ aus Chile überzeugt mit beindruckenden Hauptdarstellern. (5. und 6.2.)

Foto: Salzgeber
Den Abschluss des Festivals macht das der Doku-Spielfilm „Das Ende des Schweigens“, der an ein dunkles Kapitel der Frankfurter Polizeigeschichte erinnert: Zu Beginn der 1950er Jahre führten in Frankfurt Staatsanwälte und die Polizei regelrechte Verfolgungsjagden auf schwule Männer – nach damals geltem Recht des § 175. Rund 100 Männer wurden verhaftet. Eine der Schlüsselfiguren der „Frankfurter Prozesse“ war der Stricher Otto Blankenstein, dessen Notizbuch mit den Namen aller seiner Kunden der Polizei als Informationsquelle diente.
Viele der Verurteilten von damals schwiegen über das Erlebte, die Prozesse gerieten lange Zeit in Vergessenheit, Regisseur van-Tien Hoang lässt Experten und Zeitzeugen zu Wort kommen.
Zur Vorstellung von „Das Ende des Schweigens“ ist der Mannheimer Schwulen-Aktivist und Leiter der Gruppe Gay and Grey Klaus Schirdewahn als Gast eingeladen; er wird einleitende Worte zum Film geben. Bei der Gedenkstunde an die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar hat Schirdewahn im Bundestag bereits eine beeindruckende Rede gehalten: Er war aufgrund des § 175 wegen einer homosexuellen Beziehung verurteilt worden und galt bis vor fünf Jahren als vorbestraft. (8.2.)
Das Ende des Schweigens
2. bis 8.2., Cinema Quadrat, K1 2, Mannheim, www.cinema-quadrat.de