
Foto: Jochen Quast
Wenige Stunden nach der Trauung flittern der adelige Aristide und seine Angebetete Madeleine nach Venedig. Was romantisch klingt, ist aber etwas süßlich-fade. Das haben sich auch die Librettisten der Operette von Paul Abraham gedacht, und mixen deshalb altbewährte Zutaten frisch und frei solange durcheinander, bis ein prickelnder Cocktail herauskommt.
Man nehme also zur Würze eine argentinische Tänzerin mit dem sprechenden Namen Tangolita, die ihrem Ex Aristide das Versprechen zu einem letzten Rendezvous abgerungen hat (und das sie natürlich sogleich einfordert); hinzu füge man eine leicht exotische Note durch Einmischung des türkischen Botschaftsattachés Mustapha Bey und seiner Suche nach der siebten Ehefrau, und für den süß-sauren Pfiff des Ganzen lässt man die Jazzkompinistin Daisy Darlington zum pompösen „Ball im Savoy“ in Nizza einladen. Cheers!

Foto: Jochen Quast
Paul Abraham, der seinem Biograf Klaus Waller zufolge „tragische König der Operette“, feierte 1933 mit der Uraufführung seines jüngsten Werkes im Berliner Schauspielhaus seinen letzten großen Erfolg. Den braunen Geschmack traf naturgemäß weder Musik noch Handlung – der „Ball im Savoy“ war sobald ausgetanzt, und Abraham erwarteten glücklose Jahre im Exil. Auch in den Nachkriegsjahren lud das kosmopolitische, emanzipierte Sujet nicht dazu ein, wiederentdeckt zu werden. Erst seit 2010, als Theatermacher*innen damit begannen, das totgesagte Genre der Operette zu entkitschen und durch sorgfältige Rekonstruktion zu entstauben, ist das launige Werk wieder auf den Spielplänen anzutreffen.
Regisseurin Andrea Schwalbach hat gemeinsam mit Daniel Westen (Text) und Jan Croonenbroeck (Musik) eine Neufassung erstellt, die das chaotisch-dekadente Treiben der privilegierten Klasse zuspitzt, ohne dabei die Schattenseiten dieser überdrehten Dystopie auszusparen.
Für die perfekte Einstimmung serviert das Staatstheater an der Bar den „Savoy Special No. 1“, auf Wunsch mit und ohne Alkohol – zwei Drinks gibt’s beim Kauf von mindestens zwei Tickets ab der vierten Kategorie gratis dazu! Wenn das kein Deal für einen swingenden Jahresausklang ist?
10.12., Staatstheater Darmstadt, Georg-Büchner-Platz 1, Darmstadt, 19:30 Uhr, weitere Vorstellungen: 19., 22., 31.12. (19 Uhr), 19:30 Uhr, es gelten die 2G+-Regeln, www.staatstheater-darmstadt.de