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Hier geht’s nicht um die großen Leinwand-Epen, sondern um kleine, private, „inoffizielle“ Filme:
„Home Movies und Amateurfilme sind kostbare Materialien“, weiß Karola Gramann, Mitbegründerin der Kinothek Asta Nielsen. „Man denkt, dass diese Filme nur ‚Privates‘ zeigen, aber da steckt so viel Historisches drin“, erklärt die Filmwissenschaftlerin weiter.
Die filmischen Amateuraufzeichnungen sind Zeitdokumente und liefen oftmals im Subtext eine Fülle von Informationen zum alltäglichen Leben, zum Lebensgefühl einer bestimmten Zeit oder geben mitunter unbewusst sogar Auskunft über Geschlechterverhältnisse und -rollen.

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Der International Home Movie Day, eine weltweite Initiative zur Bewahrung von Amateurfilmen, legt in diesem Jahr ein besonderes Augenmerk auf „Regenbogenfilme“.
Daher sucht auch die Kinotek Asta Nielsen private Amateur- oder Hobbyfilme, die queeres Leben zeigen: Geburtstagsfeste, Partys, Ausflüge, aber auch Demos, Communityarbeit, Dragshows oder andere Events.
„Der Film muss nicht zwingend einen queeren Inhalt haben“, erklärt Gramann weiter. Auch Kinder- oder Familienfilme sind allesamt spannende Zeitdokumente.
Die Filme müssen auch keinem filmkünstlerischen Anspruch entsprechen – es geht allein um die Dokumentation queeren Lebens auf Super-8-, Normal-8-, 16mm-Filmen oder auch auf Videokassette. Die privaten Schätze kann man am Home Movie Day in der Kinothek vorbeibringen, begutachten lassen und eine Beratung zur professionellen Aufbewahrung oder Digitalisierung bekommen. Man kann die Filme auch im Archiv des Vereins lagern – mit vollem Zugriffsrecht und der Gewissheit, dass das sensible Material auf jeden Fall sicher ist.

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Am Abend des Home Movie Day 2023 sollen ausgewählte Filme vorgeführt werden – natürlich immer nach Absprache mit den Besitzenden. „Wir haben schon einige Filme in unserem Archiv“; erzählt Gramann; stolz ist sie zum Beispiel auf eine Aufnahme der Demo des schwulen Homolulu-Festivals anno 1979 – als Vorläufer des heutigen CSD.
Der Verein Kinothek Asta Nielsen setzt sich seit 1999 für die Wiederentdeckung, Archivierung und Präsentation der Filmarbeit der neueren Frauenbewegung ein, sammelt in diesem Zusammenhang aber auch queere Filme jeglicher Regenbogenschattierung.
Nach 24 Jahren scheidet Karola Gramann Ende 2023 aus der aktiven Vereinsarbeit aus; ihre Stelle übernimmt die langjährige Mitarbeiterin Gaby Babić. „Ich bleibe dem Verein natürlich weiterhin verbunden“, erklärt Gramann und meint schmunzelnd: „Wenn wir es schaffen würden, ein ordentliches Archiv mit Amateurfilmen anlegen zu können, würde mir das einen großen Wunsch erfüllen. Ich bin gespannt, was am Home Movie Day zusammenkommt“.

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Wer einen Amateurfilm beisteuern möchte, wird gebeten, sich vorab unter dem Stichwort „Regenbogenfilme“ an info@kinothek-asta-nielsen.de zu wenden.
28.10., Home Movie Day in der Kinothek Asta Nielsen, Stiftstr. 2, Frankfurt, 11 bis 17 Uhr; öffentliche Vorführung ausgewählter Amateurfilme ab 19 Uhr, kinothek-asta-nielsen.de