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Doxycyclin wird bereits seit Jahrzehnten erfolgreich zur Behandlung bei Chlamydien- oder Syphilis-Infektionen eingesetzt. Neu ist, dass man das Medikament auch als PeP, also kurz nach einem Risikokontakt, einnehmen kann. Dr. Philipp de Leuw vom Frankfurter Infektiologikum und dem Citycheck Frankfurt erläutert im Gespräch die Einzelheiten.
Doxycyclin als PeP – das ist neu: Das Medikament sollte 24 bis 72 Stunden nach dem Risikokontakt eingenommen werden und kann damit das Risiko einer Chlamydien- oder Syphilis-Infektionen deutlich senken. „Die Datenlage ist gut und in internationalen Leitlinien wie der CDC aus den USA oder auch in einem Positionspapier der Deutschen Gesellschaft für Geschlechtskrankheiten wird der Einsatz als PeP empfohlen“, erklärt Dr. de Leuw gegenüber dem GAB Magazin.
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Dr. med. Philipp de Leuw
Trotzdem handelt es sich um einen sogenannten Off-Label-Use, weil es noch keine Zulassung als PeP-Behandlung gibt – was bedeutet, dass die Behandlung als PeP nicht von den Krankenkassen übernommen wird. „Das ist dann eine privatärztliche Verordnung, aber das Medikament ist nicht teuer“, meint de Leuw. „Ich denke, 20 Tabletten kosten um die 13 oder 14 Euro“.
Kritisch sieht er die eigenverantwortliche Einnahme, also wenn das in Deutschland verschreibungspflichtige Medikament übers Internet bestellt wird oder Restbestände „aufgebraucht“ werden: „Wie bei jeder Art von Medikament sollte immer ein Arzt eine Nutzen-Risiko-Abwägung treffen“, erklärt de Leuw und spielt dabei auf die möglichen Nebenwirkungen an. „Man sollte zum Beispiel wirklich darauf achten, das Medikament im Sitzen oder Stehen einzunehmen, weil diese Tabletten gerne an der Schleimhaut kleben“. Neben Magen-Darm-Beschwerden sind auch allergische Hautreaktionen möglich, die einem sehr starken Sonnenbrand ähneln: „Das kann im Sommer oder auch im Urlaub zum Problem werden“, erklärt Dr. de Leuw.
Den Einsatz von Doxycyclin als PrEP, also präventiv vor dem Sex, sieht de Leuw nicht: „Das versuchen wohl Leute immer mal wieder, aber da gibt es wirklich keine guten Daten zur Wirksamkeit“, weiß der Infektiologe.