Wie fühlt es sich an, diesen Titel zu tragen, und was sind deine Hauptaufgaben?
Es ist eine Ehre und eine große Verantwortung. Als Mister Leather Hamburg repräsentiere ich zusammen mit Mister Fetisch Hamburg nicht nur unseren Club. Wir repräsentieren die Leder- und Fetischszene der Stadt. Ich sehe es als ehrenamtliche Aufgabe, bei der ich viel Zeit, oft auch eigenes Geld, aber auch viel Leidenschaft investiere. Es geht darum, eigene Veranstaltungen zu organisieren, andere Veranstaltungen zu promoten und zu unterstützen, Menschen zu vernetzen und die Vielfalt unserer Szene sichtbar zu machen.

Foto: MSC Hamburg
Alex ist Mr Leather Hamburg 2024
Du betonst das Ehrenamtliche an deiner Tätigkeit. Warum ist dir das so wichtig?
Viele Menschen realisieren nicht, wie viel Arbeit hinter den Kulissen stattfindet. Ob es nun Stammtische für Puppies im MHC, Rubber-Fans bei schwarz & eng im Toms oder Leder-Liebhaber auf dem Leather Social im Kytie Voo sind – all diese Veranstaltungen werden von engagierten Personen in ihrer Freizeit organisiert. Ich möchte die Wertschätzung für diese Arbeit erhöhen und zeigen, dass unsere Szene von vielen leidenschaftlichen Menschen getragen wird.
Wie würdest du die aktuelle Situation der Fetisch-Szene in Hamburg beschreiben?
Hamburg hat eine lebendige und vielfältige Szene. Wir haben zwar nicht die Größe von Berlin, aber dafür eine engere Gemeinschaft. Es gibt zahlreiche Veranstaltungen und Treffpunkte, die von unterschiedlichen Gruppen organisiert werden. Mein Ziel ist es, diese Gruppen zusammenzubringen und Synergien zu schaffen, damit wir gemeinsam wachsen können.
Du hast erwähnt, dass ihr das traditionelle Leder-Treffen in ein Fetisch-Treffen umgewandelt habt. Was war der Grund dafür?
Wir haben erkannt, dass die Zeiten sich ändern und wir uns öffnen müssen. Nur mit Leder-Leuten bekommen wir keine volle Veranstaltung mehr. Daher haben wir beschlossen, auch andere Fetisch-Gruppen wie die Puppies und Rubber-Fans einzuladen. Das war anfangs nicht einfach, und es gab auch Bedenken von einigen, die an alten Traditionen festhalten wollten. Aber letztendlich haben wir dadurch eine dynamischere und vielfältigere Veranstaltung geschaffen.
Foto: MSC Hamburg
Mr Leather Hamburg Alex
Wie reagieren die etablierten Mitglieder der Leder-Szene auf diese Veränderungen?
Es gibt unterschiedliche Meinungen. Einige sind skeptisch und befürchten, dass die Leder-Kultur an Bedeutung verliert. Andere sehen die Notwendigkeit zur Öffnung und unterstützen uns. Wir versuchen, transparent zu kommunizieren und zu zeigen, dass es nicht darum geht, das Leder zu verdrängen, sondern die Szene zu erweitern und für neue Mitglieder attraktiv zu machen.
Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit mit anderen Gruppen und Organisationen?
Sehr positiv. Wir arbeiten eng mit verschiedenen Clubs und Veranstaltern zusammen. Der „Hamburg Fetish Crawl”, der von Ingo, Felix, Jens & Kim ins Leben gerufen wurde, wird nach neun Jahren an uns, eine Gruppe aus verschiedenen Fetisch-Leuten, vertrauensvoll übertragen. Diese Tradition wollen wir würdevoll aufrechterhalten. Das mache ich allerdings nicht als „Mister Leather Hamburg”, sondern als Teil eines privaten Freundeskreises der Hamburger Fetisch Szene. Auch mit heterosexuellen Fetisch-Gruppen suchen wir den Austausch. Es geht darum, Barrieren abzubauen und voneinander zu lernen.
Welche Rolle spielen die jüngeren Generationen in der Szene?
Eine sehr wichtige! Die Puppies zum Beispiel sind ein Phänomen. Sie ziehen viele junge Leute an und bringen frischen Wind in die Szene. Diese jungen Menschen sind oft neugierig und offen für verschiedene Fetische. Indem wir ihnen eine Plattform bieten, schaffen wir auch Nachwuchs für andere Bereiche wie Leder oder Rubber.

Foto: MSC Hamburg
Die schwarz & eng Party
Welche Veranstaltungen stehen in nächster Zeit an?
Wir wollen regelmäßig das „Kinkfusion Fetish Social“ organisieren. Hier können sich Fetisch-Interessierte in entspannter Atmosphäre austauschen. Außerdem würde ich gerne in Kooperationen mit anderen Events ein Fetisch-Wochenende in Hamburg etablieren. Dabei wollen wir auch Workshops und Informationsveranstaltungen anbieten.
Aber das ist alles noch eine Idee und ist noch in der Planung. Natürlich gibt es weiterhin das „schwarz & eng“ und die neuen Termine für das „Leather Social Hamburg”, organisiert von Arian und meinem Schärpenvorgänger Christian, werden für 2025 auch bald veröffentlicht.
Wie siehst du die Zukunft der Fetisch-Szene in Hamburg?
Ich bin optimistisch. Wir haben eine engagierte Gemeinschaft und viele Menschen, die bereit sind, sich einzubringen. Wenn wir es schaffen, offen zu bleiben und auf die Bedürfnisse der verschiedenen Gruppen einzugehen, können wir die Szene nachhaltig stärken. Es geht darum, Tradition und Moderne zu verbinden und einen Raum zu schaffen, in dem sich jeder willkommen fühlt.
Gibt es abschließend etwas, das du unseren Lesern mit auf den Weg geben möchtest?
Ja, ich möchte alle einladen, die zahlreichen Veranstaltungen zu besuchen und die Vielfalt der Hamburger Fetisch-Szene kennenzulernen. Egal ob man schon lange dabei ist oder einfach nur neugierig – wir freuen uns über jeden, der Interesse hat. Und ich möchte noch einmal betonen, wie wichtig das Engagement jedes Einzelnen ist. Gemeinsam können wir viel bewegen. Und nur wenn man die Veranstaltungen auch besucht und unterstützt, bleiben diese auch bestehen.
*Interview: Christian Knuth
INFO

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Flyer zur Kink Fusion im November
Kinkfusion Fetish Social: ein regelmäßiges Treffen für Fetisch-Interessierte in entspannter Atmosphäre.
Termine: msc-hamburg.de