Foto: Mike Kleinen
Gehirne 1
Die Erzählung „Gehirne" von Gottfried Benn entstand in der Zeit des Ersten Weltkrieges unter dem Eindruck der Verwerfungen an der Schwelle zur Moderne. Mit der Figur Pameelen erschuf Benn einen Faust-Charakter, dessen verzweifelte Suche nach Unsterblichkeit auf eine Antwort gestoßen ist. Diese heißt Transhumanismus, die Optimierung des Menschen.
Pameelen leidet an der Vorstellung seines natürlichen Verfalles und der Endlichkeit des Lebens. Darum erschafft er seinen Avatar mit perfektem Körper in einem künstlichen Paradies und verfällt zunehmend dessen Faszination. Pameelens Streben nach ewigem Leben steigert sich in einen todbringenden Wahnsinn, in dem er versucht, sich seiner natürlichen Reproduktion zu entziehen.
Seine letzten Worte lauten: „Ich bin der neue Mann - das Gehirntier, die mathematische Lilie: mein Ichbegriff, meine Stirnen-Ewigkeit - daran wollen Sie zweifeln? - Löscht die Natur aus! Das Gehirn der Zukunft ist ein künstliches Paradies!“
Die Grenzen zwischen Illusion und Wirklichkeit verschwimmen zunehmend, der Sinn der Worte „wahr“ und „unwahr“, „Einbildung“ und „Realität“ verlieren ihre Schärfe, es fällt immer schwerer, sie voneinander abzugrenzen. An die Stelle von Authentizität tritt das Spiel, das Spiel der Möglichkeiten.
Premiere: Do., 20. Sept 2018, 20:00 Uhr, www.orangerie-theater.de