Sébastien Corolleur arbeitet seit 1998 als Flugbegleiter, ist Gründer von Personn’Ailes, der LGBTIQ*-Mitarbeiterorganisation von Air France, und war lange Zeit deren Präsident. Im Interview mit männer* spricht er über seine Arbeit und Herausforderungen für die Zukunft.
Du hast Personn’Ailes im Jahr 2001 gegründet, was war deine Motivation?
Damals war mir die Aids-Prävention ein großes Anliegen, denn zu diesem Zeitpunkt wurde bei Air France in dieser Hinsicht nichts unternommen. Ich konnte nicht verstehen, warum den Angestellten, die zu Zielen flogen, an denen so viele Menschen an HIV starben, keine Präventionsmaßnahmen angeboten wurden. Also beschloss ich, eine Organisation zu gründen. Ich habe die Organisation auf eigene Faust gegründet, damit sich jeder schützen kann. Wir haben dann sehr schnell mit dem Vorstand zusammengearbeitet und man hat schnell verstanden, dass es eine ausgezeichnete Idee war. Noch heute gibt es die Möglichkeit, im Crew-Bereich kostenlos Kondome mitzunehmen.

Foto: personnailes.com
Air France
Was sind heute die Ziele?
Air France ist ein internationales Unternehmen mit Angestellten auf der ganzen Welt. Die nächste Idee war, homo- und transsexuellen Menschen zu ermöglichen, bei ihrer Arbeit sichtbar zu sein. Das hat schon 2001 mit der Teilnahme an der Pride-Parade in Paris begonnen. Das machen wir bis heute.
Anne Rigail, CEO von Air France, lässt sich auf der Unternehmenswebsite mit dem Satz zitieren: „Es gibt bei Air France keinen Platz für Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung und Geschlechtsidentität“. Würdest du dem zustimmen?
Absolut. Anne Rigail ist sehr engagiert und genehmigt auch finanzielle Mittel, um uns zu unterstützen. Als ich sie das erste Mal traf, hat sie sehr deutlich gemacht, dass Homophobie im Unternehmen keinen Platz haben darf. Sie ist sehr engagiert und ermöglicht uns Sichtbarkeit innerhalb von Air France mit Unterstützung der internen Kommunikation, aber auch der externen Kommunikation. Von ihr kommen nicht nur Worte, es sind Taten. Sie steht wirklich auf unserer Seite. Dabei hat sie auch Rückendeckung vom CEO der gesamten Air-France-KLM-Gruppe, Ben Smith, der selbst schwul ist.
Wie arbeitet ihr mit dem Unternehmen zusammen?
Wir stehen in regelmäßigem Kontakt mit der Diversity-Abteilung von Air France und auch mit den zur Gruppe gehörenden Fluggesellschaften Transavia France und HOP. Wir haben uns sehr für die Rechte von HIV-positiven Mitarbeitenden eingesetzt, damit sie ihre Termine im Krankenhaus oder beim Arzt mit dem Dienstplan koordinieren können, und somit daran gearbeitet, ihre Gesundheitsvorsorge einfacher zu machen. Auch für die Gleichberechtigung aller Angestellten setzen wir uns ein: So sind etwa die Vorteile für Verheiratete oder für Eltern inzwischen für LGBTQ-Mitarbeitende gleich. Für Trans-Personen, die sich in der Transition befinden, haben wir gemeinsam mit dem Unternehmen einen Prozess entwickelt, der alle Schritte festlegt, um von einer Identität zur anderen zu wechseln – also Namensänderung, Wechsel der Uniform und so weiter.
Gibt es neben der Teilnahme beim Pride in Paris weitere Aktionen von Personn’Ailes?
Seit 2019 veranstalten wir am 17. Mai, dem Internationalen Tag gegen Homo-, Bi-, Inter- und Transfeindlichkeit (IDAHOBIT), einen „Regenbogenflug“. Dieser wird ausschließlich von LGBTQ-Personal in der Kabine und am Check-in durchgeführt. Wir tragen dann einen Regenbogen-Pin, und an Bord wird ein spezielles Video gezeigt, um die Passagiere aufzuklären. Das Ziel ist dabei jeweils unterschiedlich. In der Regel wählen wir eine Destination, in der wir mit anderen LGBTQ-Organisationen in Kontakt stehen und diese dann persönlich vor Ort Treffen.

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Air France
Was sind die Herausforderungen für die Zukunft?
Die Botschaft von Diversität gilt für die ganze Gruppe und in allen Ländern, in denen sie An hat. Hier in Paris haben wir viel getan. Der nächste Schritt ist, mit allen Stationen auf der ganzen Welt zusammenzuarbeiten. Natürlich ist es nicht einfach, das in jedem Land zu tun. Man kann sich vorstellen, wie schwierig es ist, eine LGBTQ-Veranstaltung in Saudi-Arabien zu machen. Aber wir bemühen uns zu garantieren, dass alle Mitarbeitenden innerhalb der Air-France-Gruppe gleichbehandelt werden. Wer als Mitglied der LGBTQ-Community für Air France arbeitet, soll keine Diskriminierung erfahren.

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