Die im Süden der mexikanischen Halbinsel Baja California gelegene Region mit luxuriösen Strandhotels, charmanten Städtchen und einer großartigen Natur gilt bei europäischen Mexiko-Fans als Geheimtipp. Dank einer neuen Nonstop-Verbindung ab Frankfurt könnte sich das bald ändern.

Foto: Los Cabos Tourism Board
Los Cabos
Für Karlos war es Liebe auf den ersten Blick. Als der heute 42-jährige Mexikaner im Jahr 2004 zum ersten Mal nach Los Cabos kam, war er von der Region fasziniert. Zehn Monate verbrachte er an der Südspitze der Halbinsel Baja California, an der der raue und kühlere Pazifik auf den warmen Golf von Kalifornien trifft, bevor es ihn damals weiterzog. Viele Jahre lebte und arbeitete der freie Fotograf in den USA, unter anderem in Las Vegas, bevor er Ende 2022 wieder nach Los Cabos zurückkehrte. „Ich wollte immer zurück ans Meer“, erzählt Karlos bei einem Drink im Chandelier’s Night Club in Cabo San Lucas.
Der im ersten Stock eines unscheinbaren Hauses beheimatete Klub ist das Epizentrum der lokalen LGBTIQ*-Szene. Hier treten an den Wochenenden zu später Stunde Dragqueens und Stripper auf und es wird bis in die frühen Morgenstunden gefeiert. „Cabo San Lucas ist bekannt als Party-Stadt mit jeder Menge Bars, Diskotheken und einem ausschweifenden Nachtleben“, so Karlos. Besonders während des Spring Break sei das Städtchen fest in der Hand amerikanischer Studenten. „Das schwule Nachtleben beschränkt sich jedoch auf das Chandelier’s – mit mexikanischen LGBTIQ*-Hochburgen wie Puerto Vallarta oder Guadalajara darf man Los Cabos nicht vergleichen, dafür hat die Region anderes zu bieten“, erklärt Karlos. „Aufgrund ihrer Lage fühlt man sich auf Baja California wie auf einer echten Insel, wo man viele Probleme, von denen man auf dem mexikanischen Festland hört, nicht kennt“, so Karlos. „Hier kann ich problemlos nach Mitternacht durch die Stadt laufen, ohne Angst vor Kriminalität zu haben. Als schwules Paar fühlt man sich in Los Cabos nicht nur sicher, sondern immer auch herzlich willkommen.“ Schon seit einigen Jahren setzt das Tourismusbüro der Region auf LGBTIQ*-Tourismus und wirbt vor allem um Gäste aus den USA. Während eines Symposiums im Juni 2023 kamen internationale LGBTIQ*-Tourismusexperten hierher, um sich mit lokalen Anbietern wie Hotels und Veranstaltern auszutauschen.

Foto: privat
Los Cabos
Fotograf Karlos
Partymeile am Strand
Zentraler Anlaufpunkt in Cabo San Lucas ist für die meisten Urlauber die an einer sichelförmigen Bucht gelegene Playa el Médano, um die herum sich Hotel- und Resortanlagen wie das Corazón Cabo Resort & Spa oder das ME Cabo by Meliá drängeln. Dank seiner geschützten Lage ist der Strand beliebt bei Wassersportlern und Schwimmern: Von Jetski über Parasailing bis zu Schnorcheln ist hier alles möglich – nur zum Surfen sollte man an andere Strände gehen. Zudem hat man von hier aus den besten Blick auf den im Meer stehenden Felsbogen El Arco, eines der Wahrzeichen von Los Cabos. In den Beach-Klubs der Hotels sorgen DJs für entspannte Musik, während fliegende Händler ihre Waren an den Mann bzw. die Frau bringen wollen. Andere Strandbars wie Mango Deck unterhalten die Gäste mit Partymusik und Events - etwas einem Push-up-Contest für „echte Kerle“.

Foto: karlosphoto.com
Los Cabos
Los Cabos Pride
Die Partymeile an der Playa el Médano, die zum Teil durchaus an Mallorca erinnert, setzt sich in den Straßen hinter dem Strand fort. Hier buhlen unzählige Bars mit billigen Drinks um die Gunst des zumeist jungen amerikanischen Publikums. Zudem ist Cabo San Lucas ein zentraler Ausgangspunkt für Ausflüge in die Umgebung, etwa zu einer Segeltour entlang der Küste samt Bade- und Schnorchelstopp oder für einem Tagestrip in die nahe gelegenen Berge mit Wanderwegen zu erfrischenden Wasserfällen. „Viele amerikanische Urlauber verlassen ihr All-inclusive-Resort kaum und haben keine Ahnung, was die Region zu bieten hat“, so Karlos. Seiner Meinung nach sollte man ein paar Tage in einem Resort ausspannen und sich dann ein Auto mieten, um die Umgebung zu erkunden. „Auch ich fahre mit meinem Freund manchmal einfach drauflos, um einsame Strände zu entdecken, etwa in der Gegend um Los Cerritos. Hier ist man dann völlig unter sich.“
Wale, Haie und Kakteen
An Stränden gibt es in Los Cabos keinen Mangel, allerdings herrschen auf der Pazifikseite jede Menge tückische Strömungen, die das Schwimmen unmöglich machen. Entlang des „Korridors“, der die beiden Hauptorte San José de Cabo und Cabo San Lucas miteinander verbindet, finden sich Dutzende von Luxusresorts, deren Strände jedoch nicht zum Baden geeignet sind. Nur an Karlos’ Lieblingsstrand Chileno sowie der Playa Santa Maria ist es möglich, zu schwimmen und zu schnorcheln. Weitere beliebte und schwimmbare Strände sind Palmilla und Los Cerritos. Etwa zwei Autostunden von Cabo San Lucas entfernt liegt in der Nähe des Städtchens La Paz mit der Playa Balandra einer der schönsten Strände Mexikos. Am Golf von Mexiko und der Sea of Cortez, die sich zwischen der Ostküste der Baja California und dem mexikanischen Festland erstreckt, ist das Wasser wärmer und das Meer deutlich ruhiger. Zudem ist der Golf berühmt für seinen Fischreichtum und die große Anzahl an Meeressäugern. Je nach Jahreszeit tummeln sich in den Gewässern Seelöwen, Delfine, Orcas, Finn-, Grau-, Pott-, Blau- und Buckelwale sowie Meeresschildkröten, Walhaie, Pazifische Riesenmantas, Hammerhaischulen und große Schwärme von Makrelen, Thunfischen oder Doraden.

Foto: Los Cabos Tourism Board
Los Cabos
Der Meeresnationalpark Cabo Pulmo mit einem der ältesten Korallenriffe Nordamerikas liegt etwa hundert Kilometer von Cabo San Lucas entfernt und ist ein Muss für alle, die die Unterwasserwelt lieben. Die Panoramaroute ans Cabo Pulmo, die durch Kakteenwälder entlang der Steilküste führt, sollte man auf jeden Fall mit einem allradgetriebenen Jeep bewältigen. Dafür ist die Aussicht auf den Pazifik mit seinen zahlreichen Surfstränden spektakulär. Während man im Nationalpark als Schnorchler zum Beispiel Seelöwen in ihrer natürlichen Umgebung sowie große Fischschwärme beobachtet, können Taucher auch auf Tuchfühlung mit bis zu drei Meter großen Bullenhaien gehen. Wer lieber trocken bleibt, bekommt zwischen Dezember und April mit ziemlicher Sicherheit verschiedene Walarten vors Gesicht, unter anderen kommen dann Tausende von Buckel- und Grauwalen mit ihrem Nachwuchs in die Sea of Cortez.

Foto: Los Cabos Tourism Board
Los Cabos
Magisches Dorf
Fährt man von Cabo San Lucas mit dem Auto etwa eine Stunde in Richtung Nordwesten, erreicht man den kleinen Ort Todos Santos. 1733 als Mission gegründet, gelangte das heute 5.000 Einwohner zählende Städtchen Ende des 19. Jahrhunderts dank zahlreicher Zuckermühlen zu einem gewissen Reichtum. Heute gehört Todos Santos aufgrund seiner renovierten Kolonialbauten zu den „Pueblos Mágicos“, jenen mexikanischen Dörfern und Städten, die mit einem typisch mexikanischen Flair zahlreiche Touristen anlocken. Neben der noch erhaltenen Misión Santa Rosa de las Palmas gehören das Kino Teatro Márquez de León aus den 1940er-Jahren sowie der Markt Cielito Lindo gleich neben der Mission zu den Sehenswürdigkeiten. Die Kopfsteinpflasterstraßen der Altstadt laden dazu ein, das malerische Stadtzentrum zu Fuß zu erkunden und kleine Boutiquen, Kunstgalerien und Cafés oder Restaurants wie das durchgestylte Oystera selbst zu entdecken. Das 2024 eröffnete Todos Santos Boutique Hotel lädt mit seinen zehn Zimmern, die sich in einem historischen Gebäude aus dem 19. Jahrhundert befinden, dazu ein, auch länger in dem „magischen Dorf“ zu bleiben. Wer dagegen ein Hotel in Strandnähe bevorzugt, kann in einer Kuppel-Villa des Hotels La Poza übernachten. Durch eine Lagune vom eigentlichen Strand getrennt, kann man mit hoteleigenen Kajaks zum Strand hinüberpaddeln.

Foto: Dirk Baumgartl
Los Cabos
Todos Santos
Kunst für alle
Neben Todos Santos strahlt auch die Hauptstadt San José de Cabo jede Menge mexikanisches Flair aus. 1730 wurde diese Stadt ebenso wie Todos Santos als Mission von Jesuiten gegründet. Mit seinen Kolonialbauten und engen Straßen ist die Altstadt ein schönes Kontrastprogramm zur Partymeile in Cabo San Lucas. Besonders am Donnerstagabend, wenn rund um die Plaza Mirajes zwischen 17 und 21 Uhr ein großer Kunstmarkt stattfindet, ist ein Stadtspaziergang ein echtes Erlebnis. Neben etlichen lokalen Künstlern, die ihre Werke beim „Art Walk“ anbieten, finden sich in den Gassen der historischen Altstadt zahlreiche Galerien, ultraschicke Boutiquen und viele Restaurants. Eines davon ist das Lumbre, das sich darauf spezialisiert hat, seine Gerichte – vor allem Fisch und Meeresfrüchte – am offenen Feuer zuzubereiten. Folkloregruppen sorgen auf den Straßen für Musik- und Tanzeinlagen. Wer in cooler Atmosphäre dagegen selbst sein Tanzbein schwingen will, sollte im Crania vorbeischauen. Das Restaurant mit Open-Air-Disco soll mit seinen Baukränen und Kunstinstallationen an das Burning Man Festival in der Wüste Nevadas erinnern. Es verfolgt eine Null-Müll-Politik und ist auch beim LGBTQ-Publikum beliebt. Für Karlos ist jene Mischung aus Kultur, Natur und entspanntem Beach-Lifestyle ein „Stück vom Paradies“, für das er noch einen Tipp an die Besucher mitgibt: „Sei offen für Abenteuer und habe Mut, Los Cabos auf eigene Faust zu erkunden.“

Foto: Dirk Baumgartl
Los Cabos
San José de Cabo
INFO
ANREISE
Seit November 2024 fliegt Condor noch bis Ende April und dann wieder ab November 2025 zweimal wöchentlich nonstop ab Frankfurt nach Los Cabos. Zum Einsatz kommt ein moderner Airbus A330 neo mit neuer Kabine in Business, Premium Economy und Economy Class. www.condor.com
HOTEL
Das zur Marriott Autograph Collection gehörende Hacienda del Mar Los Cabos sieht auf den ersten Blick wie ein kleines Dorf aus. Die Zimmer und Suiten befinden sich in verschiedenen Gebäuden, die auf dem großen Gelände verteilt sind. Im „Korridor“ zwischen San José del Cabo und Cabo San Lucas gelegen, genießt man am breiten Sandstrand seine Ruhe, kann dort allerdings nicht baden. Dafür lädt die großzügige Poollandschaft zum Entspannen ein. www.haciendadelmar.com.mx