CSD an „meinem“ Bodensee

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Foto: M. Rädel

Dort, wo Deutschland endet, wo dieser große See an Österreich und die Schweiz schwappt, da leben auch Lesben, Trans* und Schwule. Und die feiern zusammen einen CSD. Und das mittlerweile selbstbewusst. Das war nicht immer so.

Um mal Persönliches zu verraten: Ich wurde im weltoffenen Freiburg geboren, ging aber ab den späten 1980ern am Bodensee an die Schule. Da war damals nichts mit queeren Galerien, Bars und Sichtbarkeit, wie ich es von Freiburg gewohnt war.

Foto: M. Rädel

Als ich als 17-Jähriger mein Coming-out hatte, erlebte ich die Bodenseeregion als vorurteilsbelastet, hämisch und vertratscht. Ich wurde an der Schule gemobbt und von den Lehrern belächelt. Und das nur, weil ich – man schrieb das Jahr 1994 – begeisterter Raver (und auch so gekleidet) und eben schwul war. Und auch darüber sprach.

Nicht unentwegt, aber eben dann, wenn die anderen Provinzler auch über ihre (Hetero-)Sexualität sprachen. Ich ging zur HuK in einem Dorf, ich war Mitglied bei der Aidshilfe in Ravensburg (mittlerweile hat Ravensburg einen schwulen Bürgermeister), ich machte mit bei kleinen Demos und war Gründungsmitglied einer schwulen Jugendgruppe in Friedrichshafen.

Foto: M. Rädel

Das sorgte für Spott und Ausgrenzung. Und auch wenn ich wunderbare Freundinnen (bis heute!) hatte, so verließ ich Friedrichshafen 1997 Richtung Freiburg, 1999 dann der Hochschule und Berufswahl wegen Richtung Berlin, mit dem unguten Gefühl von „Die wollen dort keine Schwulen“.

Und doch, wenn ich im Urlaub am See weilte, merkte ich, dass sich doch etwas tut. Flyer für queere Gruppen im Bioladen, ein (auch queeres) Fetisch-Schiff, queere Ausstellungen und Regenbogenflaggen.

Und queere Größen wie Tim Fischer, Désirée Nick und Georgette Dee sieht man hier auch ab und an live ... Am Bodensee. So „mies“ ist es dort also nicht (mehr).

Und jetzt, 2020 findet dort erneut ein CSD statt, am 6. September soll es passieren, Treffpunkt ist um 14 Uhr vor dem Rathaus, dann soll der CSD als kleine Demonstration runter durch die kleine Stadt zu der Musikmuschel an der Uferpromenade gehen, wo es eine Kundgebung mit Reden, Musik und ein paar Infoständen geben soll.

Ich hoffe, es kommen viele, auch die, die zwar queer sind, es aber vor allem online ausleben. Und dass die Stadt es als Chance nutzt, weltoffen Spaß zu haben. Dass Schwaben, Badener, Bayern und Touristen, einheimische Diven und Ledermänner zusammen mit all den Queers, die sich noch nicht trauten, für eine offene Gesellschaft eintreten. #ExpressYourself

csd-konstanz-kreuzlingen.de/csd-friedrichshafen


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