Brand in Schwulensauna: Freispruch für mutmaßlichen Verursacher

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Bei dem Brand in der Berliner Szeneinstitution und Schwulensauna „Steam Works“ im Februar 2017 kamen drei Männer ums Leben. Zu dem Unglück soll menschliches Versagen geführt haben. Am Freitag wurde das Urteil gesprochen: Geschäftsführer und Betriebsleiter bekamen Bewährungsstrafen, der mutmaßliche Brandverursacher kam mit einem Freispruch davon.

Mehr als 40 Jahre existierte die Szeneinstitution unter wechselnden Namen: Apollo Sauna oder Apollo Splash Club - zum Schluss hieß sie Steam Works, war erst kurz vor dem Brand neu eröffnet worden. Nicht genehmigte Umbaumaßnahmen hatten die Arbeit der Rettungskräfte erschwert. Die Feuerwehr hatte Stunden gebraucht, um jeden der Räume in dem labyrinthartig angelegten Keller zu öffnen und durchsuchen. Ein Gast konnte schwer verletzt gerettet werden, für drei Männer kam jede Hilfe zu spät. Seit dem Brand stehen die Räumlichkeiten leer.

Geteilte Verantwortung für die Tragödie

Anfang August begann der Prozess gegen vier Angeklagte, denen vorgeworfen wurde, für die Tragödie eine Teilschuld zu tragen (blu berichtete). Im Prozess kam heraus, dass die Entrauchungsanlage zu keiner Zeit funktioniert und nötige Überprüfungen nicht stattgefunden hatten. Zudem waren Fluchtwege versperrt oder nicht erkennbar gewesen. Verantwortlich dafür machte das Gericht Betriebsleiter Timo. Z und Geschäftsführer Marcel M. Die Anklage lautete auf fahrlässige Tötung.

Gestern wurde das Urteil gesprochen: Die beiden wurden zu Bewährungsstrafen von einem beziehungsweise anderthalb Jahren verurteilt. Ihnen wurde zudem auferlegt, jeweils 3000 Euro an eine gemeinnützige Organisation zu zahlen. Der ebenfalls angeklagte frühere Geschäftsführer Fabian W. wurde freigesprochen.

Foto: Polizei Berlin

Mitangeklagt war auch Saunagast Tareq T.: Er hatte am Tag des Brandes seine Zigarettenkippe in einem Plastikmülleimer entsorgt und damit mutmaßlich den Brand ausgelöst. Ein Gutachter vor Gericht sagte jedoch aus, eine andere Brandursache sei zwar unwahrscheinlich, aber dennoch möglich – das Gericht sprach Tareq T. daraufhin frei. Die Staatsanwaltschaft kündigte an, in Berufung zu gehen.

Der Brand hatte große Auswirkungen auf die Berliner Szene: Aufgrund von verschärften Kontrollen zum Brandschutz wurden im Anschluss mehrere Darkrooms in Berliner Erotikclubs vorübergehend oder gar dauerhaft geschlossen – zur Sicherheit der Gäste (blu berichtete)

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