Kommentar • Dating-Apps: Risiko Standortnutzung

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Foto: gemeinfrei / CC0

Nicht nur mir würde es technisch wirklich leichtfallen, deinen Aufenthaltsort bis auf wenige Meter genau herauszufinden, wenn du Dating-Apps wie Grindr benutzt. Leichtfallen tut diese Ortung auch Homophoben, Verbrechern oder in Staaten wie Ägypten oder Kenia den Strafverfolgungsbehörden.

Durch eine regelmäßige Abfrage deines Standortes über mehrere Tage ergibt sich sogar ein Bewegungsprofil, das zusammen mit HIV-Status, sexuellen Vorlieben und Körperdaten ein feines Nutzerprofil für allerlei Datenwirtschaftende ergibt.

Du hast nichts zu verbergen? Fein. Vielleicht weißt du erst, dass dem nicht so war, wenn eine Versicherung dich irgendwann ablehnt oder du einen Job aus unerfindlichen Gründen nicht bekommst. Panikmache? Nö.

Trilateration

Tri, tra, was? Deine Dating-App, übrigens aber auch alle anderen Apps, für die du die sogenannte Standortfreigabe deines Mobiltelefons aktivierst, tun in schöner Regelmäßigkeit eben genau dies: deinen Standort bestimmen und teilen. Selbst wenn zum Beispiel Grindr inzwischen nicht mehr direkt und unverschlüsselt Zugang zu diesen Daten gewährt, kann man laut IT-Fachleuten immer noch über Algorithmen die Entfernungsangaben der Profile zur sogenannten Trilateration nutzen, um bis auf zwei Meter an dich heranzukommen. Dafür werden die Entfernungsangaben dreier Profile auf dem Grindr-Raster genommen und du im Schnittpunkt der Verbindungslinien genau geortet. Selbst, wenn du die Entfernungsangaben deaktivierst (diese Funktion hatte Grindr wegen Protesten von Datenschützern und LGBTIQ*-Aktivisten eingeführt), kann wegen der nach Entfernung sortierten Profile auf dem Grindr-Raster, dein Standort immer noch ermittelt werden. Abhilfe ist technisch kaum möglich, solange die Funktionalität einer App auf eben den Standortdaten basiert.

Sicher gibt es auch

Einer der ganz wenigen Anbieter, die das Problem der möglichen Ortung durch Dritte gelöst haben, ist ROMEO. Die als GayRomeo gestartete Plattform existierte schon vor Smartphones mit GPS und hat ihre eigene Geolokalisierung von Anfang an nicht verpflichtend, sondern zusätzlich angeboten. Wenn du die Funktion „Radar“ einschalten willst, wirst du deutlich darauf hingewiesen, dass es trotz technischer Vorkehrungen möglich sein kann, dass du von Dritten geortet wirst. Entscheidest du dich gegen die Nutzung, funktioniert ROMEO trotzdem.


Foto: gemeinfrei / CC0

Profitipp

Fotografierst du gerne mit dem Smartphone? Dann denke daran, dass auch die Kamera deines Handys den Zugriff auf Geodaten nutzen kann und diese in den sogenannten Metadaten des Fotos speichert. Der schnelle Schnappschuss für das Date verrät also unter Umständen nicht nur dein Aussehen, sondern auch gleich deinen GPS-genauen Standort. Apps wie ROMEO oder WhatsApp löschen diese Daten beim Upload, andere vielleicht nicht. Daher im Zweifel auch in den Kameraeinstellungen die Geodaten abschalten! 

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