KOMMENTAR: Hape macht den Horst

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Fotos: www.hapekerkeling.de

Bildzeitung 17. August 2009: „Während sich viele noch unsicher sind, wen sie bei der Bundestagswahl wählen werden, sagen schon 18 Prozent bereits sicher: Horst Schlämmer wäre der ideale Kanzler.“

Zu diesem Zeitpunkt hatte die Bildzeitung noch viel Sympathie für politische Forderungen wie Sonnenbank für alle gratis.

Kaum zwei Jahre später gefällt es dem Schmier- und Schundblatt zu zeigen, wie man in Deutschland die politische Kultur demontiert, indem man unter dem Vorwand der Pressefreiheit aus vertraulichen Telefonaten mit dem höchsten Repräsentanten des Staates zitiert, was einen Bruch der grundgesetzlich garantierten Vertraulichkeit des Fernmeldegeheimnis darstellt. Und das, weil dieser wie jeder Prominente, ein paar lächerliche Vergünstigungen wie Urlaubsreisen in Anspruch genommen hat.


Hape Kerkeling muss dieser Angriff auf das Gratisprogramm des Horst Schlämmers missfallen. Und so kommentiert er mutmaßlich: 

„Wulff oder BILD? Wie soll Deutschland in Zukunft aussehen? 

Ich bin eindeutig für Wulff!!!

 Was hat dieser arme Präsident eigentlich verbrochen? Er hat sich Geld geliehen, nicht etwa geklaut, veruntreut oder unterschlagen. Nein, geliehen! Um sich ein Haus zu kaufen, keine Jacht oder einen Jet. Ein normales – nach meinem Geschmack – eher langweiliges Haus in Hannover!

 Zu einem günstigen Zinssatz, ja so ein übler Kerl! 

Dann hat er ein Upgrade einer Fluggesellschaft für einen Urlaubsflug akzeptiert? Wie masslos kann einer sein! 

Er soll gefälligst Holzklasse fliegen und seine Thrombose-Strümpfe anziehen!


Wulff oder Bild? Das ist so ziemlich die gleiche Wahl wie zwischen Pest und Cholera. Natürlich geht es der Bildzeitung nicht um Moral, sondern nur um einen Machtbeweis. Andererseits ist jedem, der die politische Kultur betrachtet klar, dass nur jemand, der moralisch keinerlei Bedenken hat, überhaupt in diesem Betrieb bestehen kann. Der Wahlbürger hofft freilich jedes Mal aufs Neue, dass es nicht so schlimm kommt, wie es dann tatsächlich wird. Meistens zeigen unsere Politiker ja erst nach ihrer Amtszeit, dass es ihnen wie jeder andere auch vordringlich um die eigenen Interessen geht. So hat auch Ex-Kanzler Schröder zwar sein Image mit der Bemerkung von lupenreinen Demokraten Putin zerstört, aber mit einer schönen Position im russischen Erdgasgeschäft auch bezahlen lassen.

Kerkelings Entschuldigung des Menschen Wulff wirkt somit denkbar naiv und es entfaltet die gegenteilige Wirkung, wenn er sie mit anderen Sündern in eine Reihe stellt: Zugegeben der Bundespräsident hat Fehler gemacht aber hat er sich strafbar gemacht oder unmenschlich gehandelt? Er hat seine Fehler eingeräumt und sich dafür öffentlich entschuldigt. So und nun? Kohl hat einen Demonstranten vor der Weltöffentlichkeit zusammengeschlagen, Schröder hat sich im Fernsehen hackevoll und live um Kopf und Kanzlerschaft geredet, Kiesinger war in der NSDAP. TJA, das waren anscheinend noch Staatsmänner!

Vielleicht sollte der Autor des Facebook-Posts etwas von der ironischen Distanz zum Politikbetrieb wiedergewinnen, die er mit Horst Schlämmers Wahlprogramm formuliert hat, denn alles andere macht nur schlecht gelaunt: Wir führen den Bundeshasen als Wappentier ein! Er steht für Frühling und Neubeginn. Wir müssen den Bundestag übermalen und aus den Adlerflügeln werden Schlappohren. 


Die Zitate stammen aus einem öffentlichen Post, der auf dem privaten Facebook-Profil sowie auf der Fanseite des Entertainers Hape Kerkeling zu lesen ist. Den Link haben wir nun direkt unter diesen Artikel eingefügt, um den andauernden Spekulationen der Herkunft zu begegnen. Außerdem seht ihr in der Galerie einen Screenshot, in dem der Inhaber von www.facebook.com/hape.kerkeling öffentlich zu seinem eigenen Post Stellung bezieht.


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