Gewinne iTunes-Codes für „BROS“

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Foto: Universal Pictures

Luke Macfarlane, geboren 1980 im kanadischen London, studierte an der renommierten Juilliard School in New York und hatte seinen ersten Leinwandauftritt im Film „Kinsey“ von Bill Condon. Der Durchbruch gelang ihm mit der Serie „Brothers & Sisters“, in der er gemeinsam mit Matthew Rhys ein schwules Paar verkörperte – und in diesem Kontext auch seine eigene Homosexualität öffentlich machte. Es folgten viele, nicht ausschließlich queere Serienrollen in „The Night Shift“ oder „Killjoys“, der Netflix-Film „Single All the Way“ und diverse Theaterengagements. 

Mr. Macfarlane, „Bros“ ist ein Film, wie es ihn so noch nicht gab: eine von einem großen Hollywood-Studio produzierte, klassische romantische Komödie, in deren Zentrum zwei schwule Männer stehen. Hätten Sie je gedacht, das mal erleben zu dürfen?

Naiv und optimistisch, wie ich bin, hatte ich nie Zweifel daran, dass die Filmbranche irgendwann so weit sein würde. Die Frage war eher, ob ich dann auch noch jung genug bin, um darin irgendwie mitzuspielen.

Wie kam es denn letztlich dazu? Kannten Sie Billy Eichner, der als Ko-Autor und Hauptdarsteller die treibende Kraft hinter „Bros“ ist, persönlich?

Nein, das lief über ein normales Casting. Ich habe lange in New York gelebt und dort auch studiert, war aber Billy nie persönlich begegnet. Auch wenn ich natürlich viel von ihm gehört habe und wir auch etliche gemeinsame Bekannte haben. Als das Drehbuch auf meinem Tisch landete, war ich begeistert davon, wie gut es war und wie gut die Rolle zu mir passen würde. Deswegen habe ich mich selbst ganz schön unter Druck gesetzt, mehr als sonst. Und als ich dann beim Vorsprechen nicht nur Billy, sondern auch Comedy-Größen wie Regisseur Nick Stolle und Produzent Judd Apatow gegenüberstand, war ich verdammt nervös. Doch dann lief es zum Glück richtig gut.

Sie spielen nun Aaron, einen Anwalt, der zumindest beruflich nicht so richtig glücklich ist. Das könnte von Ihnen, der ziemlich direkt nach dem Schulabschluss fürs Schauspielstudium nach New York ging, vermutlich nicht weiter weg sein, oder?

Es gibt schon auch einige Gemeinsamkeiten zwischen ihm und mir. Auch ich war als Jugendlicher in den 1990er-Jahren in einer Kleinstadt damit beschäftigt, mich mit meinem Schwulsein zu arrangieren. Und damals gab es dort ein ziemlich eingeschränktes Bild davon, was Männlichkeit bedeutet. In den Zeiten von Mark Wahlberg als Calvin Klein-Model und Abercrombie & Fitch-Werbung konnte man als schwuler Mann gar nicht anders, als von Brustmuskeln besessen zu sein. Aber damit einher ging eben diese Vorstellung, dass Männer unbedingt kerlig, sportlich, tough und hart im Nehmen sein müssen. Echte Bros eben. Das hat damals bei vielen meiner Generation echt Spuren hinterlassen. Ich kann froh sein, dass es immer Menschen in meinem Leben gab, die mir vermittelt haben, dass man dann am erfolgreichsten ist, wenn man authentisch man selbst ist. In dieser Hinsicht verletzlich zu sein habe ich zum Glück viel früher gelernt als Aaron.

Foto: Universal Pictures

Und wie steht’s mit seinem Musikgeschmack? Dass Aaron – eher gay-untypisch – auf die Country-Songs von Garth Brooks steht, ist in „Bros“ ja ein Running Gag …

Ich verrate Ihnen mal ein kleines Geheimnis: Das mit Garth Brooks habe ich beim Dreh improvisiert.

Tatsächlich?

Ja, denn ich bin tatsächlich Country-Fan. Keine Ahnung, ob dass der Tatsache geschuldet ist, dass ich aus Kanada komme, oder daran liegt, dass ich privat einen Truck fahre. Billy ist jedenfalls sofort darauf angesprungen und hat das prompt an anderen Stellen ins Drehbuch integriert.

Ist es Ihnen ein Anliegen zu zeigen, dass nicht alle in der Community immer über einen Kamm zu scheren sind?

Ich finde das in der Tat enorm wichtig, und man muss supervorsichtig sein mit einem Label wie „typisch schwul“. Dass es „den Schwulen“ natürlich nicht gibt, ist eigentlich kein Geheimnis mehr, und dank des Internets ist die Vielseitigkeit unserer Community ja auch allgemein einsehbar. Aber mitunter muss man eben doch daran erinnern, dass ein queerer Mensch in Los Angeles vielleicht andere Erfahrungen hat und anders tickt als ein queerer Mensch auf dem Land. Deswegen mag ich den Podcast „Rural Gays“ so gerne. Denn da finde ich mich als Country liebender, Truck fahrender Hobby-Tischler manchmal eher wieder als anderswo.

Das gesamte Ensemble von „Bros“ ist queer, selbst in den nicht-queeren Rollen. Wie hat sich Regisseur Nick Stoller als Hetero denn in dieser Konstellation gemacht?

Wie er sich damit gefühlt hat, müssen Sie ihn fragen. Aber ich fand ihn großartig, denn er versteht nicht nur viel von Comedy, sondern ist auch einfach ein enorm offener, wissbegieriger Mensch. Und er vermittelt nie das Gefühl, alles zu wissen, sondern gab ganz offen zu, in vielen Dingen nicht der Experte zu sein. Bei einer Sexszene fragte ich, ob Aaron und Bobby nicht eigentlich ein Gespräch über Verhütung und Safe Sex führen sollten, weil ich das meiner Erfahrung nach für ein realistisches Szenario hielt. Da war er der erste, der meinte, dass er sich da nach uns richtet.

Tatsächlich zeichnet der Film viele Details queeren Alltags realistisch nach, ob es nun um Poppers, Grindr oder die Frage nach Top und Bottom geht …

Es war uns allen sehr wichtig, dass „Bros“ zwar nach den klassischen Mustern einer RomCom funktioniert, aber eben auch nicht bloß eine heterosexuelle Beziehung kopiert, sondern authentisch von schwulem Leben erzählt. Nicht auch Sex zu dritt oder viert zu zeigen oder die Frage nach einer offenen Beziehung aufkommen zu lassen, hätte sich falsch angefühlt.

Apropos Grindr: Ist es als bekannter Schauspieler nicht ungleich schwerer, sich so ungezwungen in den Apps und Klubs auszuleben wie andere auch?

Sie schmeicheln mir natürlich, denn so berühmt, dass mich jeder erkennt, bin ich nun wirklich nicht. Aber ein großer Klubgänger bin ich eh schon lange nicht mehr, das hatte ich zu meiner Studienzeit in New York zur Genüge. Inzwischen bin ich außerdem über 40, da habe ich bei einem klassischen Konzert im Hollywood Bowl meist mehr Vergnügen als bei einer Party. Und klar, Dating-Apps sind mitunter schwierig. Früher oder später kommt die Frage nach einem Foto von einem bestimmten Körperteil, das ich natürlich nicht schicken werde, weil ich nicht weiß, wo das am Ende landet. Das erschwert den Kontakt dort natürlich.

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„Bros“ macht sich ein wenig lustig über die kitschigen Weihnachtsromanzen, die jedes Jahr von US-Sendern wie dem Hallmark Channel produziert werden. Ausgerechnet in solchen Produktionen spielen Sie selbst oft mit. Waren diese Gags Ihre Idee?

Das nicht, aber vielleicht hat Billy noch ein paar mehr ergänzt, als klar war, dass ich die Rolle spiele. Und ein paar Gags musste er auch deswegen anpassen, weil gerade Hallmark in den letzten paar Jahren bei seinen Filmen sehr viel inklusiver und weniger weiß und heteronormativ wurde. Aber ich würde nie ein schlechtes Wort über diese Liebesfilme verlieren. Man hat mir dort Arbeit gegeben, als ich anderswo keine fand, und dass ich als geouteter schwuler Mann dort den Feuerwehrmann, Holzfäller, Eishockeyspieler oder Weihnachtsbaumzüchter spielen darf, in den sich die Heldin verliebt, ist doch durchaus bemerkenswert.

Sie haben Ihre Homosexualität vor rund 15 Jahren öffentlich gemacht, während Sie in „Brothers & Sisters“ eine schwule Rolle spielten. Damals war das noch ungewöhnlicher für einen aufstrebenden Schauspieler, als es das heute wäre. Hatten Sie Angst, es könnte Sie die Karriere kosten?

Teilweise schon. Denn natürlich war ich ehrgeizig und wollte es in diesem Job weit bringen. Aber mir wurde damals auch immer bewusster, wie mein Leben aussehen würde, wenn ich mein Schwulsein verstecke. Und ich wusste, dass ich damit nicht glücklich werden würde. Deswegen war mir schnell klar, dass ich eigentlich keine Wahl habe, denn kein Beruf ist es wert, dass man privat vor die Hunde geht. Letztlich fiel mir das Coming-out deswegen doch auch leicht. Zumal es bis heute junge Menschen in der LGBTQ-Community gibt, die leiden, Angst haben und Schlimmeres. Deswegen kommt es auf jedes Vorbild an!

*Interview: Patrick Heidmann

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