Meghan Trainor im Interview

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Meghan Trainor hat mit All About That Bass nicht nur einen Welthit über große Ärsche geschrieben, der eine der meistverkauften Singles 2014 war, sie ist mit zwanzig auch glücklicher und gelassener als viele andere Menschen in ihrem Alter. Ein Gespräch darüber, warum sie mit Sam Smith zu Drag-Shows geht und Rosen von transsexuellen Fans bekommt und über ihr neues Album Title, das am 9. Januar erscheint.

SAG MAL, WOHER NIMMST DU MIT ZWANZIG DIESES UNGLAUBLICHE SELBSTBEWUSSTSEIN?

Das kommt von meinen Fans, von meinen Auftritten und dem vielen positiven Feedback, das ich bekomme. Ich war ja nicht immer so selbstbewusst und bin das auch noch gar nicht lange. Früher dachte ich immer, ich hätte einfach nicht den richtigen Look für einen Popstar, und habe deswegen relativ früh beschlossen, mich aufs Songwriting zu konzentrieren.

WANN HAT SICH DAS GEÄNDERT?

Vor acht Monaten, als ich meinen Plattenvertrag unterschrieben hatte. Ich war mir meiner Fähigkeiten als Komponistin und Texterin schon lange bewusst und dachte auch, dass ich ganz gut aussehe, aber für Ich werde jetzt Popstar hat es nie gereicht. Das ist jetzt ganz anders, jetzt bin ich sehr selbstbewusst, auch was mein Aussehen anbelangt. Ich habe All About That Bass ja über und für mich selbst geschrieben, als Ermutigung, weil ich damals dachte: Ich wünschte ich wäre so selbstbewusst wie die Frau in diesem Lied. Ich wünschte, ich würde mich selbst so lieben, wie sie es kann. Jetzt singe ich das Lied seit einem halben Jahr auf Bühnen, bin langsam aber sicher diese Frau und liebe mich so, wie ich bin.

HAT DICH DIESE ENTWICKLUNG SELBST ÜBERRASCHT?

Nicht nur mich. Ich war über die Feiertage zu Hause und ab und zu hat mich meine Familie schon so angesehen, als dächten sie: Wer bist du denn? Und was hast du mit unserer schüchternen Tochter gemacht? Meine Geschwister haben mir gesagt, ich wäre so schön geworden und würde viel glücklicher aussehen. Das war toll für mich, weil es sich von innen genauso gut anfühlt, wie es wohl aussieht.

BESCHREIB DIESES GEFÜHL MAL, BITTE.

Ich bin jetzt zwanzig und habe in den letzten Monaten ganz viel von dem geschafft, was auf der Wunschliste für den Rest meines Lebens stand. Ich habe eines Tages ein Bild an mein Vision-Board gepinnt und gesagt: Ich will den größten Hit auf der Welt schreiben. Eine Woche später habe ich meinen Plattenvertrag bekommen und All About That Bass ist passiert. Das ist doch wie ein Märchen, in dem du plötzlich aufwachst und das wahr geworden ist.

WAS WÜNSCHT MAN SICH, NACHDEM DIE MEISTEN WÜNSCHE IN ERFÜLLUNG GEGANGEN SIND?

Es gibt da schon noch ein paar Bilder an meinem Vision-Board. Aber ich versuche auch einfach zu genießen, was gerade passiert, und Spaß daran zu haben. Ich vermisse meine Familie, weil ich ja die ganze Zeit unterwegs bin, aber sonst bin ich gerade sehr, sehr glücklich.

BIST DU DIR BEWUSST DARÜBER, DASS ALL ABOUT THAT BASS NICHT NUR MILLIONEN JUNGER MÄDCHEN, SONDERN AUCH VIELEN IN DER LGBTI*-COMMUNITY GEHOLFEN HAT, SICH SELBST MEHR ZU LIEBEN?

Ich höre das immer wieder und finde es ganz, ganz großartig, wenn meine Lieder so funktionieren. Ich hatte gestern einen Auftritt und ein Fan hat mir einen handgeschriebenen Brief und eine Rose auf die Bühne gereicht. Er erzählte mir, er sei als Mädchen auf die Welt gekommen, aber habe jetzt herausgefunden, er sei ein schwuler Junge und sei viel, viel glücklicher als früher. Und dass mein Lied ihm bei dieser Entwicklung geholfen habe. Ich war so froh, ihn zu treffen und dass er den Mut hatte, mir und dem Publikum seine Geschichte zu erzählen, dass ich ihm gestern mein Lied Close Your Eyes gewidmet und es nur für ihn gesungen habe. Ich meine, wenn dich so was als Performer nicht berührt und dankbar macht, dann solltest du vielleicht etwas anderes tun. Und natürlich ist ein queeres Publikum das beste Publikum, weil es am lautesten kreischt. (lacht)

HAST DU SCHON DRAGQUEENS ALL ABOUT THAT BASS PERFOMEN SEHEN?

Ich habe Videos gesehen, und die meisten davon sind fantastisch. Da würde ich mich vor die Bühne stellen und ganz laut kreischen.

ALL ABOUT THAT BASS HAT ABER NICHT NUR POSITIVES FEEDBACK BEKOMMEN. EINIGE KRITIKER FINDEN DEN SONG ANTI-FEMINISTISCH. VERSTEHST DU, WARUM?

Nein. Es hängt sich alles daran auf, dass ich dünne Mädchen skinny bitches nenne. Aber das ironisiere ich ja in der nächsten Zeile sofort wieder. Das Lied dreht sich doch darum, dass jeder Körper schön ist und jeder sich in seinem zu Hause fühlen sollte. Und wenn ich singe boys like a little more booty to hold at night, heißt das nicht, ich würde dazu aufrufen, dass Frauen das tun, was Jungs wollen. Das ist einfach ein körperpositives Statement. Aber ich kapiere auch, dass unsere Kultur gerade so funktioniert: Wenn etwas gut ist, muss man nachgucken, ob nicht doch etwas damit nicht stimmt. Und dazu hat auch jeder das Recht.

HAST DU EINEN SCHWULEN BESTEN FREUND?

Ich wollte in der Highschool immer einen haben, aber es gab einfach keine offen schwulen Jungs in meinem Jahrgang. Aber Sam Smith ist das jetzt für mich. Der hat mich neulich zu meiner allerersten Drag-Show überhaupt in einen Klub mitgenommen. Die beste Nacht meines Lebens, ohne Scheiß.

WARUM WAR SIE DAS?

Ich bin ja erst zwanzig, obwohl ich mir manchmal vorkomme wie Mitte dreißig, und habe mit dem Nachtleben nicht so viel Erfahrung, weißt du. Ich hatte einfach noch nie eine solche Show gesehen. Die Atmosphäre war so locker und so voller Freude. Und Sam ist einfach der Beste, um um die Häuser zu ziehen. Wir hatten so viel Spaß.

GEHST DU GENERELL VIEL AUS?

Nicht so oft. Ich versuche aber, meine Freunde zu treffen und meine Besties zu sehen, wann immer ich kann. Selbst wenn ich in L. A. bin und eine Show habe, versuche ich, Leute anzurufen, damit sie danach mit mir abhängen. Außerdem wollen mich im Moment ganz viele Leute treffen, Bands und Künstler, mit denen ich immer schon arbeiten wollte. Wenn also mein Management anruft und sagt: Der und der würde gerne zum Dinner gehen und mit dir reden, bin ich immer dabei.

MIT WEM WÜRDEST DU GERNE ARBEITEN?

Mit allen. (lächelt) Mein Ziel als Songwriterin ist es ja, so breit wie möglich arbeiten zu können und mich dabei so vielen Einflüssen wie möglich auszusetzen. Jedes Genre ist spannend. Jason Derulo möchte mit mir einen Dance-Hit schreiben? Gerne doch. Ich mache alles, von Country über Reggae bis Rock. Nur Metal kann ich nicht. Ich liebe so alte Bands wie Boston oder Queen, solches Zeug, aber bei Hardcore-Metal verstehe ich als Komponistin einfach nicht, worum es geht. Die brüllen immer so unmelodisch. Und das Publikum brüllt einfach zurück. Das ist nicht so meins.

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