INTERVIEW
: Agnetha von ABBA

by

Foto: A. Earl

Sie ist wieder da! Neun Jahre nach dem Coversong-Album „My Colouring Book“ kehrt Agnetha Fältskog nun mit ihrem neuen Werk A zurück und klingt dabei kein bisschen müde! Vielleicht hat sie das auch Britney-Produzent Jörgen Elofsson zu verdanken, der der ABBA-Legende ein zeitlos modernes Popgewand verpasste, das der immer noch glockenhellen Stimme von Agnetha hervorragend zu Gesicht steht. Im Interview mit uns erzählt die heute 63-Jährige von ihren Anfängen in Berlin und dem Gefühl, für immer eine Dancing Queen zu sein.

AGNETHA, WAS BEDEUTET DIR DER ABBA-SONG DANCING QUEEN?

Oh, so viel. Zum einen, weil wir ihn am Vorabend der Hochzeit von unserem König und unserer zukünftigen Königin in ihrem Beisein zum ersten Mal der Öffentlichkeit vorgestellt haben. Wir trugen auf der Bühne diese barocken Kostüme, und es hat unheimlich Spaß gemacht zu singen! Zum anderen hat dieser Song vielen Menschen so positive Gefühle und unglaublich viel Energie gegeben das schaffen nur wenige Lieder. Wir waren uns vor Erscheinen einer Platte nie sicher, was ein Hit werden würde. Aber bei Dancing Queen hatten wir keinen Zweifel daran. Wenn er anfängt, erkennt man ihn sofort.

PFLEGST DU IMMER NOCH KONTAKTE ZUR SCHWEDISCHEN KÖNIGSFAMILIE?

Ich habe sie öfter getroffen  nicht in letzter Zeit, das ist schon einige Jahre her , weil ich für eine Weile einen Freund von ihnen gedatet habe. Ich finde, sie machen einen fantastischen Job!

MANCHE DEINER LANDSLEUTE STELLTEN DIE MONARCHIE IN FRAGE, NACH DEM SKANDAL UM DIE AFFÄRE VON KÖNIG CARL GUSTAF MIT CAMILLA HENEMARK VON ARMY OF LOVERS.

Dazu möchte ich lieber nichts sagen, ich will auch nicht politisch werden. Aber ich mag die Königsfamilie wirklich. Manche Leute registrieren vermutlich gar nicht, wie viel sie tatsächlich für das Land tun. Es ist einfach, nur den Ruhm, die Limousinen und die schönen Kleider zu sehen, aber sie sind normale Menschen mit Gefühlen und Fehlern.

STIMMT ES, DASS DU VOR DEINER KARRIERE MIT ABBA EINE WEILE IN BERLIN GELEBT HAST?

Oh ja, damals war ich noch so jung! Ich war ständig in West-Berlin, weil ich in den Hansa Studios aufgenommen habe. Ich habe wirklich oft in Deutschland gearbeitet, viele Singles dort eingesungen. Ich war sogar eine Zeit lang mit einem deutschen Schlagerkomponisten liiert.

Foto: A. Earl

WIE ALT WARST DU DAMALS?

18 oder 19 Jahre jung. Ich habe ja schon früh angefangen mit der Musik. Im Alter von 15 habe ich begonnen, in einem schwedischen Tanzorchester zu singen und live aufzutreten. Es hat mir Freude gemacht, Menschen zu unserer Musik tanzen zu sehen, und ich habe da zum ersten Mal gemerkt, dass ich eine Stimme habe. Ich schrieb meine ersten Texte. Damals wuchs der Traum in mir, Sängerin zu werden.


WORAN ERINNERST DU DICH AUS DEINER BERLIN-ZEIT?

Dass ich anfangs ständig zwischen Stockholm und Berlin hin- und hergeflogen bin. Und irgendwann habe ich mich entschieden, dass ich besser gleich in Berlin bleibe. Also habe ich ein halbes Jahr dort gelebt. Ich hatte eine gute Zeit in der Stadt. Aber ich war jung und unsicher. Ich wusste nicht, wie ich mich geben sollte.

WAR ES ALSO EHER EINE IRRITIERENDE PHASE FÜR DICH?

Oh ja. Mein Freund und ich hingen viel mit einem anderen Pärchen ab. Das Mädchen war so ernst und lachte nie. Und ich dachte immer, vielleicht ist das die Art, wie ich sein sollte. Ich war auf der Suche nach meiner Identität. Wenn ich mit meinem Freund zusammen war, war alles o. k., aber wenn wir ausgingen, in die Restaurants und Bars von West-Berlin, war ich total eingeschüchtert. Es war eine sehr besondere Zeit für mich.

FEIERT MAN MIT 18 NICHT EIGENTLICH WILDE PARTYS?

Bei mir war das selten der Fall. Ich war nie so das Partygirl.

ALSO DOCH KEINE DANCING QUEEN?

Nun, zumindest nicht immer. Es passiert heute schon mal, dass ich zum Tanzen gehe. Ich mag die gesunde Mischung aus Spaß haben und einfach nur relaxen.

DABEI IST MIT „DANCE THE PAIN AWAY“ EIN WASCHECHTER DISCOSONG IN ANLEHNUNG AN ABBA AUF DEINER PLATTE!

Stimmt, meine Tochter Linda singt sogar im Background des Stückes mit! Ich wollte zumindest ein Lied auf dem Album haben, das an die Disco-Ära erinnert. Die anderen Stücke sind eher Liebeslieder.

DU HAST FÜR DAS ALBUM MIT BRITNEY SPEARS PRODUZENT JÖRGEN ELOFSSON ZUSAMMENGEARBEITET ...

Manche Zeitungen schrieben gleich Sätze wie: Agnetha hält Ausschau nach den Songwritern von Britney Spears! Aber so war es nicht. Dieses Album war gar nicht geplant. Ich dachte, ich würde nie wieder eins machen. Aber dann kamen die beiden Produzenten zu mir, und mir gefielen die drei Songs, die sie mir vorspielten.

WIE DAS FLOTTE DUETT MIT GARY BARLOW?

Das ist erst später entstanden! Dabei habe ich Gary Barlow nie getroffen. Ich war auf Mallorca im Urlaub, als er seine Tonspur im Studio in Stockholm eingesungen hat. Aber ich hoffe, wir holen das Treffen nach, wenn ich Anfang Mai in London bin.

BIST DU HEUTE NOCH AB UND ZU IN BERLIN?

Nein, denn noch zu Zeiten von ABBA habe ich extreme Flugangst entwickelt. Ich bin später, zehn oder 15 Jahre lang, in überhaupt kein Flugzeug mehr gestiegen. Aber vor einiger Zeit habe ich eine Therapie gegen meine Flugangst gemacht, und nun fliege ich zumindest zwei- bis dreimal im Jahr aber nur Kurzstrecke!

Foto: A. Earl

WIE LEBST DU HEUTE?

Ich lebe schon viele Jahre draußen auf einem Bauerngut nahe Stockholm. Es ist ein gutes Leben zusammen mit meinen zwei Hunden, die ich sehr liebe. Mein Tagesablauf ist ziemlich ruhig. Ich gehe viel in den angrenzenden Wäldern spazieren, lese gern oder gucke Fernsehen. Ich verbringe viel Zeit mit meinen erwachsenen Kindern und gehe ihnen zur Hand bei meinen Enkeln. Manchmal setze ich mich mit ihnen auch ans Klavier.

SPIELEN DIE HUNDE EINE BESONDERE ROLLE IN DEINEM LEBEN?

Oh ja, man kann von ihnen viel lernen, beispielsweise im Hier und Jetzt zu leben. Sie sind immer da. Du sprichst mit ihnen, und sie verstehen dich auch so. Sie fühlen die Stimmung, in der du dich befindest. Ich glaube, ich habe wirklich eine ganz spezielle Verbindung zu meinen Hunden.

*Interview: Katja Schwemmers

Back to topbutton