Burak Özdemir: „Burak, Berlin, Barock gehören zusammen“

by

Foto: Sophie Schwarzenberger

Foto: Yoann Pisterman

Im Herbst, in der Weihnachtszeit und im neuen Jahr, da erschallt sie überall, die Klassik. Dass sie aber immer modern und spannend sein kann, dafür sorgen Musiker*innen wie Burak Özdemir. Wir telefonierten mit dem Bach-Fan.

Im Herbst wirst du mit Bach begeistern. Was magst du an diesem Komponisten besonders? Ich hänge keiner monotheistischen Religion an, ich habe aber ein Bedürfnis nach Spiritualität. Barockmusik berührt mich im Herzen wie sonst nichts. Komponisten wie Bach, vor allem Bach, lösen in mir ein ganz besonderes Gefühl aus. In diesem sehr schnellen urbanen Leben, in dem alles geplant und materialistisch ist, ist Bach für mich persönlich spirituell wichtig.

Wie kamst du eigentlich zur klassischen Musik? Mein erster Kontakt war Schicksal! Mein Vater ist Professor für Komposition an der Hochschule in Istanbul. Meine Eltern wollten allerdings anfangs nicht, dass ich Musiker werde. Ich wollte Architekt werden, habe immer mit LEGO gespielt. Mir gefiel aber das Fagott, ich war damals elf Jahre alt, und so kam das Instrument zu mir. Meine Beziehung zum Fagott war plötzlich da, auch wenn es mir in den ersten Jahren sehr schwerfiel. Ich wollte es spielen, aber es war Hate, nicht Love. Doch das hat sich gewandelt, mittlerweile ist meine Beziehung zum Fagott eine Liebe, die nie langweilig wird. Jedes Stück, das ich spiele, hat etwas Zeitloses. Das Bach-Programm am 14. Oktober in der Zionskirche hatte 2013 seine Premiere im Berghain. Es war damals das erste Barockkonzert im Berghain. Mit dem Stück gingen wir zehn Jahre auf Tour – und jetzt nach zehn Jahren wieder in Berlin das Programm zu spielen, lässt mich zehn Jahre jünger fühlen. Zeit ist etwas Abstraktes und Burak, Berlin, Barock gehören zusammen.

Verrate mir etwas über die Musica Sequenza. Musica Sequenza ist ein Kammerensemble. Wir spielen auf historischen Instrumenten aus dem 17. Jahrhundert und arbeiten mit Gesangssolisten, Videokünstlern und Tänzern zusammen. Wir gestalten unsere Projekte öfters mit geistlicher Musik, aber zum Teil abstrakter. Wir spielen weniger feierliche Hofmusik. Meine intime Beziehung zur geistlichen Musik des 17. und 18. Jahrhunderts spielt da eine große Rolle. 

Wird bei dir eigentlich Weihnachten gefeiert? Nein, ich bin in Istanbul geboren und aufgewachsen, da hatte man schulfrei an staatlichen Feiertagen oder muslimischen Festtagen. Weihnachten kam in meinem Leben viel später, als ich 2005 nach Berlin gezogen war. Ich will nicht das Klischee bedienen und sagen, Musik ist meine Religion, aber es ist so.

*Interview: Michael Rädel

14.10., Burak Özdemir & Musica Sequenza: „BACH – The Silent Cantata“, Zionskirche Berlin, Zionskirchplatz, Berlin, 20 Uhr, www.musicasequenza.com


Back to topbutton