#EmpireOfTheSun: „Wir wollten immer erfolgreich sein“

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Foto: empireofthesun.co

Mit fantasievollen Videoclips und den zwei Erfolgssingles „Walking on a Dream“ und „We Are the People“ feierten Empire of the Sun weltweite Erfolge. Nun gibt es das neue Album „Ice on the Dune“ des australischen Popduos, das mit zuckrigen Elektropopmelodien abermals ins Reich der Fantasie entführt.

Doch am selben Platz sind die beiden nur selten: Während Sänger Luke Steele bereits im Flieger nach Los Angeles sitzt, steht uns Musiker Nick Littlemore im Büro seiner Londoner Plattenfirma allein Rede und Antwort.

NICK, MIT WE ARE THE PEOPLE FÜHRTEN EMPIRE OF THE SUN ENDE 2010 DIE DEUTSCHEN SINGLE-CHARTS AN. WIE HAST DU DEN GROSSEN ERFOLG ERLEBT? Wir wollten immer erfolgreich sein, aber seit unserem Durchbruch weiß ich auch, dass man vorsichtig sein muss, was man sich wünscht! Plötzlich hast du das alles, und dann realisierst du, dass es zwar eine großartige Erfahrung ist, aber auch eine sehr einsame, denn um weltweit erfolgreich zu sein, musst du Australien verlassen. Und ich mag es überhaupt nicht zu reisen.

WIE SEHR HAT SICH DEIN LEBEN VERÄNDERT? Um 180 Grad! Die letzten fünf Jahre waren so verrückt. Ich habe in Montréal gelebt, war dann ein Jahr mit dem Cirque du Soleil auf Tour. Ich lebte in New York, und nun bin ich nach Los Angeles umgezogen. Ich habe in Sir Elton John einen guten Freund gefunden. Er nahm mich unter seine Management-Fittiche. Er ist Fan von Empire of the Sun und Pnau, meiner anderen Band. Bei Luke war es ähnlich: Er hat mit Jay-Z gearbeitet und Songs für Beyoncé und Usher geschrieben. Empire of the Sun hat uns also viele Türen geöffnet.

WIE IST ES, MIT ELTON JOHN ZU ARBEITEN? Eine wahre Freude! Wir haben immer viel zu lachen. Und genauso wie Luke hat er die tolle Fähigkeit, Melodien zu schreiben, die die Menschen bewegen. Ich kenne nur diese zwei Menschen, die so schöne Melodien kreieren können, dass ich vor denen wirklich niederknie! An Elton schätze ich auch seine Großzügigkeit, denn eigentlich hatte der Cirque du Soleil ihn gefragt, ob er der Komponist und musikalische Leiter der Show Zarkana werden will, die 2011 Premiere feierte. Und dann sagte Elton: Nehmt Nick dafür!

SOWOHL EMPIRE OF THE SUN ALS AUCH DER CIRQUE DU SOLEIL FÖRDERN DIE VORSTELLUNGSKRAFT BEI DEN MENSCHEN ... Es gibt derzeit sogar Gespräche darüber, eine Cirque-du-Soleil-Show mit Empire of the Sun zu machen! Empire of the Sun sollen etwas Ermutigendes haben, denn die Imagination ist doch das Einzige, was die Menschheit retten kann. Die Welt fühlt sich auf vielfache Weise so oberflächlich an. Vorstellungskraft und positive Gedanken können die Welt nur besser machen, denn das bedeutet, einen kindlichen Blick auf die Dinge zu haben, ohne die Schranken der Erwachsenen. Es ist dann egal, ob du schwarz oder weiß bist, alles ist sehr unschuldig. Lukes Stimme klingt auch unschuldig. Und das ist auch die Art, wie wir unsere Musik rüberbringen. Manchmal fühlen wir uns dabei wie im Kindergarten!

WOBEI DU SELBST NUR BEI FERNSEHAUFTRITTEN UND IN VIDEOS MIT LUKE GEMEINSAM AUF DER BÜHNE STEHST VON TOURNEEN HAST DU DICH IMMER FERNGEHALTEN. WARUM EIGENTLICH? Ich war schon als Kind schüchtern. Als ich 13 war, sagte mir mein Arzt, dass meine Wirbelsäule verdreht sei. Ich musste im Alter von 13 bis 18 ein hohes, mehrere Zentimeter dickes Stützkorsett um Rücken und Bauch tragen 24 Stunden am Tag! Das schlägt aufs Selbstbewusstsein. Es ist also etwas an mir, das sich gerne versteckt, auch vor dem Erfolg. Rote Teppiche oder Preisverleihungen sind nichts für mich. Ich war auch nie der Party-Typ. Ich war immer lieber in meinem Zimmer und habe Musik geschrieben.

ICH WÜRDE ANNEHMEN, DASS DU UND LUKE ZWEI GRUNDVERSCHIEDENE TYPEN SEID! Oh ja, komplett unterschiedlich. Aber zusammen sind wir mehr als die Summe unserer Einzelteile. Wir beide haben starke Meinungen, und es gibt auch Momente absoluter Glücksgefühle im Studio. Dann kommen durch unsere Musik Farben zum Vorschein, die an frühe Rothko-Malereien oder die Arbeiten von J. M. W. Turner erinnern. Viele Künstler sprechen nicht umsonst von der Göttlichkeit, die über sie kommt, wenn sie kreativ werden.

KÖNNT IHR ÜBER DIE GLEICHEN DINGE LACHEN? Schon! Aber wir haben sehr unterschiedliche Geschmäcker, wenn es um Filme und so was geht. Lukes Lieblingsfilm ist Dumm und Dümmer. Er mag Comedy. Mein momentaner Lieblingsfilm ist 32 Variationen über Glenn Gould von François Girard aus dem Jahr 1993. Es ist eine Pianisten-Biografie und unheimlich inspirierend!

WAS WAR EUCH BEI DER ALBUM-PRODUKTION VON ICE ON THE DUNE WICHTIG? Empire of the Sun machen Musik mit echtem Equipment wir sind keine Laptop-Band! Das sollen die Leute wissen. Instrumente haben Charaktere, Persönlichkeiten. Wenn du einen Synthesizer von 1973 hervorholst, dann klingt der nicht jeden Tag gleich. Er hat auch mal Depri-Phasen und sagt dir: Heute kann ich nur Bass.

ÄRGERT ES DICH, WENN LEUTE EMPIRE OF THE SUN FÜR EINE SINGLES-BAND HALTEN, DIE NUR GUTE HITS FÜR DIE WERBUNG SCHREIBT? Nein, denn das ist Quatsch! Ich sehe Werbung nur als ein Werkzeug, etwas Schönes rüberzubringen. Deshalb haben wir seinerzeit das Lied We Are the People für den Vodafone-Spot freigegeben. Das heißt aber nicht, dass unsere Alben oberflächlich wären. Es gibt darin viele Botschaften und Bedeutungen zu entdecken. Man muss nur wie beim Wein etwas Geduld haben, nachdem man ihn geöffnet hat. Die einzelnen Geschichten brauchen Zeit, um sich zu entfalten.

*Interview: Katja Schwemmers

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